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狄更斯小说:小杜丽二-Zehntes Kapitel.

时间:2017-11-22来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
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Die Träume der Mrs. Flintwinch mehren sich.
Die kühlen Wartezimmer des Circumlocution Office, wo er ziemlich viele Zeit in Gesellschaft verschiedener lästiger Sträflinge verbrachte, die verurteilt waren, bei lebendigem Leibe auf diesem Rade gerädert zu werden, hatten Arthur Clennam während drei oder vier aufeinanderfolgender Tage reichliche Gelegenheit geboten, den Gegenstand seiner letzten flüchtigen Begegnung mit Miß Wade und Tattycoram genügend zu erschöpfen. Er hatte darüber nicht mehr herausbringen können und war darüber auch nicht unklarer geworden, und auf diesem unbefriedigenden Punkte sah er sich halb gezwungen, die Sache auf sich beruhen zu lassen.
Während dieser Zeit war er nicht in dem traurigen Hause seiner Mutter gewesen. Da aber jetzt wieder einer seiner gewöhnlichen Besuchsabende gekommen war, verließ er seine Wohnung und seinen Associé gegen neun Uhr und ging langsam nach der düstern Heimat seiner Jugend.
Es machte immer auf seine Phantasie den Eindruck von etwas Grimmerfülltem, Geheimnisvollem und Traurigem; und seine Phantasie war empfänglich genug, die ganze Nachbarschaft in dem Anstrich eines dunklen Schattens zu sehen. Wenn er in einer trüben Nacht durch die dunklen Straßen schritt, schienen sie ihm alle wie Niederlagen drückender Geheimnisse. Die verlassenen Kontors mit ihren Geheimnissen von Büchern und Papieren, in Kasten und Schränken eingeschlossen: die Bankhäuser mit ihren Geheimnissen von feuerfesten Zimmern und Kellern, deren Schlüssel sich in sehr wenigen geheimen Taschen und sehr wenigen geheimen Herzen befanden; die Geheimnisse all der zerstreuten Schleifer in der großen Mühle, unter denen ganz gewiß Räuber, Fälscher und Betrüger mancherlei Art waren, die das Licht jedes anbrechenden Tages zur Entdeckung bringen konnte; er dachte vielleicht, daß diese Dinge, durch ihr Verstecktsein die Luft schwer machten. Und während der Schatten immer dichter wurde, je näher man der Quelle kam, dachte er an die Geheimnisse der einsamen Kirchengrüfte, wo die Leute, die heimlich in eisernen Kisten aufgehoben hatten, nun ihrerseits in ähnlicher Weise aufgehoben waren und noch nicht aufgehört hatten wehe zu tun; und dann an die Geheimnisse des Flusses, wie er zwischen zwei finstern Labyrinthen von Geheimnissen, die sich dicht gedrängt viele Meilen weit ausdehnten, die freie Luft und das freie Feld fernhaltend, über denen sich Winde und Vogelflug bewegten, seine trübe wirbelnde Flut hinwälzte.
Der Schatten wurde jedoch immer dunkler, je näher er dem Hause kam; das melancholische Zimmer, das sein Vater einst bewohnt, unheimlich durch das bittende Gesicht, das er selbst hatte erstarren sehen, als niemand außer ihm am Bette wachte, tauchte vor seinem Geiste auf. Die erstickende Luft war Geheimnis. Das Düster und der Moder und der Staub des ganzen Gebäudes war Geheimnis. Im Herzen desselben waltete seine Mutter mit dem unveränderlichen Gesicht und dem unbeugsamen Willen, fest die Geheimnisse aus ihrem eigenen und seines Vaters Leben bewahrend und mit strengem Sinn dem großen letzten Geheimnisse des Lebens die Stirn bietend.
Er war in die enge und steile Straße eingebogen, auf die der Hof oder die Ringmauer ging, in der das Haus stand, als ein anderer Schritt hinter ihm gleichfalls einlenkte, und zwar so dicht hinter ihm, daß er gegen die Mauer gedrängt wurde. Da sein Geist von jenen Gedanken umfangen war, traf ihn diese Begegnung ganz unvorbereitet, so daß der andre Zeit hatte, ziemlich polternd zu sagen: »Verzeihung! Nicht meine Schuld!« und vorbeizugehen, ehe er Zeit hatte, zum Bewußtsein der ihn umgebenden Wirklichkeit zu kommen.
Als dieser Moment vorüber war, sah er, daß der Mann, der vor ihm her ging, derselbe war, der in den letzten Tagen seine Gedanken so vielfach beschäftigte. Es war keine zufällige Ähnlichkeit, unterstützt durch die Kraft des Eindrucks, den der Mann auf ihn gemacht hatte. Es war wirklich der Mann, derselbe, dem er gefolgt, als er mit dem Mädchen ging, und den er dann belauschte, als er mit Miß Wade sprach.
Die Straße fiel steil ab und war außerdem krumm, und der Mann (der, obgleich nicht betrunken, doch das Ansehen hatte, von starkem Getränk aufgeregt zu sein) ging so rasch hinab, daß Clennam ihn aus den Augen verlor. Ohne die bestimmte Absicht, ihm zu folgen, aber mit einem unbestimmten Drang, die Gestalt noch ein wenig länger zu beobachten, beeilte Clennam seine Schritte, um über die Biegung der Straße hinauszukommen, die den Unbekannten seinen Blicken entzog. Als er umbog, sah er den Mann nicht mehr.
Da stand er nun dicht vor dem Torweg des mütterlichen Hause und sah die Straße hinab: aber sie war leer. Nirgend war ein schattiger Vorsprung, der groß genug gewesen, den Mann zu verstecken! nirgend eine Ecke, hinter der er hätte verschwunden sein können: auch hörte man keine Tür auf- oder zuschließen. Demungeachtet war er der Ansicht, daß der Mann einen Schlüssel in der Hand gehabt, eine der zahlreichen Haustüren geöffnet haben und dort eingetreten sein müsse.
Über den seltsamen Vorfall und das seltsame flüchtige Zusammentreffen nachsinnend, trat er in den Hofraum. Als er aus bloßer Gewohnheit nach den schwach erleuchteten Fenstern des Zimmers seiner Mutter hinaufschaute, fielen seine Blicke auf die Gestalt, die ihm soeben aus den Augen verschwunden, die an dem eisernen Gitter des kleinen öden Hofes lehnte und vor sich hinlächelte. Eine von den vielen umherstreifenden Katzen, die sich beständig hier bei Nacht umhertrieben, und die sich vor ihm fürchtete, schien stehengeblieben zu sein, als er stehenblieb, und sah von oben von der Mauer, dem Türbogen und andern sichern Orten auf ihn mit Augen herab, die den seinen durchaus nicht unähnlich waren. Er war nur einen Augenblick stehengeblieben, um sich diesen Spaß zu machen: dann ging er sogleich weiter, indem er den Zipfel seines Mantels über die Schulter warf, stieg die uneben eingesunkenen Stufen hinan und pochte laut an die Tür.
Clennams Erstaunen war nicht so groß, daß er außerstande gewesen, seinen Entschluß nicht sogleich fest zu fassen. Er ging ebenfalls nach der Tür und stieg die Stufen hinan. Der Fremde sah ihn mit prahlerischer Miene an und sang vor sich hin:
»Wer kommt so spät bei Nacht vorbei?
Compagnon de la Majolaine!
Wer kommt so spät bei Nacht vorbei?
Immer froh!«
 
Darauf pochte er wieder.
»Sie sind ungeduldig, Sir«, sagte Arthur.
»Das bin ich auch! Tod meines Lebens, Sir«, versetzte der Fremde, »es liegt in meinem Charakter, ungeduldig zu sein!«
Das Klirren der von Mrs. Affery zur Vorsicht vor die Tür gelegten Kette, ehe sie öffnete, bewirkte, daß sie beide nach dieser Richtung blickten. Affery öffnete ein wenig: sie hielt ein flackerndes Licht in der Hand und fragte, wer zu dieser Nachtzeit so laut poche? »Wie, Arthur?« fügte sie erstaunt hinzu, als sie ihn zuerst bemerkte. »Doch Sie nicht, wahrhaftig? Ach, der Herr schütze uns! Nein«, rief sie, als sie den andern sah. »Er ist wieder da!«
»Allerdings! Er ist wieder da, liebe Mrs. Flintwinch«, rief der Fremde, »öffnen Sie die Tür, und lassen Sie mich meinen teuren Freund Jeremiah in meine Arme schließen! Öffnen Sie die Tür, und lassen Sie mich in die Umarmung meines Flintwinch eilen!«
»Er ist nicht zu Hause«, sagte Affery.
»Holen Sie ihn!« rief der Fremde. »Holen Sie meinen Flintwinch. Sagen Sie ihm, daß es sein alter Blandois ist, der soeben in England angekommen ist; sagen Sie ihm, sein kleiner Junge sei hier, sein Kleinod, sein Vielgeliebter! Machen Sie die Tür auf, schöne Mrs. Flintwinch, und lassen Sie mich inzwischen meine Huldigung – Blandois' Huldigung – der Dame des Hauses darbringen. Sie lebt noch immer? Sehr gut. So machen Sie auf!«
Zu Arthurs wachsendem Erstaunen machte Mrs. Affery, während sie ihn mit weit aufgerissenen Augen ansah, als wollte sie ihn warnen, sich mit diesem Herrn einzulassen, die Kette los und öffnete die Tür. Der Fremde trat ohne weiteres in die Vorhalle und ließ Arthur hinter sich dreinkommen.
»Machen Sie, daß Sie fortkommen. Beeilen Sie sich! Bringen Sie meinen Flintwinch! Melden Sie mich bei der Dame des Hauses an!« rief der Fremde, indem er mit hallenden Schritten auf dem steinernen Flur einherging.
»Bitte, sagen Sie mir, Affery«, sagte Arthur laut und streng, während er den Fremden entrüstet von Kopf bis zu Fuß maß, »wer ist dieser Herr?«
»Bitte, sagen Sie mir, Affery«, wiederholte der Fremde nun seinerseits, »wer – ha, ha, ha, wer ist dieser Herr?«
Die Stimme von Mrs. Clennam rief gerade zur rechten Zeit von ihrem Zimmer oben: »Affery, lasse sie beide heraufkommen. Arthur, komm gleich zu mir herauf!« »Arthur?« rief Blandois, indem er seinen Hut tief abnahm und die Absätze, die gerade zu einem großen Schritte weit voneinander abstanden, zusammenbrachte, während er sich zeremoniös verbeugte. »Der Sohn vom Hause? Ich bin der ergebenste Diener des Sohnes vom Hause!«
Arthur sah ihn nicht gerade schmeichelhafter denn zuvor an und ging ohne Gegengruß die Treppe hinauf. Der Fremde folgte ihm. Mrs. Affery nahm den Schlüssel, der hinter der Tür hing, und schlüpfte hurtig hinaus, um ihren Herrn zu holen.
Ein Zuschauer, der von dem früheren Erscheinen Blandois' in diesem Zimmer wußte, würde einen Unterschied in Mrs. Clennams heutigem Empfang mit damals bemerkt haben. In ihrem Gesicht konnte man das freilich nicht sehen; und auch ihr zurückhaltendes Wesen, ihre ruhige Stimme waren vollkommen in ihrer Gewalt. Der Unterschied bestand einzig darin, daß sie von dem Augenblick, da er eingetreten war, keinen Blick von ihm wandte, und daß sie zwei bis dreimal, wenn er zu laut wurde, etwas auf dem Stuhl, auf dem sie aufrecht dasaß, während die Hände unbeweglich auf den Seitenlehnen ruhten, sich vorbeugte, als wollte sie ihm die Versicherung geben, daß Sie ihm augenblicklich, solange er nur wolle, Gehör zu schenken bereit sei. Arthur mußte dies bemerken, obgleich er über den Unterschied zwischen dem gegenwärtigen und dem früheren Empfang nicht urteilen konnte.
»Madame«, sagte Blandois, »erzeigen Sie mir die Ehre, mich Ihrem Herrn Sohn vorzustellen. Es scheint mir, Madame, als wenn Monsieur, Ihr Sohn, Lust hätte, sich über mich zu beklagen. Er ist etwas unhöflich gegen mich.«
»Sir«, sagte Arthur, indem er ihm rasch ins Wort fiel, »wer Sie immer auch sein mögen, und auf welche Art Sie hierherkommen mögen, wenn ich Herr von diesem Hause wäre, würde ich keine Zeit verlieren, Sie hinauszuwerfen.«
»Aber du bist nicht Herr vom Hause«, sagte seine Mutter, ohne ihn anzusehen. »Zum Unglück für die Befriedigung deines unvernünftigen Wunsches bist du nicht Herr vom Hause, Arthur.«
»Ich mache auch keinen Anspruch darauf, Mutter. Wenn ich an dem Benehmen dieses Herrn in diesem Hause etwas auszusetzen habe, und zwar so viel, daß ich ihn sicherlich keine Minute länger hier dulden würde, wenn ich etwas zu sagen hätte, so geschieht das nur um Deinetwillen.«
»Im Falle eine Zurückweisung nötig wäre, könnte ich sie selbst machen«, versetzte sie. »Und ich würde mich auch nicht besinnen.«
Der Gegenstand ihres Streites, der sich gesetzt hatte, lachte laut und schlug sich mit der Hand auf das Bein.
»Du hast kein Recht«, sagte Mrs. Clennam, immer in Beziehung auf Blandois, obgleich sie die Worte direkt an ihren Sohn richtete, »zum Nachteil irgendeines Herrn zu sprechen (am wenigsten von allen eines Herrn aus fremden Lande), weil er nicht nach deinem Geschmack ist oder sein Benehmen nicht nach deinen Regeln bildete. Wohl möglich, daß der Herr aus ähnlichen Gründen Einwendungen gegen dich zu machen hat.«
»Ich hoffe es«, versetzte Arthur.
»Dieser Herr«, fuhr Mrs. Clennam fort, »brachte bei einer frühern Gelegenheit einen Empfehlungsbrief von sehr geschätzten und für seinen Charakter bürgenden Geschäftsfreunden. Ich weiß durchaus nicht, was der Grund ist, der den Herrn diesmal hierherführt. Ich kenne seine Absichten nicht im entferntesten, und es läßt sich auch nicht voraussetzen, daß ich imstande sei, auch nur die leiseste Ahnung davon zu haben«; ihr gewöhnlich schon sehr finsterer Blick wurde noch finsterer, während sie diese Worte mit langsamer und gewichtiger Emphase aussprach: »wenn der Herr jedoch uns den Zweck seines Besuches auseinandersetzen wird, was ich ihn, gegen mich und Flintwinch, sobald dieser zurück ist, zu tun die Güte zu haben bitte, so wird es sich ohne Zweifel zeigen, daß es sich um unsre gewöhnlichen Geschäfte handelt, die zu fördern unser Beruf und Vergnügen ist. Es kann nichts anderes sein.«
»Wir werden sehen, Madame«, sagte der Geschäftsmann.
»Wir werden sehen«, stimmte sie zu. »Der Herr ist mit Flintwinch bekannt, und als er das letztemal in London war, erinnere ich mich gehört zu haben, daß er und Flintwinch einen Abend in stiller Vertraulichkeit und Gemütlichkeit miteinander zugebracht haben. Ich habe nicht Gelegenheit, viel von dem zu erfahren, was außerhalb meines Zimmers vorgeht, und das Geklapper des kleinlichen irdischen Treibens hat kein Interesse für mich; aber ich erinnere mich, das gehört zu haben.«
»Allerdings, Madame. So war es.« Er lachte wieder und pfiff den Refrain der Melodie, die er vor der Tür gesungen.
»Deshalb, Arthur«, sagte die Mutter, »kommt dieser Herr als ein Bekannter und nicht als ein Fremder hierher; und es ist sehr zu bedauern, daß deine unvernünftige Leidenschaftlichkeit Anstoß an ihm genommen. Ich bedaure es. Ich sage dies zu dem Herrn. Ich weiß, du würdest es nicht sagen; deshalb sage ich es für mich und für Flintwinch, da dieser Herr mit uns beiden Geschäfte macht.«
Man hörte jetzt den Schlüssel in dem Schloß der Haustür und die Tür auf- und zugehen. Infolgedessen erschien Mr. Flintwinch; bei seinem Eintritt stand der Fremde laut lachend von seinem Stuhl auf und schloß ihn fest in seine Arme.
»Wie, geht es, mein teurer Freund?« sagte er. »Wie sieht die Welt aus, mein Flintwinch? Rosenfarbig? Um so besser, um so besser! Ach, aber Sie sehen reizend aus! Sie sehen jung und frisch aus wie Frühlingsblumen! Ach, mein guter, kleiner Junge! Braves Kind, braves Kind!«
Während er Mr. Flintwinch mit diesen Komplimenten überhäufte, drehte er ihn mit einer Hand auf jeder der beiden Schultern um und um, bis die Schwankungen des armen Mannes, der bei dieser Behandlung noch trockner und verdrehter aussah denn sonst, dem eines ausgelaufenen Kreisels ähnlich wurden. »Ich hatte das letztemal eine Ahnung, daß wir noch besser und intimer bekannt werden würden. Fühlen Sie das auch, Flintwinch? Fühlen Sie das schon?«
»O nein, Sir«, versetzte Mr. Flintwinch, »fühle nicht« Ungewöhnliches. Würden Sie sich nicht lieber setzen? Sie kamen gewiß, um noch einmal Portwein zu kosten, Sir?«
»Ah, kleiner Spottvogel! kleiner Schäker!« rief der Fremde. »Ha, ha, ha, ha!« Und indem er zum Schlusse seines Scherzes Mr. Flintwinch von sich stieß, setzte er sich wieder.
Das Erstaunen, der Verdacht, die Entrüstung und die Scham, womit Arthur alledem zusah, machten ihn stumm. Mr. Flintwinch, der von der Heftigkeit des letzten Stoßes zwei oder drei Ellen zurückgetaumelt war, erholte sich wieder, und sein Gesicht hatte den ruhigen, dummen Ausdruck nicht verloren, nur sein Atem war kürzer geworden. Er stierte Arthur an, und nicht weniger verschlossen und hölzern war Mr. Flintwinch äußerlich, als sonst im gewöhnlichen Verlauf der Dinge; der einzige bemerkbare Unterschied war der, daß der Knoten seiner Krawatte, der sich gewöhnlich unter seinem Ohr befand, sich nach seinem Hinterkopf herumgearbeitet hatte, wo er ein schmuckhaftes Anhängsel bildete, nicht unähnlich einem Haarbeutel, wodurch Flintwinch ein höfisches Aussehen bekam.
Da Mrs. Clennam keinen Blick von Blandois wegwandte (auf den sie einen Eindruck machten wie ein stetiger Blick auf einen gemeinen Hund), so wandte Jeremiah kein Auge von Arthur. Es war, als wenn sie stillschweigend übereingekommen wären, jeder seinen besonderen Standpunkt einzunehmen. Während der darauffolgenden Pause stand deshalb Jeremiah da und kratzte an seinem Knie, während er Arthur ansah, als wenn er seine Gedanken mit einem Instrument herauszuholen versuchte.
Nach einer Weile stand der Fremde, als ob er das Schweigen langweilig fände, auf und stellte sich ungeduldig mit dem Rücken an das heilige Feuer, das so viele Jahre unausgesetzt gebrannt hatte. Darauf sagte Mrs. Clennam, indem sie zum ersten Male eine ihrer Hände bewegte und damit die Gebärde der Verabschiedung verband:
»Bitte, Arthur, überlaß uns unsern Geschäften.«
»Mutter, ich tue es mit Widerstreben.«
»Laß dich das nicht kümmern oder überhaupt irgend etwas«, versetzte sie. »Bitte, verlasse uns; komm zu jeder andern Zeit wieder, wenn du es für deine Pflicht halten magst, eine halbe Stunde hier langweilig zu verbringen. Gute Nacht.«
Sie hielt ihm ihre eingehüllten Finger hin, damit er sie, wie gewöhnlich, mit den seinen berühre, und er beugte sich über ihren Rollstuhl herab, um ihr Gesicht mit seinen Lippen zu berühren. Es kam ihm vor, als wenn ihre Wange gespannter und kälter wäre denn sonst. Als er sich aufrichtete und der Richtung ihres Blickes auf Mr. Flintwinchs guten Freund, Mr. Blandois, folgte, schlug dieser mit seinem Zeigefinger und Daumen ein lautes und verächtliches Schnippchen. »Ich lasse Ihren – Ihren Geschäftsfreund mit großem Erstaunen und höchst ungern in meiner Mutter Zimmer zurück, Mr. Flintwinch«, sagte Clennam.
Die genannte Person schlug wieder mit Daumen und Zeigefinger ein Schnippchen.
»Gute Nacht, Mutter.«
»Gute Nacht!«
»Ich hatte einst einen Freund, mein lieber Kamerad Flintwinch«, sagte Blandois, mit ausgespreizten Beinen vor dem Feuer stehend, so deutlich in der Absicht, Clennams zögernde Schritte zu hemmen, daß dieser in der Nähe der Tür stehenblieb: »Ich hatte einst einen Freund, der soviel von der Nachtseite dieser Stadt und ihrem Treiben gehört, daß er sich nach eingetretener Dunkelheit keinen zwei Leuten anvertraut hätte, die Ursache hatten, ihn unter den Boden zu bringen, – meiner Treu! nicht einmal in einem respektablen Hause, wie dieses – außer wenn er ihnen an Körperkraft überlegen war. Bah! was für ein Hasenfuß, mein Flintwinch! Hm?«
»Ein Feigling, das, Sir.«
»Einverstanden. Ein Feigling. Aber er würde das nicht getan haben, mein Flintwinch, außer wenn er gewußt, daß sie den Willen haben, ihn verstummen zu machen, aber nicht die Macht. Er hätte unter diesen Verhältnissen nicht mal aus einem Glase Wasser getrunken – selbst nicht in einem respektablen Hause, wie dieses, mein Flintwinch –, wenn er nicht zuvor jemanden von ihnen daraus hätte trinken, ja schlucken sehen!«
Clennam, der zu antworten verschmähte und es wirklich auch kaum imstande war, da ihm der Atem benommen war, sah den Fremden nur noch beim Hinausgehen flüchtig an. Der Fremde grüßte ihn mit einem abermaligen Schnippchen zum Abschied, und seine Nase senkte sich über seinen Schnurrbart herab, und sein Schnurrbart bäumte sich unter seiner Nase empor, während er unheilverkündend und häßlich lächelte.
»Um's Himmels willen, Affery«, flüsterte Clennam, als sie ihm in der dunkeln Halle die Tür öffnete und er den Weg hinaussuchte, bis er den Nachthimmel erblickte, »was geht hier vor?«
Ihre Erscheinung war wahrhaftig gespenstisch, wie sie mit der Schürze über dem Kopf in der Dunkelheit dastand und dahinter hervor mit leiser, gedämpfter Stimme sprach:
»Fragen Sie mich nach nichts, Arthur. Ich träume seit lange in einem fort. Gehen Sie!«
Er ging hinaus, und sie schloß die Tür hinter ihm. Er sah hinauf nach den Fenstern des Zimmers seiner Mutter, und das trübe Licht, durch die gelben Vorhänge noch gedämpft, schien hinter Afferys Warnung drein zu antworten und zu murmeln: »Frage mich nach nicht«. Geh!« 
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