Chloe setzte sich im Bett auf, ein kalter Schauer lief ihr über denRücken. G.nsehaut kroch ihr die Arme hinauf, und Marvin fiel ihrein. Sie starrte nerv.s an die Decke, als h.tten die W.nde Augen,und zog das Laken enger um sich.
Marvin war der sonderbare Nachbar, der in der Wohnung genauüber ihr wohnte. Der arbeitslose Au.enseiter lebte schon ewighier, lange bevor Chloe vor ein paar Jahren eingezogen war, undChloe wusste, dass etwas mit ihm nicht stimmte. Alle wusstendas. Jeden Morgen stand er an seinem Wohnzimmerfenster undüberwachte den Hof. Aus seinem offenen karierten Bademantelragte sein gro.er, nackter, haariger, alternder Bauch hervor undwei. Gott was noch. Aber das verdeckte gn.digerweise dieFensterbank. Dem Himmel sei Dank. Marvins dickes, wulstigesGesicht war immer von grauen und braunen Stoppeln überzogen,und über den eng zusammenstehenden Augen trug er eineschwarze Plastikbrille. In einer Hand hielt er einen schwarzenKaffeebecher. Was er in der anderen hatte, wollte Chloe liebernicht wissen.
Im Waschkeller ging das Gerücht, dass Marvin emotional gest.rtwar und von der Sozialhilfe seiner alten Mutter lebte. Hinter sei-nem Rücken hatten ihn die Hausbewohner Norman getauft undspekulierten, was mit seiner Mutter geschehen war, die man seiteiner Weile nicht mehr gesehen hatte. Chloe hatte ihn immer fürseltsam, aber harmlos gehalten. Ab und zu traf sie ihn imTreppenhaus oder auf dem Flur. Er l.chelte nie, sondern machtenur ein grunzendes Ger.usch, wenn er an ihr vorbeiging.
Vor zwei Monaten hatte Chloe den dummen Fehler begangen,Marvin bei seiner morgendlichen Wache am Fenster vom Hof auszuzuwinken. Am gleichen Abend hatte er dann mit ihrer Post vorder Tür auf sie gewartet. Er l.chelte sie schief an, entbl..te diekurzen gelben Z.hne und nuschelte irgendetwas von wegen derPostbote habe die Briefk.sten verwechselt. Dann war er wieder dieTreppe hoch zu seinem Wohnzimmerausguck geschlurft, von demaus er sein Reich bewachte.
Seitdem verwechselte der unf.hige Postbote die Briefk.sten an-scheinend mindestens drei Mal pro Woche, und Marvin hatte einneues Hobby, er goss die Pflanzen in der Eingangshalle, prak-tischerweise immer dann, wenn Chloe von der Uni kam. Wenn siemorgens zu ihrem Auto lief, spürte sie seinen starr auf siegehefteten Blick, genau wie abends, wenn sie ihn bei denBriefk.sten traf. Dann fing sein Eierkopf zu schwitzen und zuwippen an wie die Wackelfigur auf einem Armaturenbrett, undChloe spürte, wie sein Blick über ihren K.rper wanderte. In letzterZeit hatte sie den Hinterausgang im Waschkeller benutzt, um dasHaus zu betreten und zu verlassen.
Vor zwei Wochen fingen dann die seltsamen Anrufe an, das Te-lefon klingelte, und sobald sie abnahm, h.ngte der Anrufer ein.
Wenn sie auflegte, h.rte sie jedes Mal, wie die Decke über ihrknarrte – Marvin, der in seiner Wohnung auf- und abging. Viel-leicht war es Marvin gewesen, der heute Abend auf dem Anruf-beantworter war – vielleicht hatte er endlich den Mut gefunden,etwas zu sagen.
Und erst gestern Abend hatte sie einen Moment lang die W.scheim Trockner gelassen, um aus ihrer Wohnung noch ein paar Mün-zen zu holen. Im Treppenhaus begegnete sie Marvin, der so tat, alsg.sse er die Blumen. Als sie die W.sche dann sp.ter in ihrer Woh-nung zusammenfaltete, merkte sie, dass zwei H.schen fehlten.
Und jetzt hatte jemand ihre Post ge.ffnet und den Brief heraus-genommen. Bei der Vorstellung, dass Marvin an ihren H.schenherumfingerte und ihre Briefe las, w.hrend er im Bett über ihremKopf seinen fetten Leib befriedigte, wurde ihr schlecht. Nach demExamen würde sie sich nach einer neuen Wohnung umsehenmüssen – in New York nicht gerade ein Kinderspiel. Jedenfallskonnte sie nicht l.nger im gleichen Haus wie dieser Spannerleben. Bis heute Abend hatte sie noch darüber nachgedacht, mitMichael zusammenzuziehen, aber jetzt ...
Zu viele Gedanken schossen ihr durch den schmerzenden Kopf.
Wie lange musste sie warten, bis sie noch ein Aspirin nehmendurfte? Sie stand auf und ging durchs Wohnzimmer zurWohnungstür, um nachzusehen, ob sie verriegelt war. Als sieeinen Blick durch den Spion warf, rechnete sie fast damit, denfetten Marvin nackt vor ihrer Tür hocken zu sehen, in der einenHand einen Kaffeebecher, in der anderen eine Topfpflanze. Dochdrau.en stand niemand, und im Gang war es dunkel.
Chloe versicherte sich, dass die Tür zweimal abgeschlossen war,dann klebte sie einen Streifen Paketband von innen über den Post-schlitz, damit Marvins Wurstfinger ja keinen Spalt aufdrückenk.nnten, durch die sein gieriger Blick in ihre Wohnung f.nde.
Gleich morgen früh würde sie ein Brett darüber nageln und einPostfach beantragen.
Sie beeilte sich, um in die Kühle ihres Schlafzimmers zurückzu-gelangen. Dort angekommen, schloss sie die Tür. Dann suchte sienoch einmal die Decke ab, um sicherzugehen, dass Marvin keinneues Hobby hatte – Heimwerken zum Beispiel. Doch nachdem siekeine L.cher in der Decke und auch sonst nichts Ungew.hnlichesentdecken konnte, zappte sie noch ein bisschen durch die Kan.le,bis sich das Pochen in ihrem Kopf legte. Drau.en grollte einDonner, und die Lichter flackerten. Das Gewitter h.rte sich heftigan – vielleicht gab es heute Nacht noch einen Stromausfall. Sieschaltete den Fernseher und das Licht aus, rollte sich in ihremBett zusammen und lauschte den Tropfen, die gegen ihr Fensterklatschten. Noch trommelte der Regen sanft, beruhigend, dochChloe ahnte, dass in kurzer Zeit Sturzb.che herunterpladdernwürden. Umso besser. Vielleicht würde ein Wolkenbruch die Dingeein bisschen abkühlen – diese Hitzewelle war unertr.glichgewesen.
K.rperlich und seelisch ersch.pft, fiel sie endlich in tiefenSchlaf. Sie war gerade mitten in einem seltsamen undkomplizierten Traum über ihr Examen, als sie über sich dieheisere, ged.mpfte Stimme h.rte:
.Hallo, Beany. Wie geht es meinem gro.en M.dchen in der gro-.en Stadt? Wollen wir ein bisschen Spa. haben?.
顶一下
(0)
0%
踩一下
(0)
0%
------分隔线----------------------------
- 上一篇:有声德语:丘比特 1-5
- 下一篇:有声德语:丘比特 1-7