Schauspieler wie Alain Delon oder Antonio Banderas haben es in der Rolle gut gemacht, gekonnt und gewollt für die Gerechtigkeit. Sexy außerdem. Aber was soll eigentlich auch schiefgehen in Sachen "männlich/markant", wenn auf dem Drehbuch "Zorro" steht? Autor: Herbert Becker
Zorro kennt jeder - aus Filmen und Fernsehserien, aus Romanen und Musicals, aus Comics und Computerspielen. Zorro ist der Mann mit der schwarzen Maske, der - jedenfalls in den halbwegs klassischen Versionen des Stoffs - tagsüber das Leben eines reichen Landedelmannes in der spanischen Kolonie Kalifornien führt und nachts zum Rächer und Helfer der kleinen Leute wird.
Freund und Helfer
Direkt glaubhaft ist die Geschichte nicht: Der Vertreter einer Kolonialmacht soll nach Einbruch der Dunkelheit genau dieUngerechtigkeiten bekämpfen, derer sich Leute wie er selber am helllichten Tag schuldig machen! Ein Mann, der von morgens bis abends faulenzt, sich aber nächtens zum virtuosen Fechtkünstler mausert! Und den partout niemand erkennt, bloß weil er eine Maske trägt, die ungefähr so viel von seinem Gesicht verdeckt wie eine von diesen modernen schwarzrandigen Brillen! Geh!
Aber bitte, eine spannende Story muss ja nicht realistisch sein ... oder ist sie es gar am Ende doch? Wer weiß. Freilich, die Figur des Zorro ist erfunden, von dem US-Schriftsteller Johnston McCulley, aber: sie soll ein historisches Vorbild haben. Ja! Ein italienischer Historiker will in den vatikanischen Archiven Beweise dafür entdeckt haben, dass der Mann hinter Zorros Maske eigentlich William Lamport hieß und aus Irland stammte.
Ein Ire, der Zorro!
Dieser Lamport sei im 17. Jahrhundert über Spanien nach Mexiko gelangt, habe sich dort Don Guillén Lombardo y Guzmán genannt - und sei alsbald von der Inquisition beschuldigt worden, die Indios aufzuwiegeln und sich selber zum König von Mexiko machen zu wollen. Nach mehreren Gefängnisaufenthalten sei er zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt worden, habe es bei der Vollstreckung des Urteils jedoch geschafft, seine Fesseln zu lösen und sich mit ihnen zu erhängen.
Bis dahin mag die Geschichte noch halbwegs glaubwürdig sein. Immerhin hat Irland eine enorme Zahl von Helden hervorgebracht, und so gut wie allen von ihnen war ein tragisches Ende beschieden. Bis auf den heutigen Tag halten die Iren die Erinnerung an sie wach, und wenn es am Samstagabend im Pub hoch hergeht, dann singen sie lauten Halses davon, wie McDermott und Pearse und Plunkett erschossen wurden, wie Wolfe Tone in seiner Zelle starb, und wie der junge Roddy McCorley mit erhobenem Haupt zur Hinrichtungsstätte schritt.
William Lamport hat bislang keinen Eingang ins irische Liedgut gefunden, Zorro schon gleich gar nicht. Das kann natürlich daran liegen, dass die Idee von dem irischen Zorro erst in den 1990er Jahren aufkam, McCulleys Zorro-Roman aber schon 1919 erschienen war und der erste Zorro-Film im Jahr darauf, nämlich am 27. November 1920, Premiere hatte. Aber was nicht ist, das kann ja noch werden: So eine Lamport-Zorro-Ballade ist schnell gedichtet; "Zorro" reimt sich schon mal auf "tomorrow", das wär was für den Refrain....