Der ganze Skisport gehört dafür eigentlich aufs Siegertreppchen: Nach zähen Versuchen gelang es ihm, die Damenhose gesellschaftsfähig zu machen. Die Goldmedaille gebührt dabei Designerin Maria Bogner. Autorin: Susanne Tölke
"Wie muss ein schönes Frauenzimmer bestellt sein?" So fragte im Jahr 1794 das "Allgemeine Europäische Journal"und gab auch gleich die Antwort: Drei kurze, drei kleine und drei dicke Schönheiten müsse das Weib haben. Was verbirgt sich dahinter? Die drei kurzen Schönheiten sind: Zähne, Ohren und Füße, die drei kleinen Schönheiten sind: Mund, Taille und Hände, die drei dicken Schönheiten sind ... nein, nicht das, was Sie jetzt denken, sondern: Arme, Schenkel und Waden! Das war damals das Schönheitsideal. Schon aus diesem Grunde konnte die Hose für die Frau noch nicht als elegantes Kleidungsstück gelten, auch wenn die Französische Revolution die Damenhose, die "Merveilleuse", hervorgebracht hatte. Es waren auch nicht die Frauenrechtlerinnen, die - vor allem in Amerika - durch unkleidsame Pluderhosen, genannt bloomers, die Hose propagierten.
Die Hosen anhaben
Es war vielmehr der Sport, der der Frauenhose zum Sieg verhalf. Allerdings - auch hier gab es jahrzehntelang unförmige weite Zelthosen, die Scham und Moral schützen sollten. Das Lehrbuch "Die weibliche Turnkunst. Ein Bildungsmittel zur Förderung der Gesundheit und Anmut des Frauengeschlechts", erschienen im Jahr 1850, erklärte schon durch die Beschreibung der Übungen, warum die Damen keine wirklich sportlichen Hosen brauchten: "Der Barren ist ein Gerät für Knaben und Männer. Für Mädchen kommen wegen der Breite ihres Hüftgürtels höchstens einfache Stützübungen in Betracht. Pferd und Bock kommen überhaupt nicht in Frage, da die kräftigen Weitsprünge, die dazu gehören, für die weiblichen Unterleibsorgane schädlich sind."
Sportschäden für Nicht-Hosenträger
Es mussten noch einige Jahrzehnte vergehen und es war am Ende der Skisport, der den Durchbruch erzwang. Zwar hieß es noch 1898 in der Zeitschrift "Wiener Mode":
"Die beste Ausrüstung für Skiläuferinnen ist eine weite Bluse, ein Knickerbocker-Beinkleid und darüber ein Rock, der bis zur halben Wade reicht", aber die Skifahrerin Luise Schupp klagte mit Recht im Konkurrenzblatt "Die Woche": "Am besten ist und bleibt es, im Beinkleid, sprich Hose, zu fahren. Der Rock hindert immer, fasst zu viel Schnee, wird nass, gefriert und umgibt die Trägerin wie eine steife Glocke". 1919 war es dann soweit: Die "Wiener Mode"präsentierte die erste moderne Skikombination: Schmale Jacke, schmale Hose, breiter Schal und alles in verspieltem weiß-rotem Strickmuster. Eine, so der Kommentar, sportliche, praktische Kleidung für Frauen, die zwar Hosen tragen wollen, aber bewusst Farben wählen, die sich von der rein zweckmäßigen Sportkleidung des Mannes unterscheiden.
Damit war die Damenhose gesellschaftsfähig geworden, zumindest die lange. Einen echten Skandal gab´s erst wieder im Jahr 1936, als die Amerikanerin Alice Marble den Centre Court in Wimbledon mit richtig kurzen Shorts betrat. Die Aufregung währte aber nicht lang, dank der überragenden Tenniskunst der jungen Dame.