Als eifersüchtige Ehemänner noch zur Duellpistole griffen, waren Seitensprünge nicht unbedingt gesundheitsfördernd. Dafür waren die Liebesgeschichten dahinter meist roman-würdiger. Fand auch Theodor Fontane ...
Wie aus einem zufälligen Gespräch doch Weltliteratur werden kann … Da saß der schon recht betagte Theodor Fontane bei seiner Gönnerin Emma Lessing zum Diner. Beiläufig erkundigte sich Fontane nach einem gemeinsamen Bekannten. Und da erfuhr er von der Affäre. Ehebruch, Duell, Nebenbuhler erschossen, Frau verstoßen. Und flugs hatte der Schriftsteller die Inspiration für seinen berühmtesten Roman, "Effi Briest".
Der andere tot, die Frau weg
Effi hatte also ein reales Vorbild, die Baronin von Ardenne, geboren 1853 als Elisabeth von Plotho-Zerben. Das Mädchen, kurz Else genannt, wächst frei auf, tollt mit den Bauernbuben durch Wiesen und Wälder, doch damit hat es ein Ende, als sie vierzehn wird. Zu dieser Zeit taucht immer häufiger ein junger Mann auf dem Rittergut auf, der Baron Armand Léon von Ardenne. Noch ist er nur ein Fähnrich, doch bald wird er eine Karriere in der preußischen Armee hinlegen.
In seiner schnittigen Husarenuniform sitzt er am Klavier und beeindruckt mit seinem Geklimpere vor allem die Mutter von Else, die ihre jüngste Tochter gerne unter der Haube sähe. Else selber lehnt den jungen Mann erst einmal ab, heiratet ihn aber dann doch unter dem Druck der verwitweten Frau Mama. Noch am Hochzeitstag verlässt die Jungvermählte das elterliche Gut und zieht mit dem Baron nach Berlin.
Hier findet das junge Paar Anschluss an die gehobene Gesellschaft. Bei den Empfängen des Verlegers Robert Lessing und seiner Gemahlin Emma kreuzen sich die Wege von Else und Theodor Fontane.
Dann wird Ardenne versetzt. Die Familie, mittlerweile sind zwei Kinder geboren worden, geht nach Düsseldorf. Dort begegnet Else einem Mann, der so ziemlich das Gegenteil ihres Gatten darstellt: Emil Hartwich, ein Bürgerlicher, Freigeist, sportlich, künstlerisch begabt. Die beiden verlieben sich ineinander.
Das Verhältnis fliegt auf, als der betrogene Ehemann ein Paket Briefe findet.
Ardenne fordert zum Duell mit Pistolen, Hartwich trifft ein Schuss in den Unterleib und er stirbt vier Tage später in der Charité. Die Ehe von Else wird 1887 geschieden, die Kinder bleiben beim Vater.
Die echte "Effi" dagegen
Effi - im Fontane-Roman - muss sich nach der Scheidung fügen in ein leeres, untätiges Leben. Ihr Autor lässt sie sterben, keine dreißig Jahre alt. Die echte Else aber bildete sich zur Krankenschwester weiter und widmete sich der Pflege nervenkranker Menschen. Sie erlebte das Ende des Kaiserreiches, dessen überkommene und starre Moralvorstellungen in "Effi Briest" angeprangert wurden. Sie erlebte den Ersten Weltkrieg, die Weimarer Republik, den Nationalsozialismus, den Zweiten Weltkrieg und die Anfänge der Bundesrepublik. Am 4. Februar 1952 starb Else von Ardenne, 98 Jahre alt.
"Effi Briest" wurde der erfolgreichste Titel Theodor Fontanes. Was Else von Ardenne davon hielt, dass ihr Leben einen Roman abgab, ist nicht bekannt.
Denn zu ihrer literarischen Verwandten Effi hat sie sich niemals geäußert.