Mit dem Werbespruch „Wie man einen Milliardär heiratet" hat das Beijinger Zentrum für Moral Education seit seiner Eröffnung im vergangenen August über 2.800 Frauen angezogen. Die 23-Jährige Zhou Yue gehört auch dazu. Sie erklärt, wie sie auf die Idee kam, reich zu heiraten:
„Meine Familie hat ein Geschäft und als ich klein war, lief es nicht so gut. In dieser Zeit habe ich oft darüber gegrübelt, warum sich meine Kindheit so von anderen unterscheidet. Also habe ich gedacht, wenn ich einen reichen Mann heiraten könnte, müsste ich mir zumindest über den Lebensunterhalt keine Sorgen machen."
Das Zentrum bietet verschiedene Kurse an, zum Beispiel zum Thema Make-up, oder über die Entschlüsselung des männlichen Charakters. Auch Selbstfindung und traditionelle Tee-Zeremonien stehen auf dem Programm. Shao Tong hat das Zentrum gegründet und ist selbst Trainerin. Warum der Slogan unbedingt provokant sein musste?
„Wir fördern die inneren Werte von Frauen und entwickeln ihr Potential. Wenn wir damit werben würden, dass wir lehren, wie man eine gute Familie führt oder wie man sich verbessert, würden die Frauen nicht kommen. Sie würden denken, dass sie gut genug sind. Also dachte ich mir, warum nicht direkter sein und fragen: „Willst du einen reichen Mann?"
Gebühren von mindestens 300 Yuan RMB pro Stunde können sich die meisten normal verdienenden Frauen nur schwer leisten. Ein paar wohlhabende und qualifizierte Junggesellen sind für eine hohe Gebühr auch direkt an potentielle Partner vermittelt worden. Zum Beispiel der 32-jährige Wen Wen:
„Durch die Kurse können Frauen ihre persönlichen Fähigkeiten aufwerten, und vielleicht sind sie dann passender für Männer wie mich, die nach einer Partnerin suchen. Die Scheidungsraten sind sehr hoch, wahrscheinlich weil sich zwei Menschen oft nicht wirklich verstehen."
Manche Kursteilnehmerinnen hoffen, Männer mit höheren Ansprüchen und besseren Karrieren kennen zu lernen. Experten haben eine andere Meinung über diese Art von Schulen. Xia Xueluan ist Soziologieprofessor an der Peking Universität, er erklärt:
„Es ist ein gesellschaftliches Phänomen, dass viele Frauen reiche Männer heiraten wollen. Eine Ausbildungsinstitution sollte eine korrekte ethische Anleitung anbieten, und nicht Studenten mit dem Spruch ‚Wie heirate ich einen Milliardär' anlocken. Wenn die Organisation diese Art Service anbietet, sollte sie als Partnervermittlung gekennzeichnet werden, nicht als Schule."
Verschiedene Frauen aus verschiedenen Städten haben folgende Meinung zum Beijinger Zentrum für Moral Education.
„Wenn das Training tatsächlich die persönlichen Fähigkeiten erweitert, ist das gut. Aber ich glaube nicht, dass ein paar Kurse so viel verändern."
„Ich glaube, einige werden ihr Ziel erreichen und bei den Veranstaltungen der Schule einen reichen Mann treffen. Viele werden es allerdings nicht sein. Viele nehmen einfach blindlings jede Gelegenheit wahr, um ihre gegenwärtige Situation zu ändern."
„Das Mädchen reich heiraten wollen, ist kein neues Phänomen. Aber ich glaube, dass Geld kein wahres Glück kaufen kann. Es ist gut, dass so eine Schule das Potential von Frauen fördert, aber mit dem Ziel, einen Ehemann zu finden, läuft das Programm gegen den Grundsatz der Liebe und ist nichts mehr als eine Vermittlungsagentur."
Aus der Schule heisst es nichtsdestotrotz, dass 30 Paare erfolgreich zusammengebracht worden seien – mit anschließender Hochzeit. Es ist schwer zu beurteilen, ob die Kurse Frauen tatsächlich helfen, ihre Idealvorstellungen von einer Ehe umzusetzen. Der Service des Moral Education Zentrums liefert ihnen zumindest mehr Möglichkeiten.