Hochzeit ist eines der wichtigsten Ereignisse im Leben eines Menschen. Und weil sich das menschliche Leben ständig ändert, ändert sich auch die Art und Weise, wie man Hochzeit feiert. Doch eine Tradition hält den Gezeiten des Wandels stand: das Hochzeitsfoto. Sogar diejenigen, die keine Lust auf Fotos haben, sind gezwungen, für ihre Hochzeitsurkunde zwei einfache Bilder an die Behörden zu liefern. Doch die allermeisten wollen die Erinnerung an das wichtige Ereignis festhalten und entscheiden sich für Bilder mit allem Drum und Dran.
Es war 1839 als der Franzose Louis Daguerre den Fotoapparat erfunden hat. Es hat nicht lange gedauert, bis in Hongkong, Guangzhou und anderen Städten von Südchina Fotoateliers eröffnet haben. Und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden Hochzeitsfotos zum festen Bestandteil einer Eheschließung. Damals hat man angefangen, Fotografen auf eine Hochzeit einzuladen, die das junge Paar und die Verwandtschaft vor, während oder nach der Zeremonie abgelichtet haben. Der Sammler Feng Zhongbao hat viele solcher Fotos in seiner Kollektion. Man sieht das junge Paar während der Trauung oder ein Gruppenfoto mit alten und neuen Verwandten.
Erst in den 30er und 40er Jahren des letzten Jahrhunderts wurden aus Schnappschüssen von der Hochzeit und Gruppenfotos echte Hochzeitsbilder. Die Braut und der Bräutigam sind damals in ein Fotoatelier gegangen und haben dort gemeinsame Fotos machen lassen. Natürlich haben es damals nur solche Paare gemacht, die vergleichsweise modern dachten. Die heute 85 Jahre alte Pi Surong war eine dieser modernen Frauen. Zwar waren sie damals nicht besonders reich, doch wollten sie ein Foto als ein Andenken haben. Sie erinnert sich:
„Ich habe 1952 geheiratet. Wir haben Verwandte und Freunde eingeladen, es waren vier volle Tische. Nachdem die Formalitäten erledigt waren, sind wir in ein Fotoatelier gegangen, um ein Andenken zu haben. Im Atelier haben sie uns zurecht gemacht, der Mann hat einen Anzug gekriegt, die Frau ein Hochzeitskleid. Nachdem wir zurecht gemacht waren, haben wir ein schwarz-weißes Foto gemacht, nur eine Position."
Angefangen in den 50er und bis in die 70er Jahre hat man aus politischen Gründen keine westlichen Anzüge und Hochzeitskleider mehr angezogen. Die Frischvermählten haben einfach eine saubere Armeeuniform oder ein Arbeitskittel genommen, sich die Haare gekämmt und sind zum Fotografen gegangen. Das Schlüsselwort damals war „schlicht". Die schwarz-weißen Hochzeitsbilder aus jener Zeit haben keinen Hintergrund oder besondere Ausschmückungen. Sie zeigen einfach zwei Menschen vor einer Wand, die Schulter an Schulter aufrecht sitzen und gerade in die Kamera blicken.
Zu Beginn der Achtziger Jahre waren die Auswirkungen der Politik der Reform und Öffnung bereits spürbar. Doch Zhang Fengtong erinnert sich, dass 1980 Hochzeitbilder noch gar nicht in Mode waren. Sogar für die Urkunde brauchte man keine Fotos. Er und seine Frau haben deswegen gar keine Fotos von ihrer Hochzeit. Doch nach zwei Jahren war alles anders. Er erzählt:
„Es war etwa zwei Jahre danach, da wurde das Nachmachen von Hochzeitsbildern populär. Ich habe mir noch gedacht, Hochzeit ist doch eine große Sache im Leben eines Menschen. Und als wir gesehen haben, wie andere Fotos machen ließen, da wollten wir auch ein Andenken haben. Dann haben wir uns auch fotografieren lassen. Damals war es technisch nur möglich, schwarz-weiße Fotos zu machen. Doch der Fotograph konnte sie danach bearbeiten und farbig machen. Wir haben jemanden gefunden, der es für uns gemacht hat. Und die Fotos sind sehr gut geworden. Wir waren auch zufrieden, wie sie bearbeitet wurden."
In den 1990er Jahren wurde es üblich, in Fotosalons zu gehen, die sich auf Hochzeitsfotografie spezialisiert haben. Und im neuen Jahrtausend sind Fragen der Ausstrahlung und Persönlichkeit in den Vordergrund gerückt. Wang Lan ist eine typische Vertreterin der jungen Generation, für die persönlicher Ausdruck über alles geht. Sie erzählt von ihren eigenen Hochzeitsfotos:
„Wenn man ein schönes Andenken an die Hochzeit behalten möchte, dann muss man natürlich Hochzeitsfotos machen. Ich und mein Mann sind in den 80er Jahren geboren. Wir haben uns deshalb für eines der Studios entschieden, die heute so beliebt sind. Im Vergleich zu gewöhnlichen Hochzeitssalons haben die Aufnahmen von so einem Studio mehr Ausstrahlung. Sie entsprechen mehr dem Geschmack der jungen Leute von heute. Wir beide wollten, dass die Aufnahmen unsere Jugend einfangen, dass sie den schönsten Zeitpunkt in unserem Leben für die Ewigkeit festhalten."
Die heutigen Studios spezialisieren sich darauf, die Träume ihrer Kunden wahr werden zu lassen. Sie können Aufnahmen an unterschiedlichen Orten und vor unterschiedlichem Hintergrund organisieren. Manche junge Paare nehmen sogar eine Anreise von mehreren Tausend Kilometern auf sich, um nach Hainan oder Yunnan zu fahren. Auch Xu Guang war außerhalb der Stadt, um Hochzeitsfotos zu machen. Auch wenn es bei diesem Paar nur in die Vororte von Beijing ging:
„Unser Lieblingsbild ist auf einem See in Huairou gemacht. Wir sitzen auf einem Boot und unser Abbild spiegelt sich im Wasser zusammen mit dem Abbild der Berge. Es sieht sehr harmonisch und natürlich aus."
Die heutigen Hochzeitsfotos haben alle einen ganz verschiedenen Stil und Charakter. Die Männer müssen längst keinen Anzug tragen und auch bei den Frauen ist ein Hochzeitskleid nicht mehr selbstverständlich. Bai Yu hat gerade geheiratet und ihre Fotoserie kommt ganz ohne typische Hochzeitskleider aus:
„Ich glaube, dass alle Bilder im Hochzeitskleid gleich aussehen. Der Hintergrund ist gleich, die Posen sind gleich. Es ist total unpersönlich und ziemlich abgeschmackt. Wir sind wie alle anderen an einen besonderen Ort gefahren. Doch hat uns der Fotograf das machen lassen, was wir wollen und hat uns dabei fotografiert. Es gab überhaupt keinen Druck oder Stress."
Aber es gibt natürlich nach wie vor auch die, die in ein traditionelles Hochzeitssalon gehen. Pan Jia ist eine von ihnen:
„Meine Eltern und die Eltern meines Mannes sind ziemlich konservativ, deswegen sind wir in ein traditionelles Hochzeitssalon gegangen. Der Fotograph war ein Profi und das Ergebnis lässt sich sehen. Ich meine, man heiratet schließlich nur ein Mal im Leben, da muss man unbedingt etwas machen lassen, um ein Andenken zu haben."
Ob alt oder jung, modern oder konservativ, in einem Punkt sind sich alle einig: Ein Andenken an das wichtigste Ereignis im Leben muss sein.