Hier finden Sie die 10-Uhr Nachrichten der Deutschen Welle vom Dienstag.
Israel besetzt weitere Palästinenser-Stadt
Union streitet über möglichen Nahost-Einsatz
Weiter Druck auf Stoiber nach Kirch-Pleite
JERUSALEM: Israelische Truppen haben sich aus zwei besetzten Städten im Norden des Westjordanlandes zurückgezogen, gleichzeitig aber eine neue Offensive im Süden gestartet. Während die Truppen aus Tulkarem und Kalkilija abrückten, rollten Panzer mit Luftunterstützung in die Stadt Dora südlich von Hebron. Der Teilrückzug erfolgte offenbar auf Druck der USA. Dagegen wird nach Rundfunkberichten im Flüchtlings- Lager Dschenin weiter heftig gekämpft; in Nablus soll die Armee inzwischen die Kontrolle über die Altstadt erreicht haben. Israel soll zudem dem seit zehn Tagen isolierten Palästinenser-Präsidenten Jasser Arafat ein Treffen mit seinen engsten Beratern erlaubt haben.
RIAD: Der saudische Kronprinz Abdullah hat den USA vorgeworfen, nicht genug Druck auf Israels Regierungschef Ariel Scharon auszuüben. Nur so könne das Blutvergießen in den Autonomiegebieten gestoppt werden, so Abdullah. Gleichzeitig warnte er vor anderen Optionen, die die Araber hätten, falls sein Friedensplan nicht akzeptiert werde. Abdullah hatte sich am Montag mit US-Außenminister Colin Powell in Marokko getroffen, der ersten Station von dessen Nahost-Reise. Powell wird im Tagesverlauf in Ägypten erwartet, am Freitag in Israel.
BERLIN: In der CDU/CSU gibt es Meinungsverschiedenheiten über einen möglichen Nahost-Einsatz internationaler Friedenstruppen unter Beteiligung der Bundeswehr. Bundestagsfraktionschef Friedrich Merz schloss eine solche Mission aus, weil zunächst politische Initiativen den Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern entschärfen sollten. Auch habe die Bundeswehr die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit erreicht. Der CDU-Verteidigungsexperte Paul Breuer hatte sich zuvor für eine deutsche Beteiligung an einer möglichen Friedensmission ausgesprochen und damit einen entsprechenden Vorschlag von Bundeskanzler Gerhard Schröder unterstützt. - Nach einem Bericht der 'Financial Times Deutschland' hat Deutschland ein geheimes Waffenembargo gegen Israel verhängt. Das israelische Verteidigungsministerium habe bestätigt, dass der Bundessicherheitsrat seit drei Monaten entsprechende Exporte nicht mehr genehmige.
HANNOVER: Die Bundeswehr soll nach Auskunft von Verteidigungsminister Rudolf Scharping um bis zu 5.000 Spezialisten verstärkt werden. Eine entsprechende Entscheidung werde er noch in diesem Monat treffen, sagte Scharping der 'Hannoverschen Allgemeinen Zeitung'. Benötigt würden vor allem Fachkäfte für Informationstechnik und Logistik. Die Rekrutierung neuen Personals sei eine Konsequenz aus den Anschlägen vom 11. September sowie den Auslandseinsätzen der Bundeswehr. - Scharping äußerte sich am Rande der Kommandeurstagung in Hannover. Dort hatte sich Bundeskanzler Gerhard Schröder zuvor für ein Gesetz ausgesprochen, das Auslandseinsätze deutscher Soldaten ohne eine vorherige Zustimmung des Bundestages ermöglichen soll.
HANNOVER: Nach dem Insolvenzantrag des KirchMedia Konzerns hält der politische Druck auf den bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber an. Der niedersächsische Regierungschef Sigmar Gabriel, SPD, forderte die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses, um die Rolle der Bayerischen Landesbank bei der Kreditvergabe an Kirch zu klären. Dabei müsse auch die Verantwortung Stoibers deutlich gemacht werden, erklärte Gabriel in einem Interview der 'Westdeutschen Allgemeinen Zeitung'. - Der stellvertretende FDP-Vorsitzende Rainer Brüderle rief unterdessen die Gläubigerbanken von KirchMedia auf, für eine breite Streuung der Anteile an einem möglichen Nachfolgeunternehmen zu sorgen. Damit könne ein Einstieg von Rupert Murdoch und Silvio Berlusconi verhindert werden, sagte Brüderle der 'Berliner Zeitung'.
BONN/KÖLN: Im Zuge der Korruptionsermittlungen in Nordrhein- Westfalen ist der Fraktionschef der CDU im Bonner Stadtrat, Reiner Schreiber, verhaftet worden. Er soll in seiner früheren Funktion als Chef der Stadtwerke eine Million Mark von Baufirmen angenommen haben. - In der Spendenaffäre der Kölner SPD hat die Staatsanwaltschaft beantragt, die Immunität eines Bundestags- und zweier Landtagsabgeordneten aufzuheben.
BERLIN: Der chinesische Präsident Jiang Zemin beginnt an diesem Dienstag sein offizielles Gesprächs-Programm. Nach einem Empfang mit militärischen Ehren durch Bundespräsident Johannes Rau sind Treffen unter anderen mit Bundeskanzler Gerhard Schröder und Kanzlerkandidat Edmund Stoiber geplant. Außerdem sollen eine Reihe von Verträgen unterzeichnet werden. Menschenrechtsgruppen haben während Jiangs bis Samstag dauernden Aufenthalts Protestaktionen angekündigt. Anlass des Besuchs ist die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und China vor 30 Jahren.
PRISTINA: Bei einer Straßenschlacht zwischen Serben und Polizisten der Vereinten Nationen sind in der Stadt Kosovska Mitrovica im Kosovo mindestens 21 Menschen verletzt worden, einige von ihnen schwer. Zu den Zusammenstößen war es gekommen, als die vorwiegend polnischen Polizisten der UN-Mission einen Serben festnehmen wollten. Daraufhin hätten rund 200 seiner Landsleute den Verkehr blockiert und mit Steinen und Handgranaten geworfen.
BERLIN: Nach einem achtwöchigem Testbetrieb hat GERMAN TV in den USA sein 24-stündiges Vollprogramm gestartet. GERMAN TV ist ein Fernsehprogramm von ARD, ZDF und Deutscher Welle, das in den USA im Abonnement für monatlich 15 Dollar angeboten wird. Mehr als 40 Prozent des Programmangebots sind Informationssendungen.
ZUR BÖRSE: Der Deutsche Aktienmarkt ist freundlich in den Handel gestartet. Der DAX lag vor wenigen Minuten bei 5.210 Punkten, das sind 30 Punkte höher als bei der Schlussnotierung am Montag. Die Tokioter Aktienbörse schloss deutlich schwächer. Der Nikkei-Index sackte um 238 Punkte ab und ging mit 11.114 Punkten aus dem Markt. Der Euro wird gegenwärtig mit 0,87-45 US-Dollar notiert.
DAS WETTER IN DEUTSCHLAND: Nochmals viel Sonne, nur in Süddeutschland Wolken, am Alpenrand einzelne Regenfälle. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen zehn und 15 Grad.
Am Vormittag meldeten bei heiterem Himmel:
Hamburg, Berlin, Köln
und München: 3 Grad;
Dresden: 2 Grad;
Frankfurt am Main: 5 Grad.