Bella: Herr Meister, ich will »Faust« auch lesen, ich habe schon so viel davon (= von »Faust«) gehört.
Otto: Ich habe »Faust« gelesen.
Herr Meister: Im Deutschen, Otto?
Otto: Nein, Herr Meister, im Englischen von Bayard Taylor.
Louis: Bayard Taylor? Das ist ja unser Minister in Deutschland.
Herr Meister: »Minister.« Wir brauchen das Wort »Gesandter« dafür. Präsident Hayes hat ihn nach Deutschland gesandt (ich sende, ich sandte, ich habe gesendet). Bayard Taylor war der amerikanische Gesandte in Deutschland.
Otto: Wissen Sie, Herr Meister, daß Bayard Taylor auch groß geworden ist durch die Frauen?
Herr Meister: Das weiß ich nicht, Otto. Ich habe großes Interesse für Bayard Taylor, und ich würde Ihnen dankbar sein, wenn Sie mir von ihm erzählen wollten.
Otto: Ich glaube, Bayard Taylor war nicht älter als zwanzig Jahre, da liebte er eine junge Dame mit seinem ganzen Herzen (ganz = all), und sie wurde sein Weib, aber wenige Minuten vor ihrem Tode.
Bella: Ach!
Louis: Das ist aber sehr traurig.
Otto: Bayard Taylors Schmerz (= Leid) war groß, sein Herz war krank, er suchte Heilung und wanderte durch viele Länder und schrieb seine ersten Bücher.
Anna: Hat Bayard Taylor nicht wieder (= mehr) geheiratet?
Otto: O ja. Seine zweite Frau ist eine Deutsche, die Tochter eines Professors der Astronomie in Jena. Bayard Taylor sagte einmal von ihr (= von seiner Frau) vor vielen Leuten: »Das Gute, das ich geschrieben habe, danke ich meiner Frau.«
Herr Meister: Wissen Sie, was Richard Wagner einst gethan (hat)? (ich thue, ich that, ich habe gethan.)
Otto: Was, Herr Meister?
Herr Meister: Als im Jahre 1876 das große Singspiel »die Nibelungen« zum ersten Male gespielt wurde, im neuen Theater in Baireuth, da saßen die größten Musiker, Sänger, Schriftsteller (= Autoren), bei einem Bankett. Abbé[VIII-1] Liszt stand auf (ich stehe auf, ich stand auf, ich bin aufgestanden), in seiner Hand hielt (ich halte, ich hielt, ich habe gehalten) er einen goldnen Kranz und sprach lange zum Dichter-Komponisten Wagner und endete dann so: »Diesen Kranz sendet Ihnen Italien,« und Liszt setzte den Kranz auf den Kopf des glücklichen Mannes. Dieser aber nahm den goldnen Kranz und setzte ihn auf den Kopf seiner Gemahlin mit den Worten: »Was ich Gutes geschrieben, das danke ich ihr. Sie habe den Kranz!«
Aber nun wollen wir nach Hause gehen. Adieu, meine Freunde!