Bella: In einem englischen Buche habe ich gelesen, daß in alten Zeiten oft Männer mit wilden Tieren in einer Arena gekämpft haben, und das Männer und Frauen daran ihre größte Freude hatten.
Herr Meister: Heute haben wir diese blutigen Spiele nicht mehr, wir gehen lieber in das Theater, in die Oper und in das Konzert.
Otto: Aber in Spanien und Mexico hat man noch heute Stierkämpfe, und Damen und Herren haben daran großes Vergnügen.
Herr Meister: Haben Sie das Gedicht von Schiller »Der Handschuh« gelesen? Nicht? Ich will Ihnen davon erzählen.
König Franz saß in seinem Löwengarten, um den Kampf zwischen Löwen und Tigern und Leoparden anzusehen. Die besten Ritter standen bei ihm, und die schönsten Damen saßen auf dem Balkone. Da winkte der König mit dem Finger, und aus einem Käfig kam ein großer Löwe. Der ist verwundert über alles, was er sieht, — ist still und legt sich nieder in der Mitte der Arena. Der König winkt wieder, und aus einem zweiten Käfig springt ein Tiger. Wie er den Löwen sieht, beginnt er zu murren und in weitem Kreise (= Zirkel) geht er um den Löwen, er fürchtet sich und legt sich zur Seite nieder. Auf den dritten Wink des Königs kamen zwei Leoparden. Sie erschauen (= sehen) den Tiger, springen wild auf ihn zu, und Tiger und Leoparden wollen kämpfen, da steht der Löwe auf und brüllt laut. Die Bestien gehen zurück, sie fürchten ihren König, den Löwen.
Da fällt von dem Balkone ein Handschuh von der schönen Hand einer Dame. Alle sehen es. Und zu Ritter Delorges spricht Fräulein Kunigunde mit feinem Lächeln: »Herr Ritter, wenn Ihr mich liebet, so wie Ihr mir saget, ei, so bringt mir den Handschuh.«