Louis:
Sie thun sich nichts zu Leide,
Hat —— —— —— ——
Anna: Halt, mein Freund! »Leide« verstehe ich nicht.
Otto: »Leide« ist hier ein Synonym von »Böses.« Ein Schäfchen thut dem andern nichts Böses. Das ist klar, nicht wahr? Nun gut; ich kann auch sagen: Ein Schäfchen thut (ich thue, er thut, sie thut, es thut) dem andern nichts zu Leide.
Louis: Hat eins das andere gern .....
Bella: »Gern«? — das Wort weiß ich auch nicht; alle anderen Wörter habe ich gewußt (ich weiß, ich wußte, ich habe gewußt).
Otto: Das glaube ich. »Gern«! Das ist ein Wort, das viele nicht verstehen; und unser Professor mußte lange, lange sprechen, bis wir es verstanden. »Gern,« — hm »gern.« Wie soll ich es klar machen, daß[IV-14] Sie es verstehen? Eine Minute will ich denken. — So, ich habe es. Bella, trinken Sie oft Milch?
Bella: Sehr oft, Otto.
Otto: Warum trinken Sie oft Milch?
Bella: Weil die Milch gut ist.
Otto: Wohl. Die Milch ist gut, und Sie trinken gerne Milch. Schmeckt die Medizin gut?
Bella: Nein, nein! Medizin ist bitter.
Otto: Medizin ist bitter. Sie trinken Medizin nicht gern. Bella, essen Sie oft Beefsteak?
Bella: Ja, sehr oft.
Otto: Warum?
Bella: Weil Beefsteak so gut schmeckt.
Otto: Oh, Beefsteak schmeckt gut. Sie essen gern Beefsteak. Die Blätter am Bäumlein sind gut für die Ziege, nicht wahr? Die Ziege ißt (ich esse, er ißt) die Blätter gern. Warum wollen Sie oft Musik hören, Bella?
Bella: Weil die Musik so schön ist.
Otto: Die Musik ist schön und Sie hören gern Musik. Louis, was ist besser, gutes Wetter oder schlechtes Wetter?
Louis: Gutes Wetter.
Otto: Gutes Wetter ist besser. Du, mein lieber Louis, hast das gute Wetter gern; ich habe das gute Wetter auch gern. Das schlechte Wetter habe ich nicht gern.
Bella: Oh, nun verstehe ich Sie, Otto. Was gut ist für mein Ohr, das höre ich gern; was gut ist für mein Auge, das sehe ich gern. Alles was gut ist, habe ich gern, und alles, was nicht gut ist und nicht schön, habe ich nicht gern.
Otto: So ist es. Viele Leute sagen: »Ich liebe, Beefsteak zu essen.« O, Bella, Anna und Louis! Sagen Sie das nicht. Sagen Sie nie: »Ich liebe, Milch zu trinken.« Sagen Sie: »Ich esse gern Beefsteak, ich trinke gern Milch, oder Kaffee, oder Thee, oder Wein; ich habe gern schönes Wetter.« »Ich liebe« ist mehr, als »ich habe gern.« Man sagt: »Ich liebe meine Mutter und meinen Vater, meinen onkel und meine Tante; ich liebe meinen Bruder, meine Schwester, meine Freundin und meinen Freund.« Nun, ein Stern liebt den andern, nicht wahr? Dafür kann ich auch sagen:[IV-15] »Ein Stern hat den andern gern,« und so sagt der Poet hier.
Louis: O, das ist klar. Das verstehen wir; nicht wahr, Anna?