Gording, die. Gordinge heissen mit Ausnahme der Geitaue alle Taue mit denen ein Segel aufgegeit wird. Und zwar heißen Bukgordinge diejenigen, die am unteren Liek des Segels befestigt sind und den unteren Teil, den Buk d. h. Bauch desselben aufholen; alle viereckigen Segel haben solche „Bukerdings,‟ wie der Seemann das Wort gerne ausspricht. Grosse viereckige Segel haben auch noch Nockgordinge („Nockgordings‟) die am stehenden Liek befestigt sind und die Seiten des Segels aufholen. Sehr hohe Marssegel haben zu Zeiten wohl noch weitere Gordinge am stehenden Liek, die man Schmiergordinge nennt. Der Unterschied zwischen Gordingen und Geitauen ist der, daß erstere vor, letztere hinter dem Segel zur Rahe hinauffahren. Dempgordinge nennt man die Taue mit denen Besan = (Schrat-)Segel unter die Besansruthe oder -Gaffel geholt werden. — Gording heißt auf hochdeutsch Gürtung, da die Segel gleichsam gegürtet werden, die Gordinge (und Geitaue) also Gürtel darstellen; gothisch gaird, altsächsisch gyrdels, althochdeutsch gurtila, altnordisch gjörd; in der Edda wird der Kraft verleihende Gürtel das Tor megin-gjardar genannt.
Gösch, die, heißt die Flagge die am Ende des Bugspriets an einem Stocke, dem Göschstocke, an Sonn-, Feier- und anderen Tagen von beso
nderer Bedeutung weht. Bei unseren Kriegsschiffen besteht die Gösch aus dem oberen inneren Felde der Kriegsflagge, schwarz, weiss, rot mit dem eisernen Kreuz. Das Wort Gösch muß eigentlich Gös heißen, denn es ist aus Holland zu uns gekommen, wo es geus heißt, ausgesprochen Gös. So hießen die Kämpfer in dem Unabhängigkeitskriege der Niederländer gegen Spanien. Das Wort bedeutet Bettler. Als die 300 Verbündeten am 5. April 1566 zu Brüssel der Regentin Margarethe ihre Bittschrift überreichten und diese sich zu entfärben schien, flüsterte ihr der Graf von Barlaimont zu, sie solle sich vor einem Haufen Bettler (gueux) nicht fürchten. Dessen eingedenk trank man sich alsbald darauf bei der Tafel unter diesem Namen zu, und: es leben die Geusen! wurde mit allgemeinem Geschrei des Beifalls gerufen. Nach aufgehobener Tafel erschien der Graf von [176]Brederode mit einer Betteltasche und bald waren alle mit solchen versehen. Das Dasein seiner Beschützer mußte dem Volke versinnlicht und der Eifer der Partei durch ein sichtbares Zeichen in Athem erhalten werden; dazu war kein besseres Mittel, als diesen Namen der Geusen öffentlich zur Schau zu tragen und die Zeichen der Verbrüderung davon zu entlehnen. In wenig Tagen wimmelte die Stadt Brüssel von aschgrauen Kleidern, wie man sie an Bettelmönchen und Büßenden sah. Die ganze Familie mit dem Hausgesinde eines Verschworenen warf sich in die Ordenstracht. Einige führten hölzerne Schüsseln mit dünnem Silberblech überzogen, eben solche Becher, oder auch Messer, den ganzen Hausrat der Bettlerzunft, an den Hüten oder liessen sie an dem Gürtel herunterhängen. Um den Hals hingen sie eine goldene oder silberne Münze, nachher der Geusenpfennig genannt, deren eine Seite das Brustbild des Könige zeigte, mit der Inschrift: „Dem Könige getreu.‟ Auf der andern sah man zwei zusammengefaltete Hände, die eine Provianttasche hielten, mit den Worten: „bis zum Bettelsack.‟ Daher schreibt sich der Name der Geusen, den nachher in den Niederlanden alle diejenigen trugen, welche vom Papsttum abfielen und die Waffen gegen den König ergriffen. (Schiller.) Oft wurden sie auch watergeusen genannt wegen ihrer Tüchtigkeit zu Wasser. Leute die so sehr auf äußerliche Abzeichen hielten, hatten gewiß auch ein solches, oder mehrere in der Flagge die sie führten. In der Tat erfahren wir, daß es in jenen kriegerischen Tagen bei den Geusen eine Flagge gab mit drei P., die bedeuteten „Pugno Pro Patria.‟ — Bekanntlich fing der eigentliche Krieg mit der Einnahme der Festung Briel durch die Geusen an. Davon lesen wir: „Lorsque le Comte de la Marc vint devant la Brille avex ses vaisseaux il portoit dix deniers dans son Pavillon, pour marquer qu'il venoit s'oposer à la levée du dixiéme denier que le Duc d'Albe vouloit exiger.‟ Es werden die Geusen in ihrem Stolz und Trotz auch noch andere ihrer Abzeichen in der Flagge geführt haben. Nach ihnen sahen Leute, die den Namen Geusen als einen Ehrennamen ansahen, mit Begeisterung. Wäre es da ein Wunder, wenn die Flagge, die Geusenzeichen trug, selbst geus genannt worden wäre? Und wirklich belehrt uns Aubin, daß die Bugflagge zu seiner Zeit, Ende des sechzehnten Jahrhunderts, geus geheißen hat, (wie sie denn auch noch jetzt so heißt). So
nst werden wohl die Leute nach ihrer Flagge [177]genannt, hier finden wir den umgekehrten Fall, daß die Flagge nach den Leuten heißt. Daß aber grade die Bugflagge den Namen der Geusen führt, mag zufällig sein, kann aber auch irgend einen beso
nderen geschichtlichen Grund haben und dürfte mit dem Umstande zusammenhängen, daß überhaupt in jenen Tagen die Bugflagge häufiger als heute gesetzt ward. Und die Geusen werden sie nach dem was wir von ihnen gehört haben nicht weniger, so
ndern mehr als andere Leute geführt haben. — Man hört den oberen inneren Teil der Kriegsflagge, welcher die Gösch ausmacht, auch wohl Jack nennen. Das kommt von der englischen Bezeichnung „unio Jack‟ für dieses Feld. „The unio or unio flag of Britain, the natio
nal banner of the United Kingdom, is formed by the unio of the cross of St. George (red on a white ground), the diago
nal cross or saltire of St. Andrew (white on a blue ground), and the diago
nal cross of St. Patrick (red on a white ground)‟; stellt also die unio zwischen England, Schottland und Irland dar. Jack aber ist im Englischen eine populäre Form für James (vom französischen Jacques, Jakob), eine so populäre, daß sie in unzähligen Wendungen, Bedeutungen, Zusammensetzungen und sprichwörtlichen Redensarten gebraucht wird. unio Jack aber „was named after James I, under whose direction the first unio flag was co
nstructed and who signed his name Jacques.‟ Wobei zu bemerken ist, daß es in den Zeiten schwerer innerer Kämpfe auch eine Flagge gab, die unio flag hieß, rot mit der Inschrift: „For the protestant religion And the Liberty of England‟; es war also nichts Ungewöhnliches, daß man die Flagge in Zeichen oder Worten zu denen reden ließ, die unter ihr fuhren.