Flibustier, der = Seeräuber, stammt in seiner gegenwärtigen Gestalt aus dem Französischen, aber der Ursprung ist deutsch. Es gibt in England ein Fährschiff das den Namen flyboat führt und aus den Niederlanden übernommen ist, wo es vlieboot heißt, nach den Vlielandern auf Vlieland, welche Insel durch het Vlie von Terschelling getrennt ist. Da es nun geschichtlich nur zu fest steht, daß die Bewohner der ganzen friesischen Küste von den ältesten Zeiten her bis zu den Tagen der Kontinentalsperre nicht immer die Seefahrt als „erlaubten Nahrungszweig‟ betrieben, sondern den Bremer und Hamburger Schiffen ebenso gut nachgestellt haben, wie die binnenländischen Ritter den Wagen der Kaufleute auf der Landstraße, so könnte [145]das Wort schon von Fliebooter kommen, wenn nicht die alte französische Form fribustier neben flibustier stünde. Das kann ja nun eine der überall so beliebten aus sprachphysiologischen Gründen geschehene Verwechslungen von l und r sein. Doch wäre es denkbar, daß dieses r als organisch angesehen werden könnte, und dann müßte man das Wort von Freibeuter ableiten; sonst auch Aventurier, und im Mittelalter Vitalienbrüder (s. d.) genannt, in amerikanischen Gewässern bucaneer, französisch boucanier, von boucan einem caribischen Worte für räuchern, weil die ersten französischen Ansiedler auf Hayti wilde Ochsen und Schweine jagten und ihr Fleisch räucherten, dann aber auch gegen die Spanier freibeuterten. Vlieboote waren seegehende Kriegsschiffe; im Treffen bei Cadix 1596 waren ihrer etliche mit Erfolg tätig auf Seite der Engländer, „Durchläuchtigste Seehelden‟ I. 405: „In allen diesen grausamen Gefechten, waren der Englischen nicht über hundert Mann geblieben, wiewohl viel von ihren Schiffen offtmals durch und durch geschossen worden, ja etliche wol zu Zwey-und zwantzig malen. Der Pinas, des Ritters Robert Southwell, der zu Kühn war, das Schiff Philippus anzugreifen, ward mit demselbigen verbrandt, das Volck aber davon gerettet. Einer von den holländischen Vlie-Booten, der sich durchgehends tapffer und wol gehalten, gerieth auch durch sein eigen Pulver in Brandt, und blieb mit allem Volck, ausgenommen sieben oder acht Mann, die durch angewendeten grossen Fleiß erhalten wurden.‟
Flieger, der, ein für gewöhnlich nicht gefahrenes, auf Kriegsschiffen überhaupt nicht übliches Segel das nur bei gutem beständigem Wetter zwischen dem Stengenstagsegel und dem Bramstengenstagsegel gesetzt wird, überhaupt alle zwischen den eigentlichen Stagsegeln angebrachten Hilfsstagsegel. Ein Schiff mit solchen gewährt einen besonders schönen Anblick und kann auf den Beschauer den Eindruck erwecken als flöge es. — Auf Wangerooge heißt dagegen flieger eine schmale Flagge die am Maste fliegen gelassen wird und die durch ihr Fliegen die Windrichtung angibt. Vergl. Verkliker.