Cordes'sches Gewehr, das, ist ein Gewehr zum Schießen einer Leine, wodurch eine Verbindung zwischen Rettungsboot und Schiff hergestellt werden kann, wenn das Boot nicht an das [97]Schiff gelangen kann. Die Wurfweite beträgt 70 m. Aus dem Gewehr können auch Leuchtkugeln geschossen werden, um bei Nacht dem in Not befindlichen Schiff das Nahen des Rettungsbootes anzuzeigen. Die Very'sche Pistole dient auch zum Signalgeben durch Leuchtkugeln; sie ist Hinterlader, ihre Handhabung daher sehr einfach, weil die Zündmasse gleich mit in der fertigen Patrone liegt. (Dick und Kretschmer, II. 315.) Cordes und Very sind die Namen der Erfinder.
Crew, die, heißt eine Gemeinschaft von Seeleuten, die Gesamtheit derer, die sich an Bord eines Schiffen from Schiffes befinden, die zusammen die Bemannung eines Bootes ausmachen, Schiffscrew, Bootscrew. Beso
nders aber wird es in der Marine gebraucht für die Gesamtheit derer, die mit einander in einem und demselben Jahre als (See-) Kadetten eingetreten sind. „Wir sind von der 75er Crew,‟ „er ist von meines Mannes Crew,‟ „sie sind Crew-Kameraden,‟ „wir feiern unser Crewfest.‟ — So unzweifelhaft englisch Form, Aussprache und nächste Herkunft sind, so ist doch das Wort gemeingermanisch und bedeutet nichts weiter als Wachstum, das was (in einem Jahre) gewachsen ist („Crescenz‟ sagen sie am Rhein), was in einem Jahre als Zuwachs zur Marine gekommen ist oder was durch langes enges Beisammensein an Bord und Zusammentragen von Freud, Leid und Arbeit zusammengewachsen ist. Verwandt mit dem niederdeutschen greien, groien, grojen (s. Groden), althochdeutsch gruoan, gruan, gruen, gröen, cröen, mittelhochdeutsch grüen, grüjen, mittelniederdeutsch groien, altfriesisch groia, growa, angelsächsich growan, altnordisch groa, norwegisch groe, schwedisch gro: alles grünen, wachsen bedeutend. — Vom lateinischen cresco kommt das französische croître wachsen, recroître wieder (nach-) wachsen und davon recru (unser Rekrut), also der Wiedernachgewachsene, der „Nachwuchs‟. Davon dann recruter ausheben, sich rekrutieren, seinen Nachwuchs beziehen. — Insofern crew (früher crue geschrieben, altisländisch kru) und recru eigentlich dieselbe Bedeutung haben, treffen die getrennte Wege gegangenen Vettern der großen Wortsippe wieder sehr nahe zusammen. — Zu bemerken ist hierbei, daß es ein mittelniederdeutsches Wort krup, krop gibt, das Vieh bedeutet, beso
nders Rindvieh, aber auch Pferde. Schiller und Lübben vermochten es nicht zu deuten und bemerkten richtig nur so viel, daß es nicht von krupen = kriechen komme, da es sich [98]ja nicht um kriechende Tiere handle. Es erscheint mir sehr wahrscheinlich, daß dieses krup gleich crew ist, d. h. das Vieh das einem Besitzer (ursprünglich vielleicht auch bloß in einem Jahre) gewachsen ist, wobei noch einmal zu vergleichen altfriesisch growa, angelsächsisch growan, wachsen. In dieser Annahme werde ich durch den daneben hergehenden, gleichbedeutenden Begriff queck bestärkt. Eine mittelalterliche Rechtsbestimmung sagt: „So die beiden oldern jeven einem Kinde mit — it is gelt ofte ein hovet krops ... und so dat queme, dat dat Kind sturve, deme dat gelt unde queck bit den beiden olden blyven.‟ Hier wird also ein Stück („Haupt‟) Vieh, weil es lebendig ist mit dem Worte bezeichnet das „Leben‟ bedeutet. So gewiß man aber Vieh Leben nennen kann, kann man es auch „Gewachsenes‟, Wachstum, (also auch hier „Crescenz‟) nennen; man muß nur dabei im Auge haben wie wichtig einem Viehzüchter sein Vieh und das Wachsen (und Gedeihen) dieses seines Hauptbesitzstandes ist. So war es für die Betroffenen geradezu eine Lebensfrage, wenn einmal die krup von einer Sturmflut überrascht wurde: wie es in einer dithmarsischen Chro
nik heißt: „umme dusse tidt was ein mechtich storme ... inso
nderheit averraschet dat water an etlichen orden dat krup.‟ Denn, so sagt ein anderer aus jener Zeit, „alle volkere van erst an hebben ehren vo
nehmsten rikedom im krupe gehatt.‟ Es fragt sich also noch sehr, ob die Angeln und Sachsen nicht schon das Wort krup mit über den Kanal genommen und drüben zu crew umgestaltet haben, so daß wir es also auch hier, trotz der so sehr englischen Gestalt, doch mit einem deutschen Worte zu tun hätten.
Culmination, die, ist der Durchgang eines Gestirns durch den Mittagskreis. Die Beobachtung jener Höhe, die es bei diesem Durchgang hat, stellt seine Mittagshöhe fest und ist von ganz besonderer Wichtigkeit für Feststellung des Ortes, da sich ein Schiff befindet. Deshalb wird das Wort culminieren im Munde der Seeleute auch in übertragener Bedeutung gebraucht. „Na, endlich culminiert?‟ wird einer gefragt, der sehr lange geschlafen hat; culmen = Gipfel, Höhepunkt.
Cumulus s. Cirrus.
Cyclon, der. Das griechische Wort für Kreis, Kyklos, hat seit Cyklops, dem Schmiedeknecht Vulkans mit dem einen runden Auge auf der Stirn, die weiteste Verwendung in allen gebildeten [99]Sprachen gefunden: auch zur Beziehung jener gewaltigen Drehstürme in denen, namentlich ehe das Drehungsgesetz der Stürme bekannt war (ein deutscher Gelehrter, Dove, hat es zuerst aufgestellt), manches Schiff mit Mann und Maus untergegangen ist. Cyclone haben einen Durchmesser von 200 bis 500 Seemeilen, der sich um einen windstillen Mittelpunkt („ein kalmes Centrum‟) dreht und mit einer Geschwindigkeit bis zu 30 Seemeilen in der Stunde fortschreiten kann. Sie drehen sich auf der nördlichen Halbkugel nach entgegengesetzter Richtung wie auf der südlichen, nämlich auf dieser mit, auf jener entgegen dem Zeiger einer Uhr. Es geht ihnen eine eigentümliche Windstille und tiefer Barometerfall voraus. Seitdem man das Drehungsgesetz kennt, kann man ausweichen, unter Umständen aber sogar die Drehung benutzen zu einer desto schnelleren Fahrt.