Bootsmann, der. Der Deckoffizier dem die Aufsicht über die gesamte Takelage und das eigentlich Seemännische, soweit es Arbeitsverteilung und Verwaltung des Inventars betrifft, übertragen ist. Englisch boatswain, ein eigentümliches Wort, denn swein bedeutet Knecht, Schweineknecht, Schweinhirt; swain junger Hirt, Junge, Bursch der etwas mit der Schweinherde zu tun hat (vergl. Steward). Französisch bossemann. Im Seebuch 1400 kommt die Form boesman vor, sonst mittelniederdeutsch bosmann, wo es aber noch jeden bezeichnet, der in einem Boot ist, so daß also alle Leute im Boote Bootsleute waren; schließlich hieß überhaupt jeder Seemann bosmann. „De boslüde hebben Rode Clawes vorkregen, welk ein bose tyranne west was, und hebben en in grapenbraden stucke tohowen.‟ (Schiller und Lübben II. 153) s. a. Hochbootsmann. — Ein Bootsmannsstuhl ist eine (aus Segeltuch hergestellte) Sitzgelegenheit die an einem Tau auf- und niedergeholt werden kann. Er wird gebraucht Verwundete aus dem Mars an Deck niederzulassen, seemännische Arbeiten in der Takelage auszuführen und dergl. So nennt man auch den „Stuhl‟ der an einem Tau fährt, das vom Mast eines gestrandeten Schiffes an Land gegeben ist um Schiffbrüchige zu retten.
Bootsmannshellegat, s. Hellegat.[75]
Bootsmannsmaat, siehe Maat.
Bootsmannsstuhl, siehe Bootsmann.
Börtschiff, das, ein Schiff, das zu einer festen und bestimmten Zeit regelmäßige Fahrten nach einem und demselben Orte (und wieder zurück) macht; „d'r is 'n börtfard up Amsterdam inrigt.‟ Mit bören = tragen von phero, fero, aber nicht weil das Schiff die Lasten trägt, sondern weil es ihm gebührt, regelmäßig zu fahren, nachdem der börtmann oder börtschipper sich einmal dazu verpflichtet und die Sache übernommen hat, oder auch, weil das, was sich gebührt in der Ordnung, in der Reihe ist: (regelmäßige) Reihenfahrt betreibt. Weiterhin bedeutet bört die Reihenfolge nach der sich etwas wechselweise zuträgt „de bört is an mi‟; „'t is nu min bört‟. Brem. Wörterbuch: Börtlüde sind die Schmackschiffer, die wöchentlich von Bremen nach Amsterdam und Hamburg, in einer privilegierten Anzahl, wechselweise fahren müssen.
Bord, der. Dieses im Munde des Seemannes so häufig gehörte Wort heißt ursprünglich weiternichts wie Brett und stammt mit „bören‟ und der ganzen weitverbreiteten Sippe von der Wurzel bhar, bedeutet also etwas Tragendes. Früh schon entwickelte sich, weil man mit Brettern etwas baute, einen Raum einschloß und begrenzte, die Bedeutung Rand, Rand des Schiffes, Schiffsbord; worauf dann der Teil für das Ganze genommen und Bord für Schiff gesagt wurde, doch nicht ohne daß die beiden ursprünglichen Bedeutungen daneben im Gebrauche geblieben wären. — Ein gemeingermanisches Wort, im gothischen als fötubaurd, Fußbrett, Schemel bezeugt, althochdeutsch bort, Brett, Tafel, Tisch, altnordisch bord, Tafel, Brett, (Edda: bord, Bord des Schiffes, Tisch). Die Bedeutung Tafel, Tisch ist aus der von Rand hervorgegangen, weil man um den Rand des Tisches herumsitzt. Und im Altsächsischen hieß bord nicht nur Tisch, so
ndern auch Haus, aus Borden, Bördern gebaut, ähnlichem Gedankengang folgend der heute noch anstatt „in meinem Hause‟ sagt: „in meinen vier Wänden, in meinen vier Pfählen.‟ — Für „Schiff‟ wird bord schon früh, im Angelsächsischen, „on borde‟ und im Altfriesischen gebraucht: „and taegh ne weer inoer boerd‟, „und zog ihn wieder binnenbords.‟ — Aus dem althochdeutschen bort, Rand, ist unser neuhochdeutsches Borte hervorgegangen. Es ist auch als bordo ins Italienische, Spanische, Portugiesische gegangen, [76]als bord ins Französische, = Rand, Schiffsrand. Daraus entstand das spanische Zeitwort bordar, einfassen, (mit einem Rande besticken) sticken; das französische (border) broder, woher unser Fremdwort Bordure, mit der fremden Form aber dem einheimischen alten Sinn. Im Altfranzösischen hieß borde Baracke, davon bordele, bordel (ital. bordelle) = Hüttchen, kleine, unansehnliche, schlechte (Bretter-) Bude. — Zu vergleichen ist die Bedeutungsentwicklung von Diele, althochdeutsch dilo, dil, mittelhochdeutsch dile: Brett, bretterne Wandbekleidung, Zimmerdecke, Bretterwand, („gedielter‟) Fußboden, „Diele‟, Schiffsverdeck. Vielleicht ist Bord zeitweilig ebenso wie Diele für Deck, Schiffsverdeck gebraucht worden. In der Zollrolle der Gräfin Margarethe von Flandern vom Jahre 1252 heißt es: „Scuta que bordum habet debet Comiti duos dinarios; si vero bordo carent, debet Comiti unum denarium.‟ Sartorius und Lappenberg bemerken dazu: „Die Schute mit einem (größeren, höheren) Bord ist von größerem Umfange, als die ohne oder mit einem kleinen Bord.‟ Durch diese Erklärung wird aber die Sache nur noch dunkler, denn die Begriffe „größer‟ und „kleiner‟ sind hineingetragen. Es steht da nur von einer Schute die einen Bord hat und von einer die keinen hat. Einen Bord im Sinne von Rand muß aber jedes Schiff haben, auch das kleinste. So darf man vielleicht annehmen, es sei Deck gemeint, so daß ein gedecktes Schiff das Doppelte der Abgabe eines ungedeckten zu zahlen hatte. Diese Vermutung gewinnt an Wahrscheinlichkeit, wenn man in einer Bremer Urkunde von 1312 und 1315 liest: „Si naui, que dicitur eke, hoc commiserint, centum, si alia vocata bortskip, sexaginta marcis etc. etc. debebunt emendare.‟ Es gab also Schiffe die Bortschiffe hießen; da aber jedes Schiff einen Bord hat, so muß etwas anderes als Bord, Rand, gemeint sein, das den Namen gab, und da liegt Deck am nächsten. Dasselbe gilt für das mittelniederdeutschen Urkunden eigene, noch heute in den west- und ostpreußischen Häfen gebräuchliche bordinge; Brem. Stat. 1489: „nemo
ndt schall myt synen bordinghen of schepenn legghen oan der slacht (Bollwerk), dat wuppengeldt (Krahngeld, Hafenabgabe) sy dann thovoren entrichtet.‟ Oldenburgische Urkunde von 1549: „Ike hadde ene burdinge dat is ein stark schepe als ein punte, dar er siene perde mit auer furde‟. — S. „an Bord‟, „von Bord‟, „über Bord.‟