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德国海员用语词典:B.-14

时间:2024-04-23来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: 德国海员用语词典
Bilge, die. Der unterste Raum des Schiffes in dem sich das eingedrungene Wasser sammelt; auch dieses Wasser selbst. Letzteres ist die ursprüngliche Bedeutung des Wortes, welches mit Balg nahe verwandt ist. Balg aber entstammt einer Wurzel, die „anschwellen‟ bedeutet. Offenbar hatte man, wie ja alle Sprache ursprünglich Bildersprache war, einen aufgeblasenen oder mit Wasser gefüllten Balg vor Augen. Aus derselben Wurzel stammt das in Ostfriesland vielfach gebrauchte Verbum belgen, niederländisch belghen, angelsächsisch belgan, englisch to bulge. Auch im Mittelniederdeutschen war dieses belgen gebräuchlich. Es bedeutet in Bewegung kommen, in Hitze und Zorn geraten, dick werden, anschwellen, „geschwollen sein auf jemanden‟, weil einem zornigen Menschen das Blut zu Kopf steigt, das Gesicht sich rötet, die Adern aufschwellen und dick hervortreten. Der Begriff des Anschwellens ist auf das Wasser angewandt worden, („das Wasser rauscht, das Wasser schwoll‟). Eine solche rauschende, schwellende Woge heißt, entsprechend dem erwähnten belgen, Bülge; schwedisch bölja, dänisch, bolge, altnordisch bylgja, wie denn sinnreich und bedeutungsvoll eine der Töchter des Meergottes Ägir in der Edda Bylgia genannt wird. Dieses Bülge aber brauchen wir nur mit i anstatt mit ü zu schreiben, (im Englischen wird es sowohl bulge als auch bilge geschrieben), dann haben wir unser urdeutsches, nur etwas anglisiert ausgesprochenes Seemannswort Bilge. Mit einiger Phantasie können wir uns leicht vorstellen, wie bei den alten [62]deutschen Seefahrern in ihren immerhin kleinen, oft offenen Schiffen diese im untersten Schiffsraum hin- und herwogenden, schwellenden Bülgen, deren Anschwellen es mit aller Macht zu bekämpfen galt, eine wichtige Rolle im Schiffsleben gespielt haben.
 
Im Althochdeutschen hieß bulga ein Ranzen, Felleisen, lederner Sack und belgan aufgebracht sein, zornig sein, aufschwellen; mittelhochdeutsch bulga die aufgeschwollene Woge. Aber gegen bulga im Sinne von Bilge hat sich das Hochdeutsche lange gesträubt, denn nicht immer ist den Deutschen die Bewegung des Bilgewassers bei der Benennung das Ausschlaggebende gewesen. Es scheint als ob der Begriff der Bewegung erst an der im Vergleich zum Mittelmeer so viel bewegteren Nordsee in den Vordergrund getreten und daß Bilge daher lange Zeit ausschließlich niederdeutsches Eigentum gewesen wäre. Im Althochdeutschen hatte man zwar, wie bemerkt, das Wort bulga, aber die Bilge nannte man sentine. Dieses Wort stammt aus dem Mittelmeer, es ist das lateinische sentina und beweist, daß man in jenen sanfteren Gewässern bei der Namengebung mehr an den üblen Geruch des betreffenden Wassers als an seine Bewegung gedacht hat, denn sentina heißt Jauche, Abwasser, Auswurf, Hefe, Unflat; daher französisch sentine zugleich Pfuhl und Bilge heißt, englisch sentine Senkgrube, Sammelstelle stinkenden Wassers. Wer einmal Bilgewasser gerochen hat, der wird sich also über die Benennung im Althochdeutschen nicht wundern.  —  Als unterster Raum im Schiffe diente die sentine in Zeiten, da man auf Hygiene wenig achtete und sich um die Gesundheit der Gefangenen nicht viel bekümmerte, auch als Gefängnis, als Arrestlokal. Und dieser Umstand könnte vielleicht zur Erklärung des Wortes sentinelle, englisch sentinel dienen. Daß dasselbe von sentire, wahrnehmen, direkt abgeleitet wäre, ist doch kaum anzunehmen, man müßte denn einem Posten, einer „Schildwache‟ eine ganz besondere, in der Nähe der sentine noch dazu sehr übel angebrachte Sensibilität zuschreiben wollen. Daß aber der Posten vor der sentine sentinelle genannt worden ist, wird den nicht wundern, der weiß, daß der Mann, der bei den Schilden Wache stand, selbst Schildwache genannt worden ist.  —  Holländische Matrosen nennen die Bilge nicht unwitzig pis-bak, auch pis-gat, kurzweg auch bloß gat, Loch. Das ging ins Französische über als gatte, jatte, und die französischen Matrosen machte daraus scherzweise  —  Agathe.[63]
 
Es gab früher noch ein drittes Wort für Bilge, das aber meines Wissens nur noch im Gröningenschen im Gebrauch ist: durk. Halbertsma erklärt es: „spatium in navis fundo inter tabulatum interius et exterius, receptaculum aquae stillantis per rimas, sentina‟. Im ostfriesischen kommt das Wort nur noch in der Form turk vor, Bezeichnung für den hintersten, abgeteilten, dunklen Teil eines Mäherzeltes. Aber im schwedischen ist es erhalten, nur daß da durk einen Schiffsraum bedeutet, der als Last dient, also immerhin die der Bilge nahen Räume. Der Teuthonista hat das Wort in der Form dorrick, „dat dyepste van den scheep den water naist‟; „dorrick in en schip, dair sych al dat water in den schip vergadert, sentina‟. Angelsächsisch thurruc, auch im englischen noch als thorruke bekannt. Mittelniederdeutsch hieß es dork; aber durk dürfte die ursprüngliche, auf Lautmalerei beruhende Benennung der da unten, wo es fürchterlich ist, gurgelnden Gewässer sein.
 
Ein viertes Wort wird heute noch gebraucht: Sod, oft in der Zusammensetzung Pumpensod; „der niedrigste Ort im Schiffe beym großen Mast, wo die Pumpen stehen und wohin sich wegen der Krümmung oder des Springs des Schiffes alles im Raum befindliche Wasser durch die Nüstergaten zusammenzieht‟ (Röding II 310). Dieser Raum heißt in der „Beschriving van der Kunst der Seefahrt‟ 1673 „Soet‟. Die Bedeutung kommt der von Bilge sehr nahe, denn Sod ist das niederdeutsche und niederländische sod oder sot = Brunnen, und kommt mit sode = das Sieden, Kochen, Brodeln, Aufkochen, Aufwallen, Aufquellen, Aufstoßen, (daher „Sodbrennen‟) von seden = sieden, kochen, wallen. 
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