Balje, die.
1. Ein Wasserbehälter = Bütte.
2. Ein Wasserlauf zwischen den Watten, fahrbar auch bei Ebbe, z. B. die blaue Balje bei Wangeroog.
Französisch 1702: baille; holländisch 1702: baalie; Groningen: boalie, boalje, melkboalie, Melkeimer.
Beide Bedeutungen sind aus alten Zeiten bezeugt, indem das „Seebuch‟ balge für Wasserlauf hat und der Teuthonista baly für vas, Faß. Das Gemeinschaftliche der Bedeutung ist der Begriff „Wasserbehälter‟. Die Balje im Watt behält ja ihr Wasser auch bei ablaufendem Wasser, bildet also gleichsam eine Balje im Sinne von Bütte. Es ist auf das unter „Bagger‟ Gesagte zu verweisen. [46]Das heute noch in England gebräuchliche bag hieß altenglisch bagge, a beggars bagge, ein Bettelsack; gälisch bag, kymrisch baich, bretonisch beach = Last, Bündel. Der Dudelsack oder die Sackpfeife heißt im englischen bekanntlich bagpipe. „The bagpipe consists of a leathern bag, which receives the air from the mouth, or from bellows; and of pipes, into which the air is pressed from the bag by the performers elbow.‟ Was heute „a leathern bag‟ ist, das war, wie bekannt, früher ein Balg, Ziegenbalg oder dergleichen. Wenn wir nun bedenken, daß im Lombardischen der Weinschlauch baga heißt, und daß Weinschläuche nichts anderes waren und sind als Bälge, so kommen wir auf Balg als Etymon zu Bag. In der Tat sind überall die ersten Säcke der Menschen abgebalgte Tierhäute gewesen. Bag ist aus Balg durch Schwund des unbequemen l entstanden. Hieß doch im angelsächsischen bag noch baelg, und im gälischen kommt neben bag auch balg vor. Natürlich wurde solch ein Balg nicht bloß zum Weintransport benützt, er diente, namentlich auch bei seegehenden Schiffen, als Wasserbehälter und Wasserbehälter ist die Balje. Das Wort wird oft auch Balge geschrieben und erinnert in dieser Schreibart noch mehr an seine Abstammung von Balg. Gotisch balgs = Schlauch, mati-balgs = Brotsack, Reisetasche, Eßsack; althochdeutsch: balg, was ins keltische als bulga übergegangen ist; Festus: „bulgas Galli sacculos scorteos vocant‟. Mittelhochdeutsch: balc = Hülse (gleichsam das abgezogene Fell des Korns), Schlauch, großes Trinkgefäss. — Um zu verstehen, wie aus Balge Balje geworden ist genügt es, an die Schreibweise im „Seebuch‟ ballighe, oder noch einfacher und näher liegend an die weitverbreitete Aussprache des g wie j zu denken.
Ballast, der. Eine Last aus Sand, Eisen etc. die nur eingenommen wird um dem Schiffe den nötigen Tiefgang zu verleihen. — Über die Bedeutung diese Wortes ist vielerlei vermutet worden. Es sollte von Bale = Bole = Last kommen, weil es eine Last sei, die auf Bohlen liegt. Aber dann wäre jede Last Ballast, denn worauf soll sie anders zu liegen kommen als auf Bohlen? — Es sollte Back-Last, Rücklast, sein; allein, nicht jede Rücklast ist Ballast, sie kann sogar sehr wertvoll sein. Dann hat man an das keltische bal = Sand gedacht, aber nicht jeder Ballast ist Sand. Halbertsma hat sich folgender Phantasie hingegeben: [47]Bar-lest = saburra, ex bara, unda, et lest, onus; „saburra enim impedit quo minus vacua navis vi undae et venti in latus prosternatur‟. — Und doch ist die Erklärung, auf die meines Wissens noch niemand verfallen ist, sehr einfach. Man muß zunächst von Kriegsschiffen ganz absehen und an Handelsschiffe denken, denen alles darauf ankommt, gewinnreiche Ladung zu bekommen für Hin- und Rückfahrt. Wenn ihm das nicht gelingt, so muß es freilich des nötigen Tiefganges wegen irgend eine Ladung einnehmen, auch solche, die hernach einfach wieder ausgeladen und als unnütz beiseite geworfen werden muß. Das ist dann eine schlechte, böse, üble, nicht lohnende Last. Und eben darum heißt sie Ballast. Bal hieß in allen germanischen Sprachen, heißt teilweise sogar heute noch schlecht. Gotisch balvjan, einem Böses tun, ihn plagen; althochdeutsch bale, malitia, balemund, schlechter Vormund, auch palo und bale, Verderben, Bosheit, Qual, Pein (Ballast zu fahren macht den Schiffer Qual und Pein genug); altsächsisch balu, Übel, baluwerk, Übeltat, baluspraka, verderbliche, schlechte Rede; angelsächsisch balu, bealu, perniciosus, malus; altenglisch bale, malus; altfriesisch bael, böse, bael mond, baelmond, schlechter Vormund. Im späteren Friesisch finden wir baldedich, gewalt-übel-tätig, balstiurrich, schlecht zu steuern, von einem, der in seinem Zorn, seiner Wut schwer zu behandeln ist; bal-éarich ist einer der schlecht hört. Auch im Nordfriesischen (Outsen) kommt balstürig, schwer zu lenken, als sehr bekanntes Wort vor. Desgleichen in Bremen für frevelhaft, gewalttätig. In Gro
ningen sagt man: „doar is't bal‟, da ist es verkehrt, da steht es böse, da ist's nicht in Ordnung. Ein unnützes Kind heißt da geradezu ballast. Ein Junge, der nicht hören will, ist ein „Schlechtohr‟, „'n baloorn van 'n jong‟. Ähnlich heißt in Westfalen balhaerig, schlecht hörend, und zwar nicht taub, so
ndern schwerhörig von einem der aus Bosheit und Unart nicht hören will. — Also „unnütze Last‟. Das Richtige scheint schon der Teutho
nista geahnt zu haben, der es mit o
nnutte scheepvracht wiedergibt. — Desgleichen Kilianus: bal vet. Holl. malus, inutilis, baldaed malefactum, baldaedigh maleficus; ballast: inutilis farcina, inutile onus, quo navis oneratur, ut stabilior sit. — Im Übrigen ist die älteste Urkunde, in der ich das Wort gefunden habe, ein Hansa-Receß vom Jahre 1442.