Daheim trat die böse Königin wieder vor ihren Spiegel und fragte ihn:
"Spieglein, Spieglein an der Wand, Wer ist die Schönste im ganzen Land?"
und der Spiegel antwortete:
"Frau Königin! Ihr seid die Schönste hier, Aber Schneewitchen hinter den sieben Bergen, bei den sieben Zwergen, ist noch tausendmal schöner als Ihr."
Da wusste sich die Königin vor giftiger Wut darüber, dass alle ihre bösen Ränke gegen Schneewitchen nicht fruchteten, gar nicht zu lassen und zu fassen und tat einen schweren Fluch. Schneewitchen müsse sterben und solle es ihr, der Königin, selbst das Leben kosten.
Und darauf machte sie heimlich einen schönen Apfel giftig, aber nur auf einer Seite, wo er am schönsten war, nahm dazu noch eine Korb voll gewöhnlicher Äpfel, verstellte ihr Gesicht, verkleidete sich wie eine Bäuerin und ging abermals über die sieben Berge. Sie klopfte am Zwergenhäuslein an und sie rief:
"Holla! Schöne Äpfel kauft! kauft!"
Schneewitchen sah zum Fenster heraus und sagte:
"Geht fort, liebe Frau. Ich darf nicht öffnen und auch nichts kaufen!"
"Auch gut, liebes Kind!",
sprach die falsche Bäuerin.
"Ich werde auch ohne dich meine schönen Äpfel noch alle los! Da hast du einen umsonst!"
"Nein nein, ich danke schön. Aber ich darf nichts annehmen!",
rief Schneewitchen.
"Denkst wohl gar, der Apfel wäre vergiftet, was? Siehst du, da beiße ich selber hinein! Das schmeckt gut! So etwas hast du in deinem ganzen Leben nicht gegessen."
Dabei biß das trügerische Weib in die Seite des Apfels, die nicht vergiftet war. Schneewitchen wurde lüstern und griff nach dem Apfel hinaus. Die Bäuerin reichte ihn hin und blieb stehen. Kaum hatte Schneewitchen den Apfel auf der anderen Seite angebissen, wo er ein schönes rotes Bäckchen hatte, so wurden Schneewitchens rote Bäckchen ganz blaß, und es fiel um und war tot.
"Nun bist du aufgehoben, Ding!",
sprach die Königin und ging fort. Zu Hause trat sie vor den Spiegel und fragte wieder: