Die Königin trat, als sie von ihrem schlimmen Gange wieder nach Hause kam, gleich vor ihren Spiegel und fragte ihn:
"Spieglein, Spieglein an der Wand, Wer ist die Schönste im ganzen Land?"
und der Spiegel antwortete:
"Frau Königin! Ihr seid die Schönste hier, Aber Schneewitchen hinter den sieben Bergen, bei den sieben Zwergen, ist noch tausendmal schöner als Ihr."
Da schwoll der Königin das Herz vor Zorn, wie einer Kröte der Bauch. Und abermals sann sie Tag und Nacht auf Schneewitchens Verderben.
Bald nahm die wieder die falsche Gestalt einer anderen Frau an, durch Verstellung ihres Gesichts und fremdländische Kleidung, machte einen vergifteten Kamm und ging über die sieben Berge an das kleine, kleine Zwergenhäuslein. Dort klopfte sie wieder an die Türe und rief:
"Holla! Holla! Kauft schöne Waren! Holla!"
Schneewitchen sah zum Fenster heraus und sagte:
"Ich darf niemand hereinlassen!"
Das Kramweib aber rief:
"Schade um die schönen Kämme!"
Und dabei zeigte sie den giftigen, der ganz golden blitzte. Da wünschte sich Schneewitchen von Herzen einen goldenen Kamm und dachte nichts Arges. Sie öffnete die Türe, ließ die Krämerin herein und kaufte den Kamm.
"Nun will ich dir auch zeigen, mein allerschönstes Kind, wie der Kamm durch die Haare gezogen wird",
sprach die falsche Krämerin und strich dem Schneewitchen durchs Haar. Da wirkte gleich das Gift, dass das arme Kind umfiel und tot war.
"So, nun wirst du wohl das Wiederaufstehen vergessen,"
sprach die böse Königin und entfloh aus dem Häuschen.