"Weißt du was?" sagte Ole Luk-Oie; "Werde nur nicht furchtsam! Hier wirst du eine kleine Maus sehen!" Und dann hielt er ihm seine Hand hin mit dem leichten, niedlichen Tier in derselben. "Sie ist gekommen, um dich zur Hochzeit einzuladen. Es wollen diese Nacht zwei kleine Mäuse in den Stand der Ehe treten. Sie wohnen unter deiner Mutter Speisekammerfußboden: das soll eine schöne Wohnung sein!"
"Aber wie kann ich durch das kleine Mauseloch im Fußboden kommen?" fragte Hjalmar. "Da laß mich nur sorgen!" sagte Ole Luk-Oie. "Ich werde dich schon klein machen!" Und nun berührte er Hjalmar mit seiner Zauberspritze, worauf dieser sogleich kleiner und kleiner wurde; zuletzt war er keinen Finger lang. "Nun kannst du dir die Kleider des Zinnsoldaten leihen; ich denke, wie werden dir passen, und es sieht so gut aus, Uniform zu tragen, wenn man in Gesellschaft ist!". "Ja freilich!" sagte Hjalmar, und da war er im Augenblick wie der niedlichste Zinnsoldat gekleidet.
"Wollen Sie nicht so gut sein und sich in Ihrer Mutter Fingerhut setzen", sagte die kleine Maus; "dann werde ich die Ehre haben, Sie zu ziehen!" "Gott, wollen das Fräulein selbst sich bemühen!" sagte Hjalmar; und so fuhren sie zur Mäusehochzeit.
Zuerst kamen sie unter den Fußboden in einen langen Gang, der gar nicht höher war, als das sie gerade mit dem Fingerhut dort fahren konnten; und der ganze Gang war mit faulem Holz ausgelegt.
"Riecht es hier nicht herrlich?" fragte die Maus, die ihn zog. "Der ganze Gang ist mit Speckschwarten geschmiert worden! Es kann nichts Schöneres geben!" Nun kamen sie in den Brautsaal hinein. Hier standen zur Rechten alle kleinen Mäusedamen; und die wisperten und pisperten, als ob sie einander zum besten hätten. Zur Linken standen alle Mäuseherren und strichen sich mit der Pfote den Schnauzbart; mitten in dem Saal aber sah man die Brautleute; die standen in einer ausgehöhlten Käserinde und küßten sich gar erschrecklich viel, denn sie waren ja Verlobte und sollten nun gleich Hochzeit halten.
Es kamen immer mehr und mehr Fremde; die eine Maus war nahe daran, die andere totzutreten, und das Brautpaar hatte sich mitten in die Tür gestellt, so daß man weder hinaus- noch hereingelangen konnte. Die Stube war ebenso wie der Gang mit Speckschwarten eingeschmiert, das war die ganze Bewirtung; aber zum Dessert wurde eine Erbse vorgezeigt, in die eine Maus aus der Familie den Namen des Brautpaares eingebissen hatte, daß heißt, den ersten Buchstaben. Das war etwas ganz Außerordentliches! Alle Mäuse sagten, daß es eine schöne Hochzeit und daß die Unterhaltung sehr angenehm gewesen sei.
Hierauf fuhr Hjalmar wieder nach Hause; er war wahrlich in vornehmer Gesellschaft gewesen, aber er hatte auch ordentlich zusammenkriechen, sich klein machen und Zinnsoldaten-Uniform anziehen müssen.