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CAP. XXXI. GESPENSTER.

时间:2014-11-13来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: GESPENSTER
Das xxvi cap. hat die seelen im zustande ihrer trennung von dem leib und ihrer überfahrt nach einem andern aufenthalt betrachtet: das sind die beruhigten, in die unterwelt oder den himmel aufgenommnen seelen. fortan stehn sie nur in einer allgemeineren verbindung mit der erde und den lebenden; ihr andenken wird durch feste, wahrscheinlich wurde es im alterthum auch durch opfer gefeiert [Fußnote].
Hiervon unterscheiden sich solche geister, die nicht oder nicht vollkommen der seeligkeit und ruhe theilhaft geworden sind, sondern zwischen himmel und erde schweben, zuweilen aber an die alte stätte ihrer heimat zurückkehren. diese erscheinenden, wiederkommenden umgehenden seelen nennen wir gespenster.
Jene ruhigen, seligen geister des verstorbnen benennt der römische sprachgebrauch manes, die unheimlichen, quälenden erscheinungen hingegen lemures oder larvae; obwol der ausdruck schwankt und auch manes gespenstige wesen bezeichnen, lemures allgemein genommen werden kann [Fußnote]. larva verräth berührung mit lar (s. 413) und die freundlichen, gütigen lares wurden häufig als manes, als seelen abgeschiedner vorfahren gedacht. Auch in unserm deutschen volksglauben läßt sich übergang der seelen in gutmütige hausgeister oder kobolde nachweisen [Fußnote], noch häufiger hängen quälgeister und gespenster zusammen [Fußnote] [Fußnote]
Über manes, Mania s. Gerhards etr. g. 16. in sede Manium= im schoß der erde. Plin. 33, 1. über lares s. Lessing 8, 251. domesticus lar, hamingia. Saxo gr. 74.
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Für die ruhigen geister oder ihren zustand besitzt unsre sprache den schönen ausdruck ahd. hiuri laetus, mitis, ags. heoru Beov. 2744, altn. hŷr, mhd. gehiure, nhd. geheuer, wir sagen: es ist geheuer = ruhig, selig, friedlich. den gegensatz drückt aus ahd. unhiuri, dirus, saevus, alts. unhiuri, ags. unheoru Beov. 1967. unhiore Beov. 4822. unhŷre Beov. 4236. Cædm. 138, 5. altn. ôhŷr; mhd. ungehiure, nhd. ungeheuer: es ist ungeheuer, es ist nicht richtig. beide wörter gehn aber weiter, gott heißt hiuri, der teufel unhiuri, ungeheuer ist allgemein monstrum, portentum. die goth. form wäre hiuris, was mit haúri pruna, altn. hyr ignis nahverwandt scheint, also das leuchtende, glänzende bezeichnet; wenn eine ahd. glosse bei Graff 4, 1014 richtig ist, kann auch das unverneinende hiuri dirus, nemlich feurig in schreckhaftem sinn, wie wir ihn gleich hernach bei den irlichtern finden werden, bezeichnen. nahe an hiuri und unhiuri grenzt der sinn von hold und unhold, holdo und unholdo (s. 220. 377), was aber lieber auf geister und dämone als auf seelen zu beziehen ist, doch überträgt N. manes durch unholdon; auch hier scheint holdo und unholdo zuweilen gleichbedeutig.
Das ahd. fem. kispanst hieß eigentlich eingebung (suggestio, von spanan suggerere), da aber in den beichtformeln viel von teuflischer eingebung und verlockung geredet wurde [Fußnote], gewöhnte man sich an die bedeutung von geisterhaftem, täuschendem trug. Boner 94, 54 setzt ›diu gespenst‹ (warum nicht gespanst?) für fantom, geistererscheinung. das neutrum steht im mære vom schretel und wazzerber 92 ganz mit jener verknüpfung: ›des tiuvels valant und sîn gespenste‹; schon früher verbindet Herbort 3500 gespenste und getwâs. Keisersperg (omeiß 39) hat des teufels gespenst (praestigium), erst in den letzten jahrhunderten wurde der ausdruck recht gewöhnlich, einige schrieben gespengst [Fußnote].
Wir sagen auch spuk; das ist ein nd. wort, dem ich zuerst in dem chron. saxon. bei Eccard. p. 1391 begegne, wo spôkne steht; Detmar 1, 136 hat spuk, 2, 206 vorspok praesagium. heute spôk, nnl. spook, spookzel, schwed. spöke, dän. spökenis a. 1618, spögelse (spectrum) spög (jocus); wofür also ein mhd. spuoch, nhd. spuch erwartet werden sollte, aber nirgends vorkommt. gespüc hat allerdings Berthold cod. pal. 35 fol. 27b [Fußnote]
Griech. ist είδωλιν gespenst. Herod. 5, 92. quae hic monstra fiunt. Plaut. Most. II. 2, 74, daher mostellum f. monstrellum, was sich zeigt, erscheint. vgl. anm. 2751 und scheme, larve, schatte s. 873. ein gespenste vil unrein. pass. 99, 15. geist und gespenst. H. Sachs I. 3 , 249d. I. 5, 532c. 534b. gespenste. Schweinichen I, 261. 320. halbgespenst. Göthe 57, 14. gespeist. Stald. 2, 381. Mone 8, 407.
Spuken heißt auch wafeln. Kosegarten bei Höfer 1, 377. ags. vafian, altn. vafra, vofra, vofa, mhd. waberen. altn. vofa spectrum, ags. väfersyne spectaculum, ahd. wabarsiuni spectaculum. Graff 6, 129. kl. schr. 5, 437. Die todten liegen ›heilir î haugi‹. Hervar. s. 442. svâ lâti âss þik heilan î haugi! das. s. 437. die verstorbnen erscheinen nachts oder in der morgendämmerung in den kirchen und verrichten gottesdienstliche gebräuche, trauung, beerdigung u. s. w. ihr erscheinen zeigt einen bevorstehenden todesfall an. mehrere solcher sagen überliefert Dietmar (Pertz 5, 737. 738) mit dem spruche: ut dies vivis, sic nox est concessa defunctis. vgl. die sage in den altd. bl. 1, 160, eine norw. sage bei Asbiörnsen Huldreev. 1, 122. Schellings gedicht: die letzten worte des pfarrers zu Drottning. dem Wolfdietrich, als er nachts auf der bahre liegt, erscheinen alle geister der von ihm getödteten und fechten mit ihm. Wolfd. 2328–34. vgl. Ecke 23. abweichend Dresd. Wolfd. 327–330. dazu die sage von der wüsten kirche mit dem sarg. altd. bl. 1, 158. KM.2 no. 4. dem cavalier im irrgarten der liebe erscheinen zuletzt die geister aller seiner geliebten s. 610. von diesen erscheinungen gilt der ausdruck: sich melden, sich anmelden. Schm. 2, 570. Schönleithner 16. vgl. wb. s. v. sich anzeigen.
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Bezeichnender ist das altn. fem. aptragânga (Laxd. saga p. 224), gleichsam anima rediens, dän. gienfärd, gienganger, franz. revenant, Saxo gramm. 91 sagt redivivus; vgl. die redensart: es geht um (es spukt); at hann gengi eigi dauđr. fornald. sög. 2, 346. niedersächs. dwetern, auf dem Harz walten für umgehn (Harrys volkss. 2, 46).
Das eigentliche altn. wort ist draugr (fornm. sög. 3, 200), Ođinn heißt drauga drôttinn (Yngl. saga cap. 7), der grabhügel draughûs (Sæm. 169a). Diese benennuug hat sich in Schweden und Dänmark verloren, dauert aber im norweg. drou, droug (Hallager 20c). draugr scheint gleicher wurzel mit dem ahd. gitroc, mhd. getroc, d. i. trugerscheinung, trugbild, fantom, welches von elbischen, teuflischen wesen gilt (s. 384), aber ein verbum driuga, triegen (fallere) ahd. triokan, trôc geht der nord. sprache ab [Fußnote]. Die edda bietet auch das analoge svik (fallacia, fraus) im sinn einer gespenstigen gaukelei dar. Sæm. 166b 167a. Nichts anders bedeuten die s. 399 angegebnen ausdrüke giscîn, und scînleih, sie können sich auf gespenster wie auf waldgeister beziehen [Fußnote].
Die glossen liefern manche alte wörter für das lat. larva. schon die florent. 982b talamasga und eine spätere mnl. samlung Diut. 2, 220 talmasge; auch Kilian hat talmasche larva, talmaschen larvam induere, es ist das altfranz. talmache und tamasche bei Roquefort, der es masque, faux visage erklärt, talmache de vaisseau heißt ein am schif angebrachtes bild [Fußnote]. andere glossen geben flathe, und scrat, scraz (s. 396). mummel ist larve und kobold (s. 418). alles was nicht geheuer und schreckhaft drohend ist, monstrum, prodigium, portentum, praestigium erreicht auch den begrif eines gespensts. getwâs (s. 384) Herbort 842. 12856, ›ein bôse getwâs‹ vom gelouben 530; mnl. ghedwaes hor. belg. 6, 249a stimmt zu dem litth. dwase (gespenst). Martina 10 liest man: daz geschrudel. Stald. 2, 27. 59. 64 hat das nachthuri, das ghüdi, altn. ist vofa spectrum, von vofa ingruere, imminere; der draugr heißt auch dôlgr (feind) fornald. sög. 2, 368. fornm. sög. 3, 200 und dazu darf etwa das upländische dödöljor manes defunctorum (Ihre dial. lex. 32b) gehören, wenn nicht zu dylja (celare), schwed. dölja [Fußnote].
Merkwürdig ist nun, daß schon die altn. draugar von feuer umgeben dargestellt werden: ›hauga eldar brenna‹. fornald. sög. 1, 434; ›lupu upp hauga eldarnir‹. das. 1, 518. Loka daun (s. 200) ist der isländ. name einer feurigen dunsterscheinung. Noch jetzt ist in ganz Deutschland volksglaube, daß seelen, die der himmlischen ruhe nicht theilhaftig geworden sind, in feuriger gestalt [Fußnote] bei nächtlicher weile, gleich irrendem gevögel (s. 691), auf feld und wiesen schweifen, vgl. wiesenhüpfer s. 692. den wandersmann, der sie für dorflichter nimmt, leiten sie ab vom rechten weg, bald sich entfernend, bald wieder nähernd: wie kobolde hocken sie auf (abergl. 611) und schlagen über dem menschen ihre flügel zusammen (deutsche sag. no. 276); sie führen in sümpfe, auf falsche, irre spur, hirrligspor (St. 2. 45), gerade wie der butz (s. 419). der wanderer sucht wenigstens mit einem fuß im wagengeleise zu bleiben und setzt dann sicher seinen weg fort, denn die irwische haben nur macht auf fußsteigen. Nach Villemarqué barzasbreiz 1, 100 ist der geist ein kind mit einem feuerbrand in der hand, den es wie entflammtes rad umdreht, bald scheint es ein krankes pferd, das dem hirten, der es in den stall führen will, seinen brand an den kopf schleudert, bald eine blökende verirrte ziege, die sich nach sonnenuntergang am weiher zeigt und den reisenden ins wasser lockt und dann neckend weiter springt. Auch in Etners unwürd. doctor s. 747 werden ›feuermänner und springende ziegen‹ zusammengestellt. Diese erscheinung hat eine menge namen. der gewöhnlichste ist irlicht oder irwisch von der ähnlichkeit brennender strohwische, am Rhein auch heerwisch, östr. feuriger mann, fuchtelmann (Höfer 1, 251) von fuchteln, hin und her bewegen, eigentlich die flammende klinge [Fußnote]. bei Pictorius p. 524 zeusler, von zeuseln, züseln, mit feuer tändeln, sonst auch zünsler, zündler, bei Fischart zunselgespenst (Garg. 231) vgl. Höfer s. v. zinserl. Niederd. gloiniger (glühender) man, tückebold, tukkebode, nicht von tücke, bosheit, sondern von tuk (hastige bewegung, Reinh. p. 109) oder zucken, hin und herfahren, vgl. das hd. ziebold (schmetterling). westfäl. smalgenfür, was ich kaum verstehe. allgemeiner bekannt sind dwerlicht (wirbelnde flamme), elflicht, dwellicht (von dwelen, dwalen, irre gehn), nnl. dwaallicht, droglicht (wieder: triegendes) drogfackel, auch in Nassau druckfackel Kehrein Nassau 31. 32; dän. lygtemand (leuchtemann), blaasmand (feuermann, Molbech dial. 39) und vättelys (geisterlicht), schwed. lyseld und lyktgubbe; engl. mit dem bezug auf menschennamen, der auch bei hausgeistern gilt (s. 417) Will with a wisp (strohwisch), Jack in a lanthorn. lat. ignis fatuus (ann. corbei. a. 1034), franz. feu follet (follis s. 420), fifollet (Pluquet contes p. 13), farfadet, sauterai, nach den mém. des ant. 4, 406 auch, mir unverständlich, quela. sloven. vesha (schmetterling, hexe), shkopnik, shkopnjak (strohmann, von shkopa mhd. schoup), smotava (von smota, error), slep ogeni (blindes feuer); böhm. swétylko (lichtlein), bludićka (von blud error), poln. blędnica; lausitz. bludnc swieczke. Auch unsrer alten sprache weiß ich die namen nicht, es müste denn irregane und girregar in einer königsb. hs. (grundr. 345) hierher gehören? aber Ls. 2, 314 ist Irreganc name eines fahrenden schülers, was in Haupts zeitschr. 1, 438 auch irrefogel heißt vgl. Schm. 3, 588; Tit. 576 ›ein irregengel vor allem valsche‹. Nahe berührung mit wichten und elben zeigen vättelys und elflicht, das scheinen die ältesten ausdrücke. Sindri (scintilla) ein eddischer zwergname Sæm. 7b erinnert an den kobold Iskrzycki (s. 424). Man erzählt von einem irwisch, der gefangen wurde, und den bald darauf eine menge anderer zurückzufordern kamen. hier erscheinen sie als ein zusammen haltendes elbisches volk [Fußnote] [Fußnote].
Früher hatten diese irlichter ohne zweifel eine weitere bedeutung, heute wird sie hauptsächlich auf zwei arten unseliger geister eingeschränkt, auf die seelen ungetaufter kinder [Fußnote] und solcher menschen, die bei ihren lebzeiten am ackerfeld frevelten, die heiligkeit der grenze nicht achteten [Fußnote]. Ungerechte landmesser (schwed. skjälvrängare) sieht man mit langer feuerstange in den furchen auf und ab schweben und gleichsam das vermessene nachmessen; wer seinem nachbar abgepflügt, wer den stein verrückt hat, den trift der fluch umzugehn als irwisch. beim pflügen zweifelhafter schnate hört man daher unter dem volk die redensart: ›ik mag nüt spüken gan‹, vgl. deutsche sag. no. 284. 285. Thiele 1, 58 [Fußnote].
Fruchtbarer für unsere untersuchung wird eine andre art gespenster, die gleich den irlichtern auf ungetaufte kinder bezogen werden, aber nicht als einzelne feuer an dem erdboden her schweifen, sondern in ganzen haufen [Fußnote] mit schrecklichem tosen durch wald und lüfte fahren. das ist die weitverbreitete sage von dem wütenden heer, der wütenden jagd, welche in hohes alterthum hinaufreicht, und sich bald mit göttern bald mit helden verwebt. auf allen seiten blickt hier zusammenhang mit dem heidenthum durch.
Die Christen hatten dem glauben an die götter ihrer vorfahren nicht so schnell noch so völlig entsagt, daß ihnen jene heidnischen gestalten mit einem mal aus dem gedächtnis entfallen wären. sie wiesen den zum theil hartnäckig festgehaltnen nur eine andere stelle, weiter im hintergrund, an. der alte gott verlor sein zutrauliches wesen, seine nahen züge, und gieng in den begrif einer finsteren, schreckenden gewalt über, welcher immer noch gewisse einwirkung verblieb. den menschen und ihrem dienste gleichsam abgestorben irrte und schwebte er in den lüften, teuflisch und gespenstig.
Es ist schon s. 110 zusammenhang zwischen dem wütenden heer und Wuotan behauptet worden, dem namen wie der sache nach verknüpft sich ihm dieser gott. ein ungedrucktes gedicht des Rüdiger von Munir enthält unter andern beschwörungsformeln auch die ›bî Wuotunges her‹. Wuotunc und Wuotan waren namen gleicher bedeutung. Wuotan, der gott des krieges und sieges, zieht an der spitze dieser lufterscheinung; der meklenburgische landmann, wenn er ihr getöse vernimmt, drückt sich noch heute aus: ›de Wode tüt‹ Adelung s. v. wüthen; ›Wode jaget‹ (s. 129). ebenso in Pommern und Holstein. Wuotan erscheint reitend, fahrend, jagend, wie in nordischen sagen, in seinem geleit valkyrien und einherien; der aufzug gleicht einem heer. Völlige sicherheit über die identität dieses jagenden Wode mit dem heidnischen gott empfängt man durch einstimmige scandinavische volkssagen und redensarten. die naturerscheinung des heulenden windes wird Ođins, wie die des donners Thôrs wagen beigelegt. bei nächtlichem lärm, wie von pferden und wagen, heißt es in Schweden ›Oden far förbi‹ [Fußnote]. in Schonen wird ein vielleicht von seevögeln an november und decemberabenden verursachtes geräusch ›Odens jagt‹ genannt [Fußnote]. In Baiern sagt man das nachtgejaid oder das nachtgelait (proccssio nocturna) Schm. 2, 264. 514; in Deutschböhmen nachtgoid (= gespenst) Ranks Böhmerwald s. 46. 78. 83. 91. In Thüringen, Hessen, Franken, Schwaben ist der ausdruck ›das wütende heer‹ hergebracht, er muß hoch hinauf reichen, schon der dichter der urstende aus dem 12 jh. (Hahn 105, 35) sagt ›daz wuetunde her‹ von den juden, die den heiland überfielen, und Rol. 204, 16 heißt Pharaons vom meer verschlungnes heer ›sîn wôtigez her‹, bei Stricker 73b ›daz wüetunde her‹; Reinfr. von Braunschweig 4b ›daz wüetende her‹; Michael Beheim 176, 5 redet von ›schreien und wufen, als ob es wer das wutend her‹; das gedicht von Heinr. dem löwen (Maßm. denkm. s. 132) sagt: ›da qwam er under daz wöden her, da die bösen geiste ir wonung han‹. Geiler von Keisersperg predigte über das wütede oder wütische heer [Fußnote]. H. Sachs I, 346 hat ein eignes gedicht vom wütenden heer, eine mansfeldische sage davon erzählen Agricola und Eiering. Nicht zu übersehen, daß (nach Keisersperg) alle eines gewaltsamen todes (›e denn das inen got hat ufgesetzt‹), (nach abergl. 660) alle ungetauft sterbenden kinder ins wütende heer zu Holda (s. 223) Berhta und Abundia (s. 238) kommen, wie sie irwische werden (s. 765): der christliche gott hat sie sich nicht angeeignet, darum verfallen sie dem alten heidnischen. das scheint mir wenigstens der ursprüngliche ideengang [Fußnote].
Während sich der gemeine mann hier noch lange Wuotan dachte oder ihn passend in ein verwandtes verbum versteckte; war es ganz in der ordnung, daß gebildetere frühe schon an seine stelle den teufel setzten. ›si bliesen unde gullen, vreisliche si hullen, sô daz diu helle wagete, alse der tuvel dâ jagete‹ sagt Veldeck En. 3239. Caesarius heisterb. 12, 20 erzählt von einer eitlen frau, die sich in schönen, neuen schuhen hatte begraben lassen, deren seele dafür von dem ›infernalis venator‹ gejagt wurde: ›ex remoto vox quasi venatoris terribiliter buccinantis, nec non et latratus canum venaticorum praecedentium audiuntur‹ [Fußnote]. Rol. 204, 6: ›der tiuwel hât ûz gesant sîn geswarme und sîn her‹; ›der tiuvel und sîn her‹. Renn. 2249. 2870. Das volk in Baiern läßt den teufel auf aschermittwoch das holzweiblein jagen (abergl. 914b). An den teufel schließt sich die vorstellung eines ungeheuern riesen, der sowol ihn als Wuotan vertreten kann, und diese ansicht herscht in der Schweiz. die wilde jagd heißt dort dürstengejeg (von dürst, durs s. 431), das volk hört den dürst in den sommernächten am Jura jagen und die hunde mit seinem hoho anfrischen: unvorsichtige, die ihm nicht aus dem wege weichen, überrumpelt er [Fußnote]. Schm. 1, 458 führt eine alte glosse an, welche mit duris (gen. durisis) das lat. Dis, Ditis widergibt, einen unterirdischen, höllischen gott meint.
In Niedersachsen und Westfalen wird aber dieser wilde jäger auf die bestimmte, halbhistorische person eines jägermeisters bezogen. die auslegung schwankt. westfälische überlieferungen nennen ihn Hackelbärend, Hackelbernd, Hackelberg, Hackelblock. Hackelbärend war ein jäger, der auch sonntags auf die jagd zog, dieser entheiligung wegen wurde er nach seinem tode (wie der mann im mond s. 598) in die luft verwiesen, wo er mit seinem hunde, ohne sich auszuruhen, tag und nacht jagen muß. nach einigen jagt er nur in den zwölf nächten, von weihnachten zu den heiligen drei königen, nach andern immer, wann der sturmwind heult, weshalb ihn einige den joljäger (von jolen, heulen oder julzeit?) nennen [Fußnote]. Auf einem umzuge ließ Hackelberg zu Isenstädt (bisthum Minden) in Fehrmanns scheune, einen seiner hunde zurück. das ganze jahr lag der hund da, jeder versuch und alle gewalt ihn wegzubringen war vergebens. als aber das folgende jahr Hackelberg mit seiner wilden hetze wieder vorüberfuhr, sprang der hund plötzlich auf und rannte dem heer bellend und klaffend nach [Fußnote]. Zwei bursche giengen abends von Bergkirchen durch den wald ihre bräute zu besuchen. da hörten sie über sich in der luft wildes hundegebell und eine stimme dazwischen rufen ›hoto, hoto!‹ das war Hackelblock, der wilde jäger, mit seiner jagd. einer der bursche erdreistete sich ihm nachzusprechen ›hoto, hoto!‹ da nahte Hackelblock mit seinen hunden und hetzte die ganze meute über den verwegenen. von dem unglücklichen ist hernach auch nicht eine spur gefunden worden [Fußnote]. So in Westfalen. Nach niedersächsischer sage war Hans von Hackelnberg oberjägermeister des herzogs von Braunschweig, und ein gewaltiger weidmann, er soll 1521 gestorben, nach andern in diesem jahre geboren und erst 1581 gestorben sein. Landau jagd 190. drei stunden von Goslar, im garten eines wirtshauses, genannt der Klepperkrug, liegt sein grabstein. eines nachts, in schwerem traum, däuchte ihn, er kämpfe mit einem furchtbaren eber, und unterliege ihm zuletzt. wirklich traf er bald hierauf das thier und erlegte es nach hartem kampf; in der siegesfreude stieß er mit dem fuß nach dem eber und rief: ›hau nun, wenn du kannst!‹ er hatte aber so heftig gestoßen, daß des ebers scharfer zahn durch den stiefel drang und Hackelnbergs fuß verletzte [Fußnote]. anfangs achtete er die wunde wenig, aber der fuß hub an zu schwellen, daß der stiefel vom bein geschnitten werden muste und ein schneller tod eintrat. Nach andern liegt er zu Wülperode unweit Hornburg begraben [Fußnote]. Hackelnberg ›fatscht‹ in sturm und regen, mit wagen, pferden und hunden durch den Thüringerwald, den Harz, am liebsten durch den Hackel (einen wald zwischen Halberstadt, Gröningen und Derenburg, vgl. Praetorius weltb. 1, 88). am todbette wollte er nichts vom himmel wissen und auf des predigers ermahnen versetzte er: ›unserm herrn gott möge der himmel bleiben, wenn ihm nur seine jagd bliebe‹, worauf der prediger aussprach: ›so jage bis an den jüngsten tag!‹ was nun bis heute in erfüllung geht [Fußnote]. kleinlautes hundegebell oder gekliffe (gegiffe) kündigt ihn in der luft an, eine nachteule fliegt ihm voraus, vom volk die Tutosel (tutursel) genannt. wanderer, denen er aufstößt, werfen sich still auf den bauch und lassen ihn vorüber ziehen, sie hören hundegebell und den weidruf ›huhu!‹ Tutosel soll eine nonne gewesen sein, die sich nach ihrem tod dem Hackelnberg gesellte und ihr ›uhu!‹ mit seinem ›huhuh!‹ vermischte [Fußnote]. Die Altmärker versetzen einen wilden jäger namens Hakkeberg in den Drömling, und lassen ihn nachts mit pferden und hunden vom Harze herab in den Drömling jagen. (Temme s. 37). Ad. Kuhn no. 17 nennt ihn Hackenberg und Hackelberg, er soll auch sonntags gejagt und alle bauern seiner gemeinde mitzugehn gezwungen haben, eines tags aber kamen plötzlich zwei reiter ihm an die seite gesprengt, die ihn aufforderten mit zu ziehen der eine sah wild und grimmig aus, seinem pferde sprühte feuer aus nase und maul, der reiter zur linken sah ruhiger und milder aus, Hackelberg aber wandte sich zu dem wilden, der mit ihm fortsprengte und in dessen gesellschaft er bis zum jüngsten tag jagen muß. Andere sagen von dem wilden jäger verzeichnet Ad. Kuhn no. 63. 175, ohne eigennamen. Wieder nach andern hauste Hackelberg im Sölling, unweit Uslar, er hatte gottselig gelebt, aber so sehr am weidwerk gehangen, daß er auf dem todbett gott flehte, für sein theil himmelreich ihn bis zum jüngsten tag am Sölling jagen zu lassen. sein wunsch wurde ihm verhängt, und man hört oft in diesem wald zu nacht hundsgebell und greuliches hornblasen. sein grab liegt auch im Sölling, die richtung der steine wird genau beschrieben, neben ihm ruhen zwei schwarze hunde [Fußnote]. Endlich aber melden Ad. Kuhns sagen no. 205, Temme Altmark s. 106 von einem heidereiter Bären, dessen kirchhof in der Ukermark auf der heide bei Grimnitz gezeigt wird, und Bärens traum vom stumpfschwanz (eber), dessen haupt ihn tödtet, weist unverkennbar auf Hackelberend.
Schon die unvereinbare verschiedenheit örtlicher anknüpfung zeigt daß überall hier, den grabsteinen zum trotz, ein mythisches wesen gemeint wird, ein in so verschiedner gegend auftauchender name muß mehr sein als historisch. ich bin geneigt, die westfälische form Hackelberend für die älteste, echteste zu erklären. das ahd. hahhul, altn. hökull (masc.) und hekla (fem.), ags. hacele (fem.) bedeutet gewand, mantel, kutte, rüstung [Fußnote], hakolberand also im alts. dialect einen gerüsteten, geharnischten mann, vgl. alts. wâpanberand (armiger), ags. äseberend, gârberend, helmberend, sveordberend (gramm. 2, 589). Nun aber erinnere ich an Ođins kleidung (s. 121), der gott erscheint in breitgekremptem hut, blauem, fleckichtem mantel (hekla blâ, flekkôtt): hakolberand ist unverkennbar ein alts. beiname des heidnischen gottes, des Wôdan, den man allmälich in Hakkelberg, Hakkenberg, Hakkelblok entstellte. aus Hakelberndes wald könnte sich die benennung des waldes Hackel verkürzt haben. des halberstädtischen saltus Hakel finde ich zuerst in dem (bedenklichen) chron. corbeiense ad a. 936 (bei Falke p. 708) erwähnt, fern davon, dicht bei Höxter im gau Auga war ein Haculesthorp (Wigands corv. güterb. s. 94 Saracho 197. trad. corb. 385) und später eine Hakelbreite; auch in Niederhessen bei Volkmarsen ein Hackelsberg, bei Merzhausen (amts Witzenhausen) ein Hackelberg. läßt sich hakel = wald beweisen, so muß in berand die beziehung eines höheren wesens gesucht werden, was uns vielleicht nachher gelingt, ich werde cap. XXXIII Hakol in dem altn. Hekla für berg, also waldgebirg nachweisen. in jedem fall gewinnen wir hier nicht nur ein wichtiges zeugnis für den Wuotancultus mehr, sondern auch neue bestätigung der vom wütenden heer gegebnen deutung; zugleich leuchtet ein, warum sich die volkssage vom Hackelberg vorzüglich in Niedersachsen und Westfalen (wo das heidenthum länger haftete), nicht aber in Süddeutschland [Fußnote] erhielt [Fußnote].
Diese beziehung des wilden jägers auf Wodan setzen meklenburgische sagen völlig ins klare.
Oft bellen die hunde der luft in finsterer nacht auf den heiden, in gehölzen, an kreuzwegen. der landmann kennt ihren führer den Wod und bedauert den wanderer, der seine heimat noch nicht erreichte; denn oft ist Wod boshaft, selten mildthätig. nur wer mitten im wege bleibt, dem thut der rauhe jäger nichts, darum ruft er auch den reisenden zu: ›midden in den weg!‹
Ein bauer kam einst trunken in der nacht von der stadt, sein weg führt ihn durch einen wald, da hört er die wilde jagd und das getümmel der hunde und den zuruf des jägers in hoher luft. ›midden in den weg! midden in den weg!‹ ruft eine stimme, allein er achtet ihrer nicht. Plötzlich stürzt aus den wolken nahe vor ihm hin ein langer mann auf einem schimmel. ›hast kräfte?‹ spricht er, ›wir wollen uns beide versuchen, hier die kette, faße sie an, wer kann am stärksten ziehen?‹ der bauer faßte beherzt die schwere kette und hoch auf schwang sich der wilde jäger. der bauer hatte sie um eine nahe eiche geschlungen und vergeblich zerrte der jäger. ›hast gewis das ende um die eiche geschlungen?‹ fragte der herabsteigende Wod. ›nein‹, versetzte der bauer, ›sieh so halt ichs in meinen händen‹. ›nun so bist du mein in den wolken‹ rief der jäger und schwang sich empor. wieder schürzte schnell der bauer die kette um die eiche und es gelang dem Wod nicht. ›hast doch die kette um die eiche geschlagen!‹ sprach der niederstürzende Wod. ›nein‹, erwiderte der bauer, der sich eiligst losgewickelt hatte, ›sieh so halt ich sie in meinen händen‹. ›und wärst du schwerer als blei, so must du hinauf zu mir in die wolken!‹ blitzschnell ritt er aufwärts, aber der bauer half sich auf die alte weise. die hunde bollen, die wagen rollten, die rosse wieherten dort oben, die eiche krachte an den wurzeln und schien sich zu drehen. dem bauer bangte, aber die eiche stand. ›hast brav gezogen‹, sprach der jäger, ›mein wurden schon viele männer, du bist der erste der mir widerstand! ich werde dirs lohnen‹. Laut gieng die jagd an: hallo, holla! wol! wol! der bauer schlich seines weges, da stürzt aus ungesehenen höhen ein hirsch ächzend vor ihn hin, und Wod ist da, springt vom weißen rosse und zerlegt das wild. ›blut sollst du haben und ein hintertheil dazu!‹ ›herr‹, sagt der bauer, ›dein knecht hat nicht eimer noch topf‹. ›zieh den stiefel aus!‹ ruft Wod. er thats. ›nun wandre mit blut und fleisch zu weib und kind!‹ Die angst erleichterte anfangs die last, aber allmälich ward sie schwerer und schwerer, kaum vermochte er sie zu tragen. mit krummem rücken, von schweiße triefend erreichte er endlich seine hütte und siehe da, der stiefel war voll gold und das hinterstück ein lederner beutel voll silber [Fußnote]. Hier erscheint nicht der menschliche jägermeister, sondern der leibhafte gott auf seinem schimmel, schon viele sind in seinen wolkenhimmel aufgenommen. das füllen des stiefels mit gold klingt alterthümlich (RA. 673).
Es war einmal eine reiche vornehme frau, die hieß frau Gauden; so heftig liebte sie die jagd, daß sie das sündliche wort sprach ›dürfe sie immerfort jagen, wolle sie nie zum himmel ein‹. frau Gauden hatte vier und zwanzig töchter, die gleiches verlangen trugen. Als nun einmal mutter und töchter in wilder freude durch wälder und felder jagten und wieder das ruchlose wort: ›die jagd ist besser als der himmel!‹ von ihren lippen erscholl, siehe, da wandeln sich plötzlich vor den augen der mutter die kleider der töchter in zotten, die arme in beine und vier und zwanzig hündinnen umklaffen den jagdwagen der mutter, vier übernehmen den dienst der rosse, die übrigen umkreisen den wagen und fort geht der wilde zug zu den wolken hinauf, um dort zwischen himmel und erde, wie sie gewünscht hatten, unaufhörlich zu jagen, von einem tage zum andern, von einem jahr zum andern. Längst schon sind sie des wilden treibens überdrüssig und beklagen den frevelhaften wunsch, aber sie müssen die folge ihrer schuld tragen, bis die stunde der erlösung kommt. kommen wird sie einmal, doch wann? weiß niemand. In den twölven (denn zu andrer zeit können wir menschenkinder sie nicht wahrnehmen) lenkt frau Gauden ihren jagdzug zu den wohnungen der leute; am liebsten fährt sie christnachts oder altjahrsnacht über die straßen des dorfs, und wo sie eine hausthür offen findet, da sendet sie eine hündin hinein. ein kleiner hund wedelt nun am andern morgen die bewohner des hauses an, er fügt niemandem ein anderes leid zu, als daß er durch sein gewinsel die nächtliche ruhe stört. beschwichtigen läßt er sich nicht, auch nicht verjagen. tödtet man ihn, so verwandelt er sich am tage in einen stein, der weggeworfen durch unmittelbare gewalt ins haus zurückkehrt und nachts wieder zum hunde wird. dieser hund wimmert und winselt nun das ganze jahr hindurch, bringt krankheit und sterben über menschen und vieh, und feuersgefahr über das haus: erst mit wiederkehr der twölven kehrt des hauses ruhe zurück. Jeder achtet darum in den twölven sorgsam, daß zur abend und nachtzeit die große hausthür wol verschlossen gehalten werde; wer es unvorsichtig versäumt, trägt selbst die schuld, wenn frau Gauden bei ihnen einkehrt. So geschah dies auch einmal den großeltern jetziger hauswirtsleute zu Bresegardt. die waren noch obenein so thöricht, das hündlein zu tödten, aber dafür war auch von stund an kein ›säg und täg‹ (segen und gedeihen), bis zuletzt das haus in flammen untergieng. Glücklicher daran waren die, welche der frau Gauden einen dienst erwiesen. es begegnet ihr zuweilen, daß sie in der dunkelheit der nacht des weges verfehlt und auf einen kreuzweg geräth. kreuzwege sind aber der guten frau ein stein des anstoßes, und so oft sie sich auf einen solchen verirrt, zerbricht ihr etwas an ihrem wagen, das sie selbst nicht wieder herzustellen vermag. In solcher verlegenheit kam sie auch einmal, als stattliche frau gekleidet einem knechte zu Boeck vor sein bett, weckte ihn auf und bat ihn flehentlich um hilfe in ihrer noth. der knecht ließ sich erbitten, folgte ihr zum kreuzwege und fand da, daß das eine rad von ihrem wagen abgelaufen war. er machte nun das fuhrwerk wieder gangbar und zum dank für seine mühe befahl sie ihm, die sämmtlichen häuflein in seine tasche zu sammeln, die ihre begleiterinnen beim verweilen auf dem kreuzweg zurück gelassen hatten, wir können nicht sagen, ob als zeichen großer angst oder guter verdauung. der knecht unwillig über solch ein anmuten ließ sich doch einigermaßen beschwichtigen durch die versicherung, daß das geschenk so werthlos, wie er wol meine, für ihn nicht sein werde, und nahm wenn auch ungläubig doch neugierig einige häuflein mit sich. und siehe, zu seinem nicht geringen erstaunen begann das mitgenommne mit tagesanbruch zu glänzen wie blankes gold und war auch wirklich gold. da war es ihm leid nicht alles mitgenommen zu haben, denn bei tage war keine spur mehr davon auf dem kreuzweg anzutreffen. Ein andermal beschenkte frau Gauden einen mann zu Conow, der eine neue deichsel in ihren wagen setzte, und noch ein andermal eine frau zu Göhren, die ihr den hölzernen stecken in die deichsel schnitt, über welchem die wage hängt. beide erhielten für ihre mühe, daß die von der deichsel und dem wagenhalter abgefallnen späne sich in schieres, prächtiges gold verwandelten. Insonderheit liebt frau Gauden kleine kinder und beschenkt sie mit allerlei guten gaben, darum singen die kinder auch, wenn sie fru Gauden spielen:
fru Gauden hett mi'n lämmken geven
darmitt sall ik in freuden leven.
 
Doch hat sie sich allmälich aus der gegend weggewendet, was so zusammenhängt. fahrlässige leute zu Semmerin hatten in einer Silvesternacht ihre hausthür sperrweit offen gelassen. dafür fanden sie am neujahrsmorgen ein schwarzes hündlein auf ihrem feuerheerde liegend, das in nächster nacht mit unausstehlichem gewinsel den leuten die ohren voll schrie. da war guter rath theuer, was anzufangen um den ungebetenen gast los zu werden. Und wirklich gab eine kluge frau an und gebot, es solle das sämmtliche hausbier durch einen ›eierdopp‹ gebraut werden. gesagt gethan. eine eierschale ward ins zapfloch des braukübels gesteckt, und kaum, daß das ›wörp‹ (angegorne bier) hindurch gelaufen war, da erhob sich frau Gaudens hündlein und redete mit vernehmlicher klarer stimme: ›ik bün so olt as Böhmen gold, äwerst dat heff ik min leder nicht truht, wenn man't bier dörchn eierdopp bruht‹, und als es das gesagt hatte verschwand es und seither hat niemand weder frau Gauden noch ihre hündlein gesehn [Fußnote] [Fußnote]
Der wilde jäger heißt Goi. Kuhn westf. sag. 1, 8. in der Schweiz wird der dürst auch gäuthier genannt. Stalder 2, 517. sollte darin Goden anklingen? frau Gaudens wagen und hund gemahnt an die nl. sage vom hund beim höllenwagen. Wolf s. 527.
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Diese sage klingt an viele andere uralte an. frau Gauden gleicht einmal den auch in den zwölfen umziehenden frau Holda und Berhta, die gerade so an ihrem wagen ausbessern lassen und dafür mit gold beschenken, zuletzt aber das land verlassen (s. 222. 228. 229). dann ist sie namentlich frau Gaue, frau Gode, frau Wode (s. 209), die aus einer männlichen gottheit fro Woden (s. 128. 129) hervorgegangen scheint, welches entschieden durch ihre identität mit Wodan, dem wilden jäger bestätigt wird. selbst der ein jahr lang im haus bleibende hund Hakelbergs (s. 768) wie frau Gaudens stimmt dazu vollkommen. die verwunderung, die er über scheinbar verkehrte handlungen der menschen ausspricht und wodurch er sich, wie andere geisterhafte elbische wesen zum reden und weggehn bewegen läßt, ist ganz wie in den s. 388 mitgetheilten sagen. Dennoch scheint der übergang des wilden jägers in göttinnen nicht bloß willkürlich und zufällig, sondern auch noch durch andere erzählungen begründet.
E. M. Arndt [Fußnote] erzählt die sage von dem wilden jäger ohne namen folgendergestalt: in Sachsen lebte vor langen zeiten ein großer, reicher fürst dem jagd über alles gieng und der jeden waldfrevel an seinen unterthanen auf das härteste strafte. einem knaben, der eine weide geschält hatte, um sich eine schalmei zu machen, ließ er den leib aufschneiden und sein gedärme um den baum treiben [Fußnote]; einen bauer, der auf einen hirsch geschossen hatte, ließ er auf den hirsch festschmieden. Zuletzt brach er selbst seinen hals auf der jagd, indem er gegen eine buche anrannte, und nun hat er im grab keine ruhe, sondern muß jede nacht im walde jagen. er reitet auf einem schimmel, dessen nüstern funken sprühen, gerüstet und peitschknallend, ein schwarm zahlloser hunde folgt; sein ruf lautet ›wod, wod, hoho, hallo!‹ [Fußnote] er hält sich in wäldern, auf öder heide, und meidet ordentliche straßen; trift er zufällig in einen kreuzweg, so stürzt er mit dem pferd zusammen, und raft sich erst jenseits wieder auf; er jagt und verfolgt alles unheimliche gesindel, diebe, räuber, mörder und hexen.
Eine niedersächs. sage von dem Tilsgraben oder teufelsloch zwischen Dahlum und Bokenem (bei Harrys 1, 6) meldet, der wilde ritter Tils habe so sehr am waidwerk gehangen, daß er auch der feiertage nicht achtete und eines Christsonntages sich vermaß: heute müsse er ein wild erlegen und solle seine burg darüber untergehn. abends aber krähte der hahn, daß die burg noch heute versinken werde, und bald darauf versank sie mit allem was darin war. ein taucher, der in die tiefe des sees gelangte, sah vor einem steintische den ritter Tils sitzen, alt und grau, sein weißer bart war durch den tisch gewachsen.
Am Harz braust die wilde jagd den Eichelberg vorüber mit hoho und hundegeklaf. Als ein kecker zimmermann sein hoho hinterdrein rief, fiel ein schwarzer klumpen durch den schornstein auf den heerd, daß funken und brände den leuten um die köpfe stoben. eine große pferdelende lag auf dem heerd und jener zimmermann war todt. Der wilde jäger reitet auf schwarzem kopflosem pferde, eine hetzpeitsche in der einen, ein hifhorn in der andern hand; das gesicht sitzt ihm im nacken und zwischen dem blasen ruft er hoho! hoho! vor und hinter ihm sind weiber, jäger und hunde in menge. Einigemal soll er aber auch gütig erscheinen und verirrte im wald mit trank und speise laben (Harrys 2, 6).
Im mittlern Deutschland heißt diese geisterhafte erscheinung bloß der wilde jäger, oder es werden noch andere neuere namen angeknüpft. Bei Wallrod, unweit Schlüchtern im Hanauischen, sieht man im walde große zertrümmerte basaltklippen emporstehen, vor zeiten war da des wilden mannes haus und noch heute schaut man ihn in grauer riesiger gestalt durch den wald über heide und feld, unter krachen und gebrause, seine runde machen (vgl. s. 359. 399). Jenes bairische jagen des holzweibleins enthält eine thüringische sage deutlicher. der wilde jäger stellt den moosleuten, den holzweibchen. nach [Fußnote], er bleibt unsichtbar, aber man hört ihn toben in der luft, daß es ›knistert und knastert‹. einen bauer aus Arntschgereute bei Saalfeld trieb sein vorwitz, als er schall und hundegebell im wald vernahm, mitzuhelfen und das geschrei der jäger nachzuahmen: am andern morgen fand er vor der thüre seines pferdestalls das viertel eines grünen moosweibchens aufgehängt, gleichsam zum lohn seiner jagd [Fußnote]. Dixerunt majores nostri, tempore meliotis et probioris aevi, concubinas sacerdotum in aëre a daemonibus non aliter quam feras sylvestres a canibus venaticis agitari atque tandem discerptas inveniri: quod si hominum quispiam haec audiens venationem suo clamore adjuverit, illi partem vel membrum concubinae dissectum ad januam domus mane a daemonibus suspensum. Bebelii facetiae Tub. 1555. s. 11a die holzweiblein werden hier durch die pfaffenfrauen vertreten, das kann aber in der volkssage schon des 13 jh. geschehen sein. Den grund, warum der luftjäger das holzweiblein verfolgt, verschweigt die deutsche überlieferung [Fußnote]; bei dem oberdeutschen volk spielen diese wilden weiber in den zwölf nächten und in den fasten eine entschiedne rolle, sie gehören zu dem heidnischen gespensterspuk. Selbst unter den vicontinischen und veronesischen Deutschen wagts, um die angegebne zeit, der kühnste jäger nicht die wildbahn zu besuchen, aus furcht vor dem wilden mann und der waldfrau. kein hirte treibt dann vieh aus, die heerden werden im stall getränkt und kinder langen das wasser in irdnen gefäßen aus der nächsten quelle. der waldfrau aber spinnen die weiber ein stück haar (flachs) am rocken und werfen es ihr zum sühnopfer ins feuer [Fußnote]. Bis in die Ardennen aber reicht die sage von der wilden jagd, Wolf in den niederl. sagen no. 516. 517 vgl. mit s. 706 hebt mit recht hervor, daß dabei gewöhnlich eber gejagt werden, und ein holzhacker, der an der jagd theil genommen hatte, vierzehn tage lang eberfleisch einsalzen konnte, was an den eber der einherien (s. 265. 320), an die caro aprina und den eberbraten in der Walthersage (Waltharius s. 105) gemahnt, und Hackelbergs traum geht auf den eber (s. 768) [Fußnote]
Der wilde jäger reitet ohne kopf im Fichtelgebirge. Frommann 2, 554, so auch der wölenjäger, jolenjäger. Osnabr. mitth. 3, 238–240. ähnlich der wilde jäger in der Wetterau. Firmenich 2, 101. er geht ohne kopf mittags zwischen 11 und 12 uhr im gehölz. Sommer s. 7. an einer stelle hält der wilde jäger an und füttert pferde und hunde. Sommer s. 9. In Tirol jagt er das Salgfräulein. Wolfs zeitschr. 2, 60. 35. er hetzt die lohjungfer. Sommer s. 7. 167. so jagt der riese Fasolt das wilde weibchen. Eckenlied 167. 173.
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Das volk fürchtet verkehr mit den mächtigen geistern, und wer diese scheu bricht, hat es hart zu büßen. Schlimmer als der saalfeldische bauer fuhr der westfälische (s. 768) oder der schneider im Münsterland über dessen haus die wilde jagd brauste. als er des jägers spottend sein ›huhu, klifklaf!‹ dazwischen rief, kam ein pferdefuß durch das fenster und schlug ihn vom tisch herab: ›willstu mit mir jagen, sollstu mit mir knagen!‹ erscholl eine fürchterliche stimme aus der luft (D. S. no. 309). Zu Delligsen bei Alfeld (im hildesheimischen) erzählte ein mädchen: mine mutter vertelle, dat de helljäger dorch de luft ejaget herre un jimmer eraupen ha ha! tejif tejaf, tejaf! de knechte tau Hohne utn ganzen dörpe keimen eins avens to hope un brochten alle de hunne utn dörpe mit, umme dat se den helljäger wat brüen wollen. da kumte ok dorch de luft en ejaget, un wie hei ropt ha ha! sau raupt de knechte ok ha ha! un wie de hunne inr luft jilpert, sau jilpert un bleft de hunne utn dörpe ok alle, do smitt de helljäger ön wat herunner un schriet: ›wil ji mit jagen, so könn ji ok mit gnagen!‹ ans se den annern morgen tau seien dauet, wat ön de helljäger henne smetten herre, da istn olen perschinken. Auch die östreich. volkssage in Ziskas märchen s. 37 berichtet von dem verwegnen, der sich ein stück wildbraten ausbat, als das wilde gjoad vorüberzog, und nicht anders die niederländische bei Wolf no. 259. Dagegen hat eine westpreußische bei Tettau und Temme no. 260, auf dem Bullerberge im walde Skrzynka des Stargarder kreises treibe der wilde jäger auf Bartholomaeusnacht sein wesen und habe dem oberförster den schenkel eines menschen aus der luft in den wagen geschleudert, mit den worten: ›da hast du auch etwas von unsrer jagd!‹
Eine meißnische volkssage nennt das gespenst Hans Jagenteufel, und stellt ihn dar wie einen gestiefelten und gespornten mann, der in langem grauem rock, ein hiefhorn über dem rücken, aber ohne kopf, auf einem grauschimmel durch den wald reitet (D. S. no. 309). Man erzählt auch von einem wilden jäger, geheißen Mansberg, ich weiß nicht aus welcher gegend. Schwäbische sagen von dem jagen des Elbendrötsch [Fußnote], von dem Muotes heer [Fußnote] möchte ich ausführlicher kennen; eines badischen wilden jägers, junker Marten, schloß stand am dorfe Singen bei der Pfinz, und in einer capelle auf dem weg nach Königsbach wird sein grabstein gewiesen. nachts erscheint er mit seinen hunden den leuten im Bahnwald (Mones anz. 3, 363). Johann Hübner reitet einäugig auf schwarzem rosse zu mitternacht. D. S. no. 128. andere süddeutsche sagen berichten keine eigennamen, sondern begnügen sich an der spitze des wilden heers einen weißen mann auf einem schimmel vorreiten zu lassen (Mones anz. 7, 370. 8, 306); ein alter burgherr reitet auf dem schimmel, der in den wiesen weidend gesehn wird (das. 3, 259) ganz wie Oden sein pferd weidet (s. 129). Aber schon Michel Beheim (geb. 1416) dichtete einen meistergesang von Eberhart grafen zu Wirtenberg, der im wald einen ›schnellen saus und ungefügen braus‹ vernahm und ein gespenst erblickte, das ihm die ursache seiner verdammung erzählte. bei seinen lebzeiten war es ein herr, der nie jagens satt wurde und zuletzt an gott die bitte richtete, ihn bis zum jüngsten tag jagen zu lassen; gott willfahrte und so jagt er schon fünfthalbhundert jahre einem hirsche nach, ohne ihn je zu erreichen; sein antlitz war wie schwamm verrunzelt [Fußnote]. das ist nichts als variation der niedersächs. Hackelbergssage [Fußnote]
In Schwaben heißt die wilde jagd auch das mutige heer. Schwab schwäb. alp s. 312. anführer des Muthesheers ist der linkenbold, der auf dem Harz Leinbold heiße. das. es liegt dort ein linkenboldslöchle. übrigens wird die wilde jagd in einem schwäbischen gedicht von 1486, anfangend: ›Got mercurius‹, das wilde wůtißher genannt. in Thüringen zieht eine frau Motte um.
In Ottobeuern vernahm man zu weihnachten liebliche musik. wer das fenster öfnete, um danach zu horchen und den heerzug Wuetes zu schauen, dem schwoll der kopf riesenhaft an und er konnte ihn nicht zurück ins fenster ziehen. den vollen lieblichen genuß hatten ungestraft die in der verschloßnen stube bleibenden. der zug gieng durch den fronweg den Guggenberg hinauf oder ins teufels loch im Buschel, wo ein schatz liegt und vom pudel bewacht wird. von dieser lieblichen musik des nachtvolks s. auch Vonbun s. 35.
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Im 16 jh. (und warum nicht früher?) stellte man aber auch in Schwaben ein gespenst namens Berchtold an die spitze des wütenden heers, dachte sich ihn weiß gekleidet auf weißem pferde sitzend, weiße hunde am strick leitend, ein horn am hals tragend [Fußnote].
Diesem Berchtold sind wir schon s. 231 begegnet. er war die männliche gestaltung der weißgekleideten Berhta, die auch Prechtölterli heißt. Gräters Iduna. 1814. s. 102.
Hier öfnet sich ein neuer gesichtspunkt. so gut Wuotan, oder ein andrer gott, können auch heidnische göttinnen das wütende heer anführen, der wilde jäger geht in die waldfrau, Wodan in frau Gaude über. Von Perchtha kennt man im Orlagau liebliche sagen. die kleinen über welche sie gebietet sind menschenkinder, welche noch ehe sie getauft waren, verstarben und ihr dadurch zu eigen verfielen (s. 765. 767). von diesen weinenden kindern ist sie umgeben (wie frau Gaude von ihren töchtern) und läßt sich mit ihnen im nachen übersetzen (s. 228. 229). Einer jungen frau war das einzige kind gestorben, sie weinte über alle maßen und konnte sich nicht zufrieden stellen. jede nacht lief sie hinaus auf das grab und jammerte, daß es die steine hätte erbarmen mögen. in der nacht vor dem dreikönigsfeste sah sie Perchtha nicht weit von ihr vorüberziehen, da gewahrte sie, den andern kindern hinterdrein, ein kleines mit einem ganz durchnäßten hemdchen angethan, das in der hand einen krug mit wasser trug und matt geworden den übrigen nicht folgen konnte; ängstlich blieb es vor einem zaun stehn, den Perchta überschritt und die andern kindern überkletterten. die mutter erkannte in diesem augenblick ihr kind, eilte hinzu und hob es über den zaun. während sie es so in den armen hielt, sprach das kind: ›ach wie warm sind mutterhände! aber weine nicht so sehr, du weinst mir meinen krug sonst gar zu schwer und voll, da sieh, ich habe mir mein ganzes hemdchen schon damit beschüttet.‹ von jener nacht an, wird zu Wilhelmsdorf erzählt, hörte die mutter zu weinen auf (Börner s. 142. 143). Zu Bodelwitz erzählen sie etwas anders, das kind habe gesagt: ›ach wie warm ist mutterarm‹ und der bitte ›mutter weine nicht so sehr‹ die worte beigefügt: ›ich muß ja jede zähre die du weinst in meinen krug sammeln.‹ da weinte sich die mutter noch einmal herzlich aus (Börner 152). Die sage vom naßgeweinten todtenhemdchen geht als märchen um (KM. 109. Reusch no. 32. Thom. Gantipr. p. 501, vgl. Wolfs Wodana s. 153) und nach dem dän. volkslied von Aage und Else füllen die geweinten thränen den sarg mit blut; hier tritt aber der bedeutsame zug hinzu, daß die kinder in Perhtas geleit fahren. das krüglein kann mit den thränenkrügen, die in gräbern gefunden werden, in verbindung stehn [Fußnote]
infantum animae flentes in limine primo,
quos dulcis vitae exsortes et ab ubere raptos
abstulit atra dies et funere mersit acerbo.
 
In der einleitung des pentamerone beruht die wiederbelebung eines todten darauf, daß ein an seinem grabe hängender krug voll geweint werde.
[Fußnote].
Außer Berahta kommen Holda, Diana und Herodias in betracht. Berahta und Holda erscheinen, gleich frau Gaude (s. 772), in den zwölften, zwischen weihnachten und neujahr. Joh. Herolt, ein dominicaner, der zu anfang des 15 jh. die sermones discipuli de tempore et de sanctis verfaßte, sagt in sermo 11 (in die nativitatis): sunt quidam, qui in his duodecim noctibus subsequentibus multas vanitates exercent, qui deam, quam quidam Dianam vocant, in vulgari ›die frawen unhold‹, dicunt cum suo exercitu ambulare. solch ein nächtliches herumschweifen sagen auch die s. 230 ff. von Diana, Herodias und Abundia angezogenen stellen aus [Fußnote]. Es ist ganz die neben dem vicentinischen wilden mann auftretende waldfrau, der das volk noch gaben darbringt. Und wie im Salzburgischen der Berhtacultus zum freudenfest des volks (s. 231) geworden ist, hat sich auch im Entlibuch eine vom volk selbst dargestellte Posterlijagd, donnerstag vor weihnachten, als sitte eingeführt. unter dem Posterli [Fußnote] denkt man sich ein gespenst in gestalt einer alten frau oder einer ziege (vgl. s. 764). abends versammeln sich die jungen bursche des dorfs und ziehen unter lautem geschrei und getöse an einander geschlagner bleche, geblasener alphörner, geläuteter kuhglocken und ziegenschellen, knallender geißeln über berg und thal in ein anderes dorf, dessen jünglinge sie mit gleichem lärm empfangen. einer im haufen stellt das Posterli vor oder es wird in puppengestalt auf einem schlitten nachgeschleift und in einer ecke des fremden dorfes stehn gelassen; dann stillt sich der lärm und alle kehren heim (Stald. 1, 208). An andern orten der Schweiz spukt in der fronfastnacht mittwoch vor weihnachten die Sträggele und plagt die mädchen, wenn sie ihr tagwerk nicht gesponnen haben (Stald. 2, 405). das Posterli und die Sträggele gleichen also aufs haar der frau Berhta und Holda [Fußnote]. Zu Neubrunn (im Würzburgischen) zog das wütende heer immer durch drei häuser, in welchen drei thüren gerade hintereinander waren, vornen die hausthür, mitten die küchenthür, hinten die hofthür, und wo sich drei thüren in gerader richtung finden, da zieht, es mag sein wo es nur will, das wütende heer durch. ist man auf straße oder hof, wenn es zieht, so muß man den kopf zwischen die speichen eines wagenrads stecken, dann zieht es vorüber, sonst würde es einem den hals umdrehen. in Maßfeld erzählen alte leute, es sei den Zinkenstill herab über die kreuzstraße bei der Reumeser brücke, über die berge nach Dreißigacker gezogen. viele bekräftigen mit allen schwüren es gesehn zu haben. (Bechsteins fränk. sagen no. 137). In Thüringen zieht das wütende heer im geleite der frau Holla (D. S. no. 7). Zu Eisleben und im ganzen Mansfelder land fuhr es alle jahr auf fastnacht donnerstag vorüber, das volk versammelte sich und sah der ankunft des heers entgegen, nicht anders als sollte ein mächtiger könig einziehen. vor dem haufen trat ein alter mann einher mit weißem stabe, der treue Eckhart, der die leute aus dem wege weichen, einige auch heim gehen hieß: sie würden sonst schaden nehmen. hinter ihm kamen etliche geritten, etliche gegangen, man sah darunter neulich verstorbne menschen. einer ritt auf zweibeinigem pferde [Fußnote], einer lag auf ein rad gebunden, das sich von selbst bewegte, andere liefen kopflos, oder trugen ihre schenkel auf den achseln. ein trunkner bauer, der dem heer nicht ausweichen wollte, wurde ergriffen und auf einen hohen felsen gesetzt, wo er tagelang harren muste, bis man ihm wieder herunter helfen konnte [Fußnote]. In dieser darstellung macht frau Holda an der spitze ihres geisterheers vollkommen den eindruck einer im land umziehenden heidnischen göttin: das volk lauft zusammen und geht ihr entgegen, wie dem Freyr (s. 176), der Nerthus (s. 208). Eckhart mit dem weißen stab versieht das amt eines herold, eines kämmerlings, der ihr den weg aufräumt. ihr lebendiges gefolge hat sich verkehrt in gespenster [Fußnote].
Eckhart, der getreue, eine gestalt aus dem kreise altdeutscher helden (heldensage 144. 190, vogt der Harlunge, vielleicht richtiger Eckewart, Kriemhildes kämmerer Nib. 1338, 3) greift in die göttersage über. nach anhang oder vorrede des heldenbuchs soll er bei dem Venusberg sitzen und die leute warnen, wie er sie vor dem wütenden heere warnt; um so weniger läßt sich auch hier sein geschäft noch die bedeutung des Venusbergs verkennen. Eckhart zieht vor dem wütenden heer mit Holda, wie er an dem berg der Venus bis zum jüngsten tag zu weilen verwünscht ist: die identität der Holda und Venus liegt außer zweifel. dieser berg (nach einigen der Hoselberg, Horselberg bei Eisenach) ist frau Hollen hofhaltung, erst im 15. 16 jh. scheint man aus ihr frau Venus zu machen [Fußnote], in unterirdischen hölen hauset sie, stattlich und prächtig gleich zwergkönigen; einzelne menschen finden sich noch bei ihr ein und leben da in wonne. man erzählt von dem edlen Tanhäuser, der hinab gegangen war, ihre wunder zu schauen [Fußnote]; eine der anziehendsten sagen des mittelalters, in welcher die sehnsucht nach dem alten heidenthum und die härte der christlichen geistlichkeit rührend geschildert sind. Eckhart, vielleicht ein heidnischer priester, ist hofmann und begleiter der göttin, wenn sie zu bestimmter zeit des jahres ausfährt. ich könnte ihn auch mit seinem κηρύκειον zum psychopomp des reitenden todtenheers (vgl. den in der luft knarrenden seelenwagen s. 695) machen; er geleitet aber nicht die scheidenden, vielmehr die wiederkehrenden todten [Fußnote]
aspicis aërio sublatum vertice montem,
qua levis occidui deflectitur aura Favoni,
horrisonum latio vicinus nomine dicit,
qui Nessum bibit undosum Verarimque propinquum.
isthoc ante duas messes cum saepe venirem,
ignarus nemorum vidi discurrere larvas
saxa per et montes tanquam nocturna vagantes
terriculamenta et pueros terrere paventes,
quas lamias dicunt, quibus est exemptile lumen,
quas vigiles ajunt extra sua limina lyncas
esse, domi talpas, nec quenquam cernere nec se.
 
vgl. Victor Perillus ged. vom Hörselberg a. 1592 (jb. d. Berl. spr. ges. 2, 352. 358). Banges thür. chron. 1599 s. 57. 58 nennt ihn Haselberg und Hörselberg. Lieder vom Tanhäuser bei Uhland no. 297 und in Mones anz. 5, 169–174. ein lied vom Danhäuser erwähnt Fel. Faber 3, 221.
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Da auch Dieterichs von Bern, zu dessen helden Eckhart gehört, theilnahme an der wilden jagd zu beweisen steht, so wäre er hier der zweite einheimische held. die Lausitzer nennen nun den wilden jäger Berndietrich, Dietrich Bernhard oder Diterbenada; oft haben alte Wenden seine jagd gehört und wissen zu erzählen von unschmackhaften braten, die er dabei austheilt [Fußnote]. auch im Orlagau ist Berndietrich des wilden jägers name (Börner s. 213. 216. 236) und seine hunde treiben die waldweibchen auf. ja auf dem Harz am Bodekessel über der Rostrappe steht der wilde jäger versteinert, ›er heiße Bernhart‹ gab ein knabe an, und der vater der über das Bodethal zu ros gesprungnen Brunhild wird vom volk ›der von Bären‹ (von Bern) genannt; dies gewinnt dadurch an bedeutsamkeit, daß auch Gibicho (s. 114) auf dasselbe gebirge versetzt wird (z. f. d. a. 1, 575). Von Fichte aber, dessen heimat die Lausitz war, leitet sich die meldung her, dort heiße knecht Ruprecht (s. 417) Dietrich von Bern [Fußnote] Beide auslegungen lassen sich verbinden. knecht Ruprecht erscheint neben frau Berhta, als diener und begleiter (s. 425. 426), zuweilen statt ihrer, und wie sie als ein schreck der kinder. es kommt dazu, daß beide Ruprecht und Berhta weihnachten auftreten; doch was am meisten entscheidet ist, daß in Meklenburg Wode, wie in Schwaben Berhta, durch den flachs am spinnrocken fährt, und Wode, wie Ruprecht und Niclas, den kindern gutes oder böses beschert [Fußnote]. Dietrich von Bern ist also, gleich dem treuen Eckhart, berechtigt in Wuotans, Holdas oder Berhtas geleit zu erscheinen, oder ihre stelle einzunehmen. Auch wird bei andrer veranlassung Dietrich der feuerathmende übermenschlich dargestellt nach den gedichten des MA. auf gespenstigem feuersprühendem rosse in die hölle oder in die wüste abgeholt, wo er bis an den jüngsten tag mit dem gewürme streiten soll (d. heldensage 38–40). das stimmt zu der altmärkischen sage von Hackelberg (s. 769) und in der zusammensetzung Hackelberend scheint der zweite theil deutlich auf Berend, Bernhart und Dietrichbern geleitet zu haben, wie auch Hackelbergs und Berends traum (s. 769) identisch war. Vielleicht endlich wäre der niederländ. Derk met den beer (s. 177) hier zu erwägen, ohne daß ich den beinamen aus einem misverstandnen Dietrich von Bern herführe [Fußnote].
Wir haben das wilde heer in zwei hauptbeziehungen kennen gelernt, als nächtliche jagd männlicher, als feierlichen umzug weiblicher gottheiten, beide, den letzteren zumal, an gewisse jahrszeiten gebunden. der bestimmtere sinn des ausdrucks ›heer‹ läßt schon eine dritte bedeutung erwarten: es zieht als kriegsheer und weissagt anbrechenden krieg.
Wuotan (der alte heervater, s. 682), Hackelbernd, Berhtolt, auf weißem schlachtrosse, gewafnet und gespornt, erscheinen noch als oberste lenker des kriegs, den sie gleichsam dem menschengeschlecht verstatten. Es gibt mehr als eine sage von verwünschten bergen, in deren innerm von zeit zu zeit waffenklang, trommeln und pfeifen hörbar werden; ein altes geister und götterheer ist darein verschlossen, das sich zu seinem ausbruch rüstet. Keine schönere, vollständigere sage kenne ich in dieser beziehung als von dem niederhessischen Odenberg, und dazu liegt er unmittelbar in der nähe von Gudensberg, d. h. Wuotansberg, aber unterschieden davon, so daß man Odenberg nicht aus der altn. form Ođinn deuten darf: der name mag von ôd (felicitas) vielleicht von ôdi (desertus) geleitet werden. Das volk knüpft diesen Odenberg längst nicht mehr an die heidnische gottheit, sondern an den heldenkönig Carl, ja an kaiser Carl 5 [Fußnote]. Seiner händel mit landgraf Philipp wegen hat Carl der fünfte bleibenden eindruck in Hessen zurückgelassen, ›Karle Quintes‹ mit seinen soldaten haust im Odenberg, und wie die Schwäbin ihrem kind mit der eisernen Berhta droht (s. 230): ›schweig, oder die Prechtölterli kommt!‹ die Baierin: ›schweig, Prechte kommt und schneidet dir den bauch auf!‹ schweigt es die Hessin, in diesem landstrich, durch den zuruf ›du, der Quinte kommt!‹ Früher meinte man aber Carl den großen, wie schon die den annalisten bekannte sage von dem durstigen heer beweist (s. 96. 127); ein niederschlag noch älterer heidnischer mythen. Carl war mit seinem heer in die gebirge der Gudensberger landschaft gerückt, siegreich, wie einige erzählen, nach andern fliehend, von morgen her (aus Westfalen). die krieger schmachteten vor durst, der könig saß auf schneeweißem schimmel; da trat das pferd mit dem huf auf den boden und schlug einen stein vom felsen, aus der öfnung sprudelte die quelle mächtig (s. 187. 485). das ganze heer wurde getränkt. diese quelle heißt Glisborn, ihrer kühlen, klaren flut mißt das landvolk größere reinigungskraft bei als gewöhnlichem wasser, und aus umliegenden dörfern gehen die weiber dahin ihr leinen zu waschen. der stein mit dem huftritt, in die Gudensberger kirchhofmauer eingesetzt, ist noch heute zu sehn. Nachher schlug könig Carl eine große schlacht am fuße des Odenbergs. das strömende blut riß tiefe furchen in den boden (oft sind sie zugedämmt worden, der regen spült sie immer wieder auf), die fluten ›wulchen‹ zusammen und ergossen sich bis Bessa hinab; Carl erfocht den sieg: abends that sich der fels auf, nahm ihn und das ermattete kriegsvolk ein und schloß seine wände. in diesem Odenberg ruht der könig von seinen heldenthaten aus. er hat verheißen alle sieben oder alle hundert jahre hervorzukommen; tritt eine solche zeit ein, so vernimmt man waffen durch die lüfte rasseln, pferdegewieher und hufschlag, der zug geht an den Glisborn, wo die rosse getränkt werden, und verfolgt dann seinen lauf, bis er, nach vollbrachter runde endlich wieder in den berg zurückkehrt. Einmal giengen leute am Odenberg und vernahmen trommelschlag, ohne etwas zu sehn. da hieß sie ein weiser mann nach einander durch den ring schauen, den er mit seinem in die seite gebognen arm bildete: alsbald erblickten sie eine menge kriegsvolk, in waffenübungen begriffen, den Odenberg aus und eingehn [Fußnote]. An jenem schauen durch den arm erkennt man recht die uralte sage. Saxo gramm. meldet s. 37 daß Biarco nicht vermochte den Othin, der auf weißem rosse reitend, mit weißem schilde bedeckt, dem feindlichen heer der Schweden beistand, zu erschauen. da redet Biarco zu Ruta:
at nunc ille ubi sit qui vulgo dicitur Othin
armipotens, uno semper contentus ocello?
dic mihi, Ruta, precor, usquam si conspicis illum?
 
Ruta antwortet:
adde oculum propius, et nostras prospice chelas,
ante sacraturas victrici lumina signo,
si vis praesentem tuto cognoscere Martem [Fußnote].
 
Biarco:
si potero horrendum Friggae spectare maritum,
quantumcunque albo clypeo sit tectus et album
flectat equum, Lethra nequaquam sospes abibit.
fas est belligeram bello prosternere divam.
 
das schauen durch den eingestemmten arm (chela, χηλή) macht geistersichtig [Fußnote], wie sonst das über die rechte schulter (oben s. 380, abergl. 996) oder zwischen durch die ohren des pferdes. Das hat die hessische volkssage bewahrt. So deutlich sie übrigens den Wuotan zeichnet, scheint sie zuweilen auf Donar überzugehn, denn man hört auch von einem rothen reiter mit rothwollnem reiherbusche auf rothem rosse erzählen, der an bestimmten jahrstagen den waldsaum des Odenbergs im galopp umreite: es sei der geist von Carolus quintus. diese beschreibung würde eher auf Friedrich Rothbart, der im Kifhäuser haust, und den rothhaarigen Donar passen [Fußnote].
Ähnlich diesem Odenberger heer ist der auszug des Rothenthalers im Aargau [Fußnote], des Rodensteiners nach dem Schnellerts [Fußnote], des grauen mannes über den Rockenstul bei Geisa im Fuldischen [Fußnote], anderer in andern gegenden, vgl. Mones anz. 3, 259. 8, 306; als das heer über Wolfartsweiler zog, rief einer herab; ›wenn du beschädigt wirst, verbind dich mit rothem garn!‹ (8, 307.) Nach Heimreichs nordfries. chron. 2, 93 sah man im j. 1637 vor Tondern kriegsheere in der luft aufziehen und mit einander bei hellem wetter streiten [Fußnote]. Eine irische volkssage berichtet von O'Donoghue dem alten herscher, der jährlich am ersten mai, auf milchweißem pferde sitzend, aus dem gewässer eines sees steigt, sein reich zu besuchen. In einer augustnacht aber zeigt sich ein graf von Kildare gerüstet auf prächtigem streitros und mustert die schatten seiner krieger (elfenm. 192. 193. 233). An jenen duris, dürst (s. 431. 767) gemahnt auffallend ein finnischer Turisas, gott des krieges und zugleich riesenhaft (turras, turrisas, tursas = riese), der hoch in den wolken, wann ein krieg bevorsteht, seine trommel rühren läßt. Den Letten sind johdi oder murgi gespenster, seelen verstorbner; wenn ein nordlicht flackert sagen sie: johdi kaujahs (geister schlagen sich), karru lauschu dwehseles kaujahs (gefallner krieger seelen schlagen sich) [Fußnote]. hier wird der gespenstertumult auf die leuchtende, wie bei den Deutschen auf die tönende naturerscheinung bezogen; es erinnert auch an den krieg, den unsere landsknechte selbst im himmel erheben, noch mehr an die altn. benennung Hiađnînga veđr eđa èl (Hedaningorum tempestas vel procella) für krieg und schlacht, Sn. 163. die helden waren in langem kampfe gefallen, da gieng Hildur, die valkyrja, nachts auf die wahlstätte, weckte sie wieder auf und ließ sie von neuem kämpfen, und so sollen sie alle tage bis zu weltuntergang am tag streiten und die nacht todt liegen. dies scheint mir unter allen das älteste vorbild eines in den wolken streitenden heers, aus dem man, wie die namen veđr und èl zeigen, die naturerscheinung deutete. In Thüringen geht eine volkssage von einer zwischen Croaten und Schweden gelieferten schlacht, an deren jahrstag abends eilf uhr alle begrabnen soldaten erwachen und nun von neuem zu streiten beginnen, bis die glocke eins schlägt, dann versinken sie in den erdboden und liegen ein jahr über ganz still und ruhig (Bechstein 4, 231) [Fußnote].
Aber den romanischen völkern ist die überlieferung vom luftheer nicht weniger bekannt und einzelnes trift mit der deutschen genau zusammen.
In Frankreich führt ein solches luftgebilde kämpfender geister die benennung Hellequin, Hielekin (Bosquet 70–77), in Spanien exercito antiguo [Fußnote]. Guilielm. alvernus († 1248) p. 1037: ›de equitibus vero nocturnis, qui vulgari gallicano Hellequin, et vulgari hispanico exercitus antiquus vocantur, nondum tibi satisfeci, quia nondum declarare intendo, qui sint; nec tamen certum est eos malignos spiritus esse, loquar igitur tibi de his in sequentibus‹. p. 1065: ›de substantiis apparentibus in similitudine equitantium et bellatorum, et in similitudine exercituum innumerabilium, interdum autem et paucorum equitum‹. p. 1067; ›narratur quoque, quod quidam videns hujusmodi exercitum (auf der wegscheide) terrore percussus a via publica declinavit in agrum contiguum, ubi quasi in refugio, transeunte juxta illum toto illo exercitu, illaesus permansit et nihil mali passus est ab illis. propter quod opinio inolevit apud multos, agros gaudere protectione creatoris propter utilitatem hominum, et hac de causa non esse accessum malignis spiritibus ad eos, neque potestatem nocendi propter hanc causam hominibus existentibus in eis. Gens autem idolatrarum tutelam istam et defensionem, si eam vel crederet vel audiret, numinibus arvorum illam attribueret. opinor autem, quod Cererem deam, quae agris praeest, hujusmodi hominem protexisse crederent, exercitumque illum intra fines regnumque Cereris nemini posse nocere‹. p. 1073: ›nec te removeat aut conturbet ullatenus vulgaris illa Hispanorum nominatio, qua malignos spiritus, qui in armis ludere ac pugnare videri consueverunt, exercitum antiquum nominant, magis enim anilis et delirantium vetularum nominatio est quam veritatis‹. Radulfus de Presles ad libr. 15 cap. 23 de civ. dei: ›la mesgnée de Hellequin, de dame Habonde (s. 237), et des esperis quils appellent fées‹. Ducange s. v. im jeu d'Adan hört man die maisnie Hielekin unter schellengeklingen heranziehen, die drei feen (s. 341) im gefolge, ein ›sires Hellequins‹ wird genannt. Reiffenberg renseign. s. 94. Vincent. bellov. lib. 30 cap. 118 und nach ihm Keisersperg (omeiß 37d 38b) berichten von einem gewissen Natalis, Alle quinti, Karoli quinti, der gestorben wieder erschien und auf die frage nach dem wütenden heer verkündete, es habe aufgehört seit Carolus quintus seine buße geleistet. hier wird dem wütenden heer der name Caroliquinti oder nach andern Allequinti beigelegt, was offenbar mit jenem Hellequin und dem hessischen Karlequinte im Odenberg (s. 782) zusammenhängt. Gleichwol scheint es falsche deutung des älteren Hellequin, dessen mesnie (gefolge) in den gedichten des 13 jh. [Fußnote] außer Guil. alvernus verschiedentlich erwähnt wird, der also nicht den franz. könig Carl 5 aus der zweiten hälfte des 14 jh. meinen kann. daß man auch in Frankreich mit dem wütenden heer Carl den großen in verbindung brachte, zeigt ein burgund. gedicht des 17 jh., nach welchem Charlemagne auf seinem pferd an der spitze der lufterscheinung reitet, und Roland die fahne trägt [Fußnote]. wie aber wenn Hellequin aus dem deutschen helle (unterwelt) oder der diminution hellekin, persönlich und männlich aufgefaßt, zu verstehn wäre [Fußnote]? Zu Tours sagt man chasse briguet (briguet ist jagdhund) und le carosse du roi Hugon [Fußnote], der nachts um die stadtmauer reitet und alle, die ihm begegnen, schlägt oder wegraft. des königs Hugo Capet wagen vertritt auch hier einen heidnischen götterwagen; in Poitou heißt es la chassegallerie. Im walde von Fontainebleau soll ›le grand veneur‹ jagen.
In den britischen wäldern rauschte schon zu des Gervasius tilberiensis zeit könig Artus nächtliche jagd (ot. imp. 2, 12): ›narrantibus nemorum custodibus, quos forestarios vulgus nominat, se alternis diebus circa horam meridianam et in primo noctium conticinio sub plenilunio luna lucente saepissime videre militum copiam venantium et canum et cornuum strepitum, qui sciscitantibus se de societate et familia Arturi esse affirmant‹. im complaynt of Scotland heißt es p. 97. 98: ›Arthour knycht he raid on nycht vith gyldin spur and candillycht‹. Der elbkönigin und feen wurde schon vorhin gedacht (s. 779). Shakespeare (merry wiv. of Winds. 4, 4. 5, 5) gedenkt eines ›Herne the hunter‹, der mitternachts um eine alte eiche wandert.
Boccaccio (decam. 5, 8) hat die geschichte eines gespenstes, das seine geliebte, die ihm treuloser weise den tod bereitet hatte, jeden freitag nackend durch den wald jagt und von seinen hunden zerfleischen läßt: so oft sie erlegt wird, steht sie wieder auf und die grausame jagd beginnt von neuem. Die fabel soll, nach Manni, aus Helinand genommen sein; sie könnte aufschluß über die verfolgung des holzweibchens durch den wilden jäger (s. 775) geben, wenn man auch die motive des novellisten, wie billig, erst auf den einfachen grund einer volkssage zurückzuführen hätte. Im gedicht von Etzels hofhaltung erscheint der Wunderer fast als ein solcher wilder mann und jäger, der mit seinen hunden frau Sælde hetzt und aufzufressen droht, wie der jäger das flüchtige holzweiblein (s. 775) oder der infernalis venator die abgeschiedne seele [Fußnote]. viel bedeutender ist eine sage des Eckenlieds. Fasolt jagt mit hunden ein wildes fräulein im wald, gerade wie der wilde jäger das holzweiblein in Laßbergs ausg. 161 bis 201, in Hagens 213–254 vgl. 333. dies wird für die auffassung Fasolts wichtig, der ein sturmriese war (s. 439. 529) und hier gleich Wuotan im wilden heer aufzieht.
Unversteckter liegen die bezüge der nord. auf deutsche sagen. den Dänen ist Waldemar, ihr berühmter, geliebter könig, zum wilden jäger geworden. die seeländische fabel läßt ihn, gleich Carl dem großen (s. 361), durch einen zauberring zu einer jungfrau und nach deren tod zu einer waldgegend heftig hingezogen werden. er wohnt im Gurrewald und jagt da nacht und tag [Fußnote], ganz wie Hackelberg äußert er die vermeßnen worte: ›gott möge sein himmelreich behalten, wenn ich nur in Gurre immerdar jagen kann!‹ Nun reitet er jede nacht von Burre nach Gurre; wenn das volk sein hohorufen und peitschenknallen von weitem hört, stellt es sich seitwärts unter die bäume. voran im zug laufen kohlschwarze hunde, denen glühende zungen aus dem hals hängen, dann erscheint Wolmar, auf weißem pferde, zuweilen sein eignes haupt unter dem linken arm tragend (vgl. abergl. 605). stößt er auf leute, besonders alte, so gibt er ihnen hunde zu halten. er fährt einen bestimmten jagdweg, alle thüren und schlösser springen vor ihm auf, seine straße heißt Wolmarsstraße, Voldemarsvej [Fußnote], wobei man sich der Irmingstræt und Eriksgata (s. 295–300) erinnern wird. Denen die ihm die hunde gehalten haben schenkt er scheinbar geringe sachen, welche sich hernach in gold verwandeln. für hufeisen gibt er ducaten (Thiele 1, 89–95). diese sagen gemahnen zugleich an Carl den großen, Hackelberg und frau Holla oder Perhta. vgl. Müllenhoff schlesw. holst. sag. no. 485. 486.
Auf der insel Möen hegt ein wald namens Grünewald. in ihm jagt der Grönjette jede nacht zu pferd, das haupt unter dem linken arm, einen spieß in der rechten, eine meute hunde um sich herum. Zur erntezeit legen ihm bauern ein gebund haber für sein pferd hin, daß er des nachts nicht ihre saaten niedertrete; an diesem einen zug wird Wuotan (s. 128) [Fußnote] vielleicht auch Frey (s. 176) erkennbar. jette heißt er hier, wie in der Schweiz durst (s. 784). Grön erkläre ich nicht durch die grüne farbe der jägerkleidung, lieber durch das altn. grön (barba), Grönjette = altn. graniötunn, der bärtige riese, und Grani (barbatus) ist Ođins name (s. 716). Grönjette läßt auch die bauern seine hunde halten. er jagt nach der meerfrau (wie der wilde jäger nach der holzfrau); ein bauer sah ihn zurückkehren, wie er die meerfrau todt quer über seinem pferd liegen hatte: ›sieben jahr jagte ich ihr nach, auf Falster hab ich sie nun erlegt‹. dem bauer schenkte er das band, woran er die hunde gehalten hatte; solange das band in seinem besitz blieb, nahm er zu an reichthum (Thiele 1, 95–97).
Auf Fühnen jagt Palnejäger, d. i. der altn. Pâlnatôki (fornm. sög. 11, 49–99. Thiele 1, 110), ein vielberühmter held (oben s. 315).
In einigen dänischen gegenden wird statt Wolmer nur gesagt ›den flyvende jäger‹ (der fliegende jäger) oder ›den flyvende Markolfus‹, in der gegend von Kallundborg hat das volk einem jüngern könig die jagd übertragen: Christian der zweite reitet auf weißem pferd mit schwarzen hunden (Thiele 1, 187).
Im Schleswigischen jagt könig Abel: in eo loco, ubi sepultus est – venatoris cornu inflantis vocem et sonum exaudiri, multi fide digni referunt et affirmant usque adeo similem, ut venatorem ibi venari quis diceret, idque saepe a vigilibus, qui Gottorpii nocte vigilare solent, audiri: sed et Abelem multis nostra aetate apparuisse et visum esse constans omnium est rumor, ore et corpore atrum, equo pusillo vectum, comitatum canibus tribus venaticis, qui et saepe specie ignea et ardere visi sunt. Cypraei ann. episc. slesvic. p. 267. vgl. Thiele 2, 63. 142. Dahlmann dän. gesch. 1, 408. Müllenhoff no. 487. 488.
Schwedische überlieferungen vom wilden jäger sind mir nicht vollständig bekannt, ich folgere sie aber schon nach dem, was s. 488 von dem strömkarlslag gesagt wurde, dessen eilfte variation dem nachtgeist und seinem heer gehört, und der neck berührte sich gerade mit dem elbischen Tanhäuser (s. 780). Auch dauert in Schweden noch der echte bezug der naturerscheinung auf den gott (oben s. 766). Man erzählt von zwei leidenschaftlichen jägern, Nielus Hög und Jennus Maar (Arwidsson 2, 71).
Reichen gehalt hat eine norwegische sage. Seelen, die nicht so viel gutes thun daß sie den himmel, nicht so viel böses daß sie die hölle verdienen, trunkenbolde, spötter, feine betrieger, sollen zur strafe bis an das ende der welt umreiten. An der spitze des zugs fahrt Gurorysse oder Reisarova mit ihrem langen schwanz, woran man sie vor den übrigen kennt; nach ihr folgt eine ganze menge beiderlei geschlechts. von vornen angesehen haben reiter und pferde stattliche gestalt, von hinten sieht man nichts als Guros langen schwanz. die rosse sind kohlschwarz, mit glühenden augen, sie werden mit feurigen stangen und eisernen zäumen gelenkt, von ferne vernimmt man den lärm des haufens. sie reiten über wasser wie über land, kaum berühren ihre hufe die oberfläche des wassers. wo sie den sattel auf ein dach werfen, in dem haus muß flugs ein mensch sterben; wo sie schlägerei, mord und trinkgelag erwarten, da kommen sie und setzen sich über die thür [Fußnote]. solange noch keine unthat begangen wird, halten sie sich ruhig, erfolgt sie aber, so lachen sie laut auf [Fußnote] und rasseln mit ihren eisenstangen. Ihr zug hat statt um jul, wenn große trinkgelage gehalten werden. hört man ihn nahen, so muß man aus dem weg weichen oder sich platt auf den boden werfen [Fußnote] und schlafend anstellen, denn es gibt beispiele, daß der zug lebende menschen mit sich schleppt. ein rechtschaffener mensch, der jene vorsicht gebraucht, hat nichts zu fürchten, als daß jeder aus dem haufen auf ihn speit: ist der zug vorbei, so muß er wieder ausspeien, sonst würde er schaden nehmen. In einigen gegenden heißt dieser gespenstige aufzug aaskereia, aaskerej, aaskereida, an andern hoskelreia; jenes verderbt aus âsgardreida, âsgardreid, der asgardische zug, die fahrt der seelen gen himmel oder auf die fahrt der götter, der valkyrien, welche die erde heimsuchen; vielleicht ist es noch einfacher aus åska (blitz) und reid (donner) zu verstehn? dann würde es sich mehr auf Thors erscheinung beschränken. zuweilen sieht man den zug nicht, hört ihn bloß sausend durch die lüfte fahren. wer in den drei julnächten seine stallthüren nicht bekreuzt, der findet am morgen seine pferde schweißtriefend (s. 550. 551) und halbgeplatzt, weil sie mitgenommen waren (Faye 70–72).
Guro scheint was sonst gurri, d. i. altn. gîfr (riesin, s. 436); gurri ist aber auch huldra (Faye 10) und diese wird als schönes weib mit häßlichem schwanz geschildert (Faye 25. 39). Huldra darf unserer Holda schon deshalb verglichen werden, weil sie ungetaufte kinder mit sich führt. Guro als anführerin des wütenden heers entspricht völlig den übrigen bisher entwickelten vorstellungen [Fußnote] [Fußnote].
Überschauen wir nun die gesammte reihe der deutschen und nordischen sagen vom wütenden heer, so drängen sich folgende betrachtungen hervor. der mythus zeigt uns götter und göttinnen des heidenthums. unter den göttern Wuotan und vielleicht auch Fro, wenn ich auf ihn den Berhtolt auslegen darf. Wuotan erscheint noch in seinen beinamen des gemantelten und des bärtigen, die man hernach misverstand und in eigennamen umschuf. bei Saxo gramm. p. 37 heißt Othin: ›albo clypeo tectus et album (s. l. statt altum) flectens equum‹. Sleipnir war ein grauschimmel (Sn. 47), was man apfelgrau (pommelée, ags. äppelfealo) nannte, zwischen frô Wôdan und frôwa Gôde schwanken wort und sinn. Heeranführende göttin, statt des gottes, ist Holda, seine gemahlin; ich überzeuge mich immer fester, daß Holda nichts anders sein kann, als der milden, gütigen Fricka beiname. vgl. Sommers thür. sagen 165. 166. Berhta, die leuchtende, fällt wiederum mit ihr zusammen, oder wenn es auf Frouwa anwendbar ist, berührt sich mit ihr, wie die nord. Freyja mit Frigg. Merkwürdig, daß die norweg. sage weder Frigg noch Freyja, sondern auch Huldra nennt. Die den luftwagen des gottes umgebenden hunde können Wuotans geheul anstimmende wölfe gewesen sein. Eine unbeglaubigte nordische [Fußnote] überlieferung läßt Ođinn, gleich Hakelbernd, durch einen eber verwunden und diese verwundung scheint völlig sagenhaft (s. 768. 769); als der eber dem schlafenden gott das blut aussog, fielen tropfen auf die erde, aus denen im folgenden frühjahr blumen wurden.
Diese gottheiten stellen sich auf doppelte weise dar. entweder, menschlichen augen sichtbar, zu heiliger jahrszeit, in das land einziehend, heil und segen mit sich führend, gaben und opfer des entgegen strömenden volks in empfang nehmend. oder unsichtig durch die lüfte schwebend, in wolkengebilden, im gebraus und heulen des windes vernehmbar (s. 526), krieg, jagd oder kegelspiel, die hauptgeschäfte der alten helden treibend: ein aufzug der weniger an bestimmte zeit gebunden mehr die naturerscheinung erklärt. vgl. Haupts zeitschr. 6, 129. 131. Beide züge halte ich, ihrer idee nach für gleich alt, und sie greifen bei dem mythus von dem wilden heer manigfach in einander. die vorstellungen von der milchstraße haben uns gezeigt, wie wagen und wege der götter sowol am himmel als auf der erde gehn.
Seit dem christenthum muste eine verwandlung der fabel eintreten. statt des götterzugs erschien nunmehr ein grausenhaftes gespensterheer mit finstern, teuflischen zuthaten entstellt. Vermutlich hatten schon die Heiden angenommen, daß in dem zuge der gottheiten die geister seeliger helden mitfahren; die Christen versetzten jetzt in das heer ungetaufte kinder, trunkenbolde, selbstmörder (vgl. s. 686), die in gräßlicher zerstümmelung auftreten. Aus der holden ward eine unholde, nur noch von vorne schöne, hinten geschwänzte göttin [Fußnote]. was ihrem alten bilde nicht ganz entzogen werden konnte, wurde als verführerisch und sündhaft aufgefaßt: so erzeugte sich die sage vom Venusberg. Auch die alten opfer ließ das volk nicht völlig fahren, es beschränkte sich auf die habergarbe für des gottes ros, wie es den Tod (den gleichfalls jagenden, s. 705) mit einem scheffel haber abfindet (s. 704).
Als helden wiedergeboren behaupteten götter ihren reinen, ursprünglichen character ungetrübt. So sehen wir diesem umzug bedeutsam Dietrich, Ekhart, Artus, Carl, Waldemar, Palnatoke, ja könig Christian einverleibt, ohne daß ihrem ansehen unter dem volk das geringste entrissen wird. Daneben macht sich aber auch eine andere ansicht geltend, welche die götter in teufel, wie göttinnen in unholde und hexen verkehrt: der teufel konnte hier leicht aus dem älteren riesen entspringen.
Letzte niedersetzung der fabel war, daß sie sich an einzelne jäger und jagdliebhaber der jüngeren zeit heftete, wie Hackelberg, den heidereiter Bären, junker Marten, Mansberg den burgherrn o. a. diese sehen beinahe wie historische personen aus, näher betrachtet werden sie sich immer in mythische auflösen. die gewissenhaftigkeit, mit der das volk Hakelbernds grabstätte nachzuweisen sucht, scheint mir einen heidnischen cultus, dem auch steindenkmäler gewidmet waren, anzudeuten.
Der ähnliche gang, den die geschichte des mythus im Norden wie in Deutschland genommen hat, verbürgt uns von neuem den zusammenhang des heidnischen glaubens hier und dort. Sachsen, Westfalen, Meklenburg, Hessen haben noch einzelne züge mit dem Norden gemein, die Süddeutschland weniger festhielt. Zugleich bricht berührung mit celtischer sage durch, während ich keine mit slavischer entdecke, es müste denn der nachts umreitende Svantovit (s. 551) hierher gehören.
Noch ist eine mit griechischer fabel unerwähnt geblieben, aus der sich das hohe alter der vorstellung eines riesen und jägers zu ergeben scheint. Orion war den Griechen ein riesenhafter (πελώριος) jäger, der noch in der unterwelt, auf der Asfodeloswiese das wild verfolgt (Od. 11, 572) und ein leuchtendes gestirn bildet. Homer nennt Orions jagdhund (Il. 22, 29), den man am himmel unter ihm erblickt, vor ihm sind die pleiaden (eine kütte wilder tauben, Od. 12, 62) auf der flucht, selbst die große bärin scheint nach ihm hinzuschauen (Od. 5, 274) [Fußnote]. Ob auch unsere vorfahren das nemliche gestirn mit dem mythus von der wilden jagd in beziehung brachten? ich habe es s. 606 zweifelhaft hin gestellt. einmal könnte man den ags. namen eberhaufen damit verbinden, dann aber anschlagen, daß die drei den gürtel bildenden sterne spinnrocken der Fricka heißen, die als Holda dem wütenden heer vorangeht, und gerade bei seiner erscheinung auf weihnachten der spinnerinnen wahrnimmt. wo Fricka das gestirn benennt, hebt sich ihre spindel hervor, wo ihm Wuotan oder ein riesenheld den namen verleiht, kann die gruppe gejagter eber ausgezeichnet sein? Die griech. fabel entfaltet sich noch reicher. Orion wird geblendet und von Kedalion, einem wunderbaren kinde, das auf seinen schultern sitzt, zu neuem lichte geleitet. dem blinden riesen ließe sich der kopflose wilde jäger [Fußnote] vergleichen? Noch mehr fällt mir der zug auf, daß Artemis aus der erde einen scorpion hervorgehn läßt, der Orion in den knöchel sticht und durch diesen stich tödtet [Fußnote]: wenn sich das zeichen des scorpions am himmel erhebt, sinkt Orion unter. das gemahnt an Hackelberend, dessen fuß, vom hauer des ebers gestochen, seinen tod verursacht (s. 768. 790). Orion geht zur sommersonnenwende auf, zur wintersonnenwende unter, in den winternächten strahlt er, wo auch das wütende heer erscheint. windsturm begleitet ihn (nimbosus Orion. Aen. 1, 535). er hat die gabe empfangen auf dem meer zu wandeln (Apollod. I. 4, 3), wie die rosse der aaskareia über die flut ziehen. Orions verhältnis zu Artemis gleicht dem des Wuotan zu Holda nicht, da beide, Wuotan und Holda, nie zusammen im heer auftreten; für sich betrachtet hat aber Holda entschiedne ähnlichkeit mit Artemis oder Diana (s. 221) noch mehr mit der nächtlichen jagdgöttin Hecate, in deren nähe hunde winseln, wie bei frau Gauden, die gleich der Hel von hunden gewittert wird (s. 555), der man auf das trivium (ahd. driwikki) [Fußnote] ärmliche speisen hinstellt (wie der Berhta und wilden frau s. 359) vgl. Theocr. 2, 15 und Virg. Aen. 4, 609: nocturnis Hecate triviis ululata per urbes. Lucian (im jiloyeud´hV cap. 22. 24) berichtet, wie dem Eucrates eine solche ‛Εκάτη im wald erschien, und die klaffenden hunde mangeln nicht dabei [Fußnote].
Tacitus Germ. 43 schildert die Harii, ein nordöstliches deutsches volk mit folgenden worten: truces insitae feritati arte ac tempore lenocinantur. nigra scuta, tincta corpora, atras ad proelia noctes legunt, ipsaque formidine atque umbra feralis exercitus terrorem inferunt, nullo hostium sustinente novum ac velut infernum aspectum [Fußnote]. war dies todtenheer oder höllenheer römische vorstellung oder schon in der nachricht von jenem deutschen volk mitüberliefert? Eines luftheers (s. 784) gedenkt auch Plinius 2, 57: armorum crepitus et tubae sonitus auditos e coelo cimbricis bellis accepimus, crebroque et prius et postea; tertio vero consulatu Marii ab Amerinis et Tudertibus spectata arma coelestia ab ortu occasuque inter se concurrentia, pulsis quae ab occasu erant. 
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