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德国神话:Cap. XX. Elemente. II. Feuer.

时间:2014-05-17来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: Elemente
gleich dem wasser gilt das feuer[Fußnote] für ein lebendiges wesen, und jener benennung quecprunno (s. 488) entspricht quecfiur, daz quecke fiwer. Parz. 71, 13; serb. vatra shiva (Vuk 1, xlvi) ogan shivi (Vuk 3, 8. 20). τὸ πυ̃ρ θηρίου έμψυχον bei Aegyptern, Herod. 3, 16; ignis animal. Cic. de N. D. 3, 14, also ein fressendes, hungriges, nimmersattes thier, vorax flamma, frekr (avidus) Sæm. 50b, bitar fiur. Hel. 78, 22. bitar logna. 79, 20. grâdag logna. 130, 23. grin endi grâdag. 133, 11. eld unfuodi (insatiabilis) 78, 23; es leckt mit der zunge, frißt um sich, weidet, νέμεται Il. 23, 177; das land wird von ihm abgeweidet πυρὶ ξθὼν νέμεται Il. 2, 780; altn. lêztu eld eta iöfra bygdir. Sæm. 142a; es ist rastlos, ακάματον πυ̃ρ Il. 23, 52. Anrede bezeichnet lebendige dinge: ›heitr ertu hripuđr!‹ (heiß bist du feuer) Sæm. 40a. Schon den Persern war es ein gott, und das ind. Agni = ignis wird für einen gott angesehn. Nach der edda ist das feuer bruder des winds und des meers, darum selbst belebt und göttlich. Sn. 126. Das volk vergleicht dieses element einem von haus zu haus fliegenden hahn: ›ich will dir einen rothen hahn aufs dach setzen‹ ist drohung des mordbrenners. ›ein roten han aufs stadel setzen‹. H. Sachs IV. 3, 86d. rôter schîn Gudr. 786, 2.
 
Einer uralten, heidnischen benennung des weltfeuers, altn. muspell, ahd. alts. muspilli, mudspelli, mutspelli, wurde schon s. 463 gedacht. die hier einschlagenden mythischen bezüge können erst im verfolg entfaltet werden, des namens sinn scheint so viel als ligni perditor, wie auch das feuer sonst bani viđar, grand viđar (Sn. 126), her alls viđar (Sæm. 228b) heißt. ein andrer schwieriger ausdruck eikin fur findet sich Sæm. 83b. von vafrlogi (waberlohe), wobei man sich des mhd. ausdrucks ›daz bibende fiwer‹ (Tund. 54, 58) entsinnt, zu handeln, verspare ich gleichfalls. vgl. cap. XXXI. irwisch[Fußnote]
 
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Ein eigentlicher feuerdienst scheint von beschränkterem umfang, als die verehrung des wassers; nur in der stelle des ags. verbots (s. 84) finde ich des feuers, nicht in den übrigen gedacht. auch mag ein theil des ihm gewidmeten cultus in dem der leuchtenden und wärmenden sonne begriffen sein, wie schon Jul. Caesar (oben s. 85) sol und Vulcanus, und die edda, beide als das höchste preisend, feuer und sonne, nebeneinander nennt; ›eldr er beztr med ŷta sonum ok sôlar sŷn‹. Sæm. 18b; feuer ist das beste für die menschen (nach Pindar wasser das beste). Die observatio pagana in foco (abergl. B, 17) beziehe ich auf die flamme des heerds 501 oder ofens; wo heerdfeuer brennt, schlägt kein gewitter ein (abergl. 126), wo es prasselt, da entsteht streit (no. 322. 534). man halte die norwegische deutung (s. 201) dazu; so lange ein kind ungetauft ist, soll man das feuer nicht löschen (schwed. abergl. 22.) vgl. kasta eld, taga i elden (das. 24. 25. 54. 68. 107).
 
Die Ehsten werfen in das feuer, wie ins wasser, geschenke (abergl. 11); sie opfern der flamme ein huhn (no. 82), sie zu beschwichtigen.
 
Man scheint woltätiges und feindseliges feuer unterschieden zu haben, zu jenem rechneten die Griechen das schwefelfeuer, da sie den schwefel θει̃ον (göttlichen rauch) nennen (Il. 8, 135. Od. 22, 481. 493); in altfranz. gedichten finde ich oft die verwünschungsformel: mal feu arde! Tristr. 3791. maus feus et male flambe m'arde! Méon 3, 227. 297. Ren. 19998. dies böse feuer stellt der nord. Loki dar, und wie Loki oder der teufel los wird, sagt man auch von dem entstehenden feuer, daß es los werde, ausbreche, auskomme (gleichsam aus haft und fessel): ›worde vür los‹ urk. in Sartorius hanse s. 27, der gewöhnliche feuerruf in Niederdeutschland war ›für los‹!; altn. ›einn neisti (funke) vard laus‹.
 
Beschwörungsformeln behandeln das feuer als ein höheres, feindliches wesen, dem man mit aller gewalt entgegentreten muß. Tacitus ann. 13, 57 berichtet, wie die Ubier aus der erde geschlagnes feuer dämpften: residentibus flammis propius suggressi ictu fustium aliisque verberibus ut feras (vorhin s. 500.) absterrebant, postremo tegmina corpore direpta injiciunt, quanto magis profana et usu polluta, tanto magis oppressura ignes. So pflegt man schätze, auf welchen feuer glüht, mit einem schon auf bloßem leibe getragnen kleidungsstücke zu bewerfen, oder auch erde, aber schon mit dem fuß betretene auf die flammen zu werfen. Rupertus tuitiennis de incendio oppidi tuitii (a. 1128) meldet, daß man ein altartuch (corporale) mitten in die flamme, um sie zu ersticken, gestoßen, diese das tuch zurückgeschleudert habe. das weiße tuch blieb unversehrt, war aber von rothem streif durchzogen. ähnlich war das werfen der kleider in den see (s. 496). Ausbrechenden erdfeuers (iarđeldr) gedenken die isl. sagen verschiedentlich: abends sah man einen großen, feindseligen mann auf eisernem kahn ans land rudern und unter der stallthür graben: nachts kam da erdfeuer aus und verzehrte alle wohnungen. Landn. 2, 5; ›iarđeldr rann ofan‹. daselbst 4, 12[Fußnote].
 
Für undiensam zu heiligem geschäft galt feuer, das eine zeitlang unter menschen gebracht worden war, sich von brand zu brand fortgepflanzt hatte; wie heilwasser frisch an der quelle geschöpft werden muste, kam es darauf an statt der profanen, gleichsam abgenutzten flamme eine neue zu verwenden. diese hieß das wilde feuer, gegenüber dem zahmen, wie ein hausthier eingewohnten; so im kampf der helden ›des fiurs ûz den ringen hiuwen si genuoc‹. Nib. 2215, 1; ›ûz ir helmen daz wilde fiwer von den slegen vuor entwer‹. altd. bl. 1, 339; ›daz fiur wilde 502 wadelende drûze vlouc‹. Lanz. 5306; ›si sluogen ûf einander, daz wilde fiur erschein‹. Etzels hofh. 168[Fußnote]
 
. Zwar das aus dem stein geschlagne oder geschürfte feuer hätte allen anspruch darauf ein neues und frisches zu heißen, doch diese weise schien entweder zu gewöhnlich (flammam concussis ex more lapidibus elicere, vita Severini cap. 14), oder die erzeugung aus holz wurde für althergebrachter und geheiligter angesehen. entsprang zufällig unter der hand des zimmermanns beim einschlagen des nagels in die zusammengefügten balken des neuen hauses solch ein wildes feuer, so ist das vorbedeutsam und gefährlich (abergl. 411. 500. 707). Hauptsächlich aber gab es eine feierliche weckung der flamme aus holzreibung, wofür von alters her der name notfeuer bekannt ist, dessen gebräuche sich fast unzweifelhaft auf heidnische opfer zurückleiten lassen.
 
Schon der indiculus superstit. 15 redet ›de igne fricato de ligno id est nodfyr‹; das capitulare Carlomanni von 742 § 5 (Pertz 3, 17) verbietet ›illos sacrilegos ignes quos niedfyr vocant‹[Fußnote].
 
Die zubereitung des notfeuers wird verschiedentlich beschrieben: ich halte es der mühe werth, alle solche erzählungen hier zu sammeln. Lindenbrog im glossar zu den capitularien sagt: rusticani homines in multis Germaniae locis, et festo quidem .s. Johannis baptistae die palum sepi extrahunt, extracto funem circumligant, illumque huc illuc ducunt, donec ignem concipiat: quem stipula lignisque aridioribus aggestis curate fovent, ac cineres collectos supra olera spargunt, hoc medio erucas abigi posse inani superstitione credentes. eum ergo ignem nodfeur et nodfyr, quasi necessarium ignem vocant. Joh. Reiskius[Fußnote] untersuchung des notfeuers. Frankf. u. Leipz. 1696. 8. p. 51: ›wenn nun sich etwan unter dem großen und kleinen vieh eine böse seuche hat herfürgethan und die heerde dadurch bereit großen schaden erlitten, werden die bauren schlüssig, ein nothfür oder nothfeuer anzumachen. auf bestimmten tag muß in keinem hause noch auf dem heerde sich einzige flamme finden. aus jedem hause muß etwas von stroh und wasser und buschholz herzugebracht werden, darauf wird ein starker eichenpfahl in die erde feste geschlagen und ein loch durch diesen geboret, in dasselbe wird eine hölzerne winde eingestecket, mit wagenpech und theer wolgeschmieret, auch solange umgedrehet, bis es nach heftiger hitze und nothzwang feuer geben kann. solches wird sofort mit materialien aufgefasset, durch stroh, heide und buschholz gemehret, bis es zu einem vollen nothfeuer ausschläget, dieses aber muß in die länge zwischen wänden oder zäunen sich etwas ausbreiten, und das viehe nebenst denen pferden mit stecken und peitschen drei oder zweimal 503 hindurch gejaget werden. Andere schlagen anderswo zwei durchborete pfäle, stecken in die löcher eine walle oder winde nebst alten, fettbeschmierten lumpen. andere gebrauchen einen härnen oder gemeinen dichten strick, suchen neunerlei holz zusammen, und halten so lange mit gewaltsamer bewegung an, bis feuer herabfalle. vielleicht mögen noch mehr arten bei dieses feuers generation oder anzündung sich finden, alle dennoch werden bloß auf die cur des viehes eingerichtet. Nach drei oder zweimaligem durchgang wird das viehe zu stalle oder ins feld getrieben, und der zusammengebrachte holzhaufen wieder zerstöret, jedoch solchergestalt an etlichen orten, daß jedweder hausvater einen brand mit sich tragen, in der wäsch oder spültonne ablöschen und solchen in die krippe, worin das vieh gefüttert wird, auf einige zeit beilegen lasse. die zum nothzwang des feuers eingeschlagnen pfäle und das zur winde gebrauchte holz wird bisweilen zu feuermaterialien mitgezogen, bisweilen verwahrlich beigelegt, wenn zuvor mit dem viehe die dreimalige jagd durch die flamme ist vollführt worden‹. Marburger untersuchungsacten vom j. 1605 enthalten, man solle ein neues wagenrad mit noch ungebrauchter achse nehmen und solange umtreiben, bis es feuer gebe, dann davon eins zwischen den pforten machen und alles rindvieh hindurch treiben; ehe aber das feuer entzündet wird, muß jeder burger sein feuer rein auslöschen und sich hernach wieder brand von jenem holen[Fußnote]. Kuhns märkische sagen s. 369 melden, in vielen gegenden der Mark hersche bei gewissen gelegenheiten die sitte ein nothfeuer anzumachen, namentlich geschehe es, wenn man kranke schweine habe. zwei pfähle von trocknem holz werden vor sonnenaufgang unter feierlichem schweigen in die erde gegraben, und hanfene stricke um sie herum so lange hin und her gezogen, bis sich das holz entzündet; darauf wird das feuer mit laub und reisern genährt und man jagt die kranken thiere hindurch. an einigen orten bringt man das feuer durch reibung eines alten wagenrades hervor. Folgende schilderung ist die neuste und aus Hohenhameln, im hildesheimschen amt Baldenberg mitgetheilt: in vielen orten Niedersachsens, zumal des gebirges, herscht die gewonheit, um viehseuchen vorzubeugen, das sogenannte wilde feuer zu bereiten, durch welches dann zuerst die schweine, dann die kühe, zuletzt die gänse getrieben werden[Fußnote]. das dabei hergebrachte verfahren ist dieses. bauermeister und gemeinde versammeln sich, jedem einwohner wird angesagt, alles feuer in seinem hause so völlig zu löschen, daß auch nicht ein funke im ganzen dorfe brennen bleibt. dann wandert jung und alt an einen holweg, gewöhnlich gegen abend, die weiber linnen, die männer holz und werg tragend. zwei eichne pfäle werden anderthalb fuß von einander in die erde getrieben, jeder pfal hat 504 eine gegeneinander über stehende vertiefung, in welche ein armdicker querstock passt. die vertiefungen sind mit linnen gefüllt und der querstock wird nun so fest als möglich eingedrängt, stricke halten die pfäle oben zusammen. den runden, glatten querstock umwindet ein seil, dessen lange zu beiden seiten bleibende enden von mehrern leuten gefaßt werden. diese ziehen nun den querstock auf das schnellste hin und her, so daß durch die reibung das linnen in den vertiefungen sich entzündet. die funken des linnens werden alsbald in weg oder heede gefangen und so lange im kreise herumgeschleudert, bis die helle lohe daraus schlägt, an sie wird stroh gebracht, und mit der strohflamme das im holweg schichtenweise geordnete reisholz angezündet. Ist dies holz in vollen brand gerathen und hat es beinahe ausgebrannt, so eilt das volk zu den hinten wartenden heerden und treibt sie mit gewalt, eine nach der andern durch die glut. Sobald alles vieh hindurch ist, fallen die jungen leute mutwillig über asche und kohlen her, einander bestreuend und schwärzend; die am meisten bestreut und geschwärzt erscheinen, ziehen als sieger hinter dem vieh ins dorf ein, und waschen sich lange nicht ab[Fußnote]. Falls nach langer reibung das linnen nicht fangen will, vermutet man, daß noch irgendwo feuer im dorfe sei, und das element abhalte, sich in reibung zu offenbaren: dann erfolgt strenge hausdurchsuchung, das angetroffene feuer wird gelöscht und der hauseigenthümer gestraft oder gescholten. Das wilde feuer muß aber unerläßlich durch reibung hervorgebracht, darf nicht mit stahl und stein geschlagen werden. Einige ortschaften bereiten es nicht jährlich, um der viehseuche vorzubeugen, sondern erst bei deren wirklichem ausbruch.
 
Diesen genauen angaben entgeht dennoch mancher kleine umstand, auf dessen beachtung wenigstens in andern gegenden gesehen wird. So müssen im Halberstädtischen die stricke der holzwalze von zwei keuschen knaben gezogen werden[Fußnote]. Im nördlichen Deutschland ist das notfeuer länger und häufiger in gebrauch geblieben[Fußnote], doch auch dem südlichen nicht unbekannt. Schmeller und Stalder geschweigen seiner, im Appenzeller land besteht noch das kinderspiel, daß sie ein seil auf einem stücke holz so lange reiben, bis es feuer fängt, das nennen sie ›de tüfel häle‹, den teufel entmannen, ihm seine kraft rauben[Fußnote]. nach Tobler 252b heißt aber bei knaben ›de tüfel häla‹, ein spitzes holz von einer schnur umschlungen in einem holzgrübchen schnell drehen, daß es feuer fängt. die 505 benennung könnte wieder auf Loki, den teufel und feuergott, anspielen (s. 200. 201). Nicol. Gryse (in einer nachher beigebrachten stelle) redet von einem sägen des feuers aus dem holze, wie anderwärts eines symbolischen entzweisägens der alten frau meldung geschieht. in der practica des Berthol. Carrichter, leibarztes Maximilian des II wird (wie ich entnehme aus Wolfg. Hildebrand von der zauberei, Lp. 1631 p. 226) ein zauberbad beschrieben, das nicht an gemeinem (stahlgeschlagnem) feuer gekocht werden darf; es heißt: geh zu einem apfelbaum, da der donner eingeschlagen hat, aus dessen holz lass dir eine säge machen, mit dieser sägen soltu auf einer hölzen schwelle, darüber viel volks geht, so lange sägen, bis es sich anzündet. dann mach holz aus birkenschwämmen und zünd es bei diesem feuer an, mit dem du das bad zurichtest, und laß es bei leibe nicht ausgehn[Fußnote].
 
Nôtfiur läßt sich aus nôt (necessitas) herleiten, sei es, weil das feuer gleichsam genöthigt wird zu erscheinen oder das vieh die glut zu betreten, oder seine bereitung in zeiten der noth, der seuche erfolgt. nichts desto weniger will ich eine andere erklärung versuchen, notfiur, nodfiur dürfte stehen für ein älteres hnotfiur, hnodfiur, von der wurzel hniudan, ahd. hniotan, altn. hniođa, quassare, terere, tundere[Fußnote]; es wäre ein durch gewaltsames stoßen, reiben, schütteln gelocktes.
 
Gerade so heißt es in Schweden vrideld oder gnideld von vrida (torquere, circumagere) ags. vrîđan, ahd. rîdan, mhd. rîden, und von gnida (fricare) ahd. knîtan, ags. gnîdan (conterere, fricare, depsere).
 
Bereitet wurde es in Schweden wie bei uns, durch heftiges aneinanderreiben zweier hölzer, in einzelnen gegenden noch gegen den schluß des vorigen jh.; bisweilen nahm man äste von neunerlei holz dazu[Fußnote]. der von gnideld aufsteigende rauch galt für heilbringend, obstbäume und netze damit geräuchert wurden fruchtbar und fiengen viele fische. von diesem räuchern mit vriden eld, vom austreiben des viehs über solchen rauch vgl. schwed. abergl. no. 89. 108. Man sieht, des notfeuers anwendung muß unter den Heiden weit manigfaltiger gewesen sein: in Deutschland zeigt sich nur ein rest davon im gebrauch für das erkrankte vieh. doch die abergläubische gewohnheit der mädchen, feuer von neunerlei holz 506 zu entzünden (no. 955), bestätigt uns einen ausgedehnteren begrif des alten notfeuers[Fußnote].
 
In Nordengland glaubt das volk, ein engel fälle einen baum (strikes a tree) und davon werde das notfeuer erlangt; rieb man es nur aus windfälligem holz? oder hat hier strike (streichen) andern sinn als den von fällen?
 
Bedeutsamer sind die schottischen und irischen hergänge, die ich gern in den worten der mittheilungen selbst gebe. Folgenden danke ich der güte von miss Austin, er stammt aus der insel Mull an der westküste Schottlands, und aus dem j. 1767. In consequence of a disease among the black cattle the people agreed to perform an incantation, though they esteemed it a wicked thing. they carried to the top of Carnmoor a wheel and nine spindles of oakwood. they extinguished every fire in every house within sight of the hill; the wheel was then turned from east to west over the nine spindles long enough to produce fire by friction. if the fire were not produced before noon, the incantation lost its effect. they failed for several days running. they attributed this failure to the obstinacy of one householder, who would not let his fires be put out for what he considered so wrong a purpose. however by bribing his servants they contrived to have them extinguished and on that morning raised their fire. they then sacrificed a heifer, cutting in pieces and burning, while yet alive, the diseased part. they then lighted their own hearths from the pile and ended by feasting on the remains. words of incantation were repeated by an old man from Morven, who came over as master of the ceremonies, and who continued speaking all the time the fire was being raised. this man was living a beggar at Bellochroy. asked to repeat the spell, he said, the sin of repeating it once had brought him to beggary, and that he dared not say those words again. the whole country believed him accursed[Fußnote].
 
In dem schottischen hochland (namentlich in Caithness) bedient man sich heute des notfeuers meist als eines mittels wider übernatürliche durch zauber hervorgebrachte viehkrankheiten[Fußnote]. To defeat the sorceries, certain persons who have the power to do so are sent for to raise the needfire. upon any small river, lake, or island, a circular booth of stone or turf is erected, on which a couple, or rafter of a birchtree, is placed, and the roof covered over. In the centre is set a perpendicular post, fixed by a wooden pin to the couple, the lower end being placed in an oblong groove on the floor; and another pole is placed horizontally, between the upright post and the leg of the couple, into both which, the ends, being tapered, are inserted. this horizontal timber is called the auger (bohrer), being provided with four short 507 arms, or spokes, by which it can be turned round. as many men as can be collected are then set to work, having first divested themselves of all kinds of metal, and two at a time continue to turn the pole by means of the levers, while others keep driving wedges under the upright post so as to press it against the auger, which by the friction soon becomes ignited. from this the need-fire is instantly procured, and all other fires being immediately quenched, those that are rekindled both in dwellinghouse and offices are accounted sacred, and the cattle are successively mad to smell them. Noch mag Martins eigenthümliche beschreibung[Fußnote] raum finden: the inhabitants here did also make use of a fire called tinegin, i. e. a forced fire, or fire of necessity[Fußnote], which they used as an antidote against the plague or murrain in cattle; and it was performd thus: all the fires in the parish were extinguishd, and then eightyone (9 × 9) married men being thought the necessary number for effecting this design, took two great planks of wood, and nine of 'em were employd by turns, who by their repeated efforts rubbd one of the planks against the other until the heat thereof producd fire; and from this forcd fire each family is supplyd with new fire, which is no sooner kindled than a pol full of water is quickly set on it, and afterwards sprinkled upon the people infected with the plague or upon the cattle that have the murrain. and this they all say they find successfull by experience: it was practisd on the mainland, opposite to the south of Skie, within these thirty years. Wie hier auf dem reibfeuer wasser gekocht, und dieses mit gleicher wirkung gesprengt wird, so erzählt Eccard (Fr. or. 1, 425), er habe eines pfingstmorgens pferdehirten feuer aus holz reiben und dabei ihren kohl kochen sehen, in der meinung, daß sie durch dessen genuß das jahr über frei vom fieber bleiben würden. Eine merkwürdige erzählung aus Northamptonshire, schon aus dem gegenwärtigen jh., bestätigt jenes opfer der jungen kuh auf Mull und zeigt, daß selbst in England abergläubische tödtungen eines kalbs vorgenommen wurden, um dadurch die ganze heerde gegen die seuche zu schützen: miss C— and her cousin walking saw a fire in a field and a croud round it. they said ›what is the matter?‹ ›killing a calf.‹ ›what for?‹ ›to stop the murrain‹. they went away as quickly as possible. on speaking to the clergyman he made enquiries. the people did not like to talk of the affair, but it appeared that when there is a disease among the cows or the calves are born sickly, they sacrifice (i. e. kill and burn) one ›for good luck‹.
 
Ohne zweifel war das notfeuer andern völkern außer den germanischen und celtischen, heilig. Die Krihks in Nordamerika 508 begehen ein jährliches erntefest, das mit dreitägiger strenger faste anhebt, während welcher in allen häusern die feuer gelöscht werden. am vierten morgen zündet der oberpriester durch zusammenreiben zweier trockner holzstücke neues, reines feuer an, das in alle wohnungen vertheilt wird, nun erst tragen die weiber das frische getraide und die neuen früchte vom erntefeld heim[Fußnote]. die Araber haben zum feuerreiben zwei hölzer March und Aphar, jenes ist männlich, dieses weiblich. Chinesen sagen, kaiser Sui habe zuerst holz mit holz gerieben. die unbequeme reibung wird als heilige beibehalten. Inder und Perser drehen ein rohr in dürrem holze. Kannes urk. 454. 455[Fußnote].
 
Noch anziehender ist es aber, die einstimmung altrömischer und griechischer sitte zu vergleichen. excerpte aus Festus (O. Müll. 106, 2) sagen: ›ignis Vestae si quando interstinctus esset, virgines verberibus afficiebantur a pontifice, quibus mos erat, tabulam felicis materiae tam diu terebrare, quousque exceptum ignem cribro aeneo virgo in aedem ferret‹. Das zufällig erloschene, heilige feuer der göttin durfte nicht anders angefacht werden, als durch frische erzeugung des reinen elements. ein brett, von auserlesnem holze heiliger bäume, wurde solange gebohrt, d. h. eine walze in ihm umgedreht, bis funken entsprangen. das tragen des feuers im sieb gemahnt an ein ähnliches tragen des wassers im sieb, wovon später bescheid gegeben werden soll. Nach Plutarch im Numa 9 gewann man neues feuer nicht durch reiben, sondern auffangen der sonnenstrahlen in bestimmten thönernen gefäßen. Die Griechen verehrten Hestia als reine heerdflamme selbst[Fußnote]. Aber Lemnos das eiland, auf welches Zeus den himmlischen feuergott Hephästos herabgeworfen hatte[Fußnote], hegte eigenthümlichen feuercultus. neun tage im jahr wurde alles feuer gelöscht, bis aus Delos her ein schif neues vom heiligen heerde Apollos brachte: einige tage treibt es auf dem meer, ohne landen zu können, sobald es eingelaufen ist, wird jedem feuer zum häuslichen gebrauch mitgetheilt, und dann ein neues leben begonnen. Das alte feuer war nicht mehr heilig genug; indem seiner die menschen eine weile ganz entbehrten, sollten sie die wolthat des elements recht erkennen lernen[Fußnote][Fußnote]. Auch der heiligen Brigida in Irland († 518 oder 521) wurde, gleich der Vesta, bei Kildare ewiges feuer unterhalten, ein geflochtner zaun umgab es, welchem männer nicht nahen durften; es anzublasen war nur mit bälgen gestattet, nicht mit dem munde[Fußnote]. seine erzeugung ist nicht angegeben.
 
509 Alle diese bedeutenden einstimmungen, und die gebräuche des notfeuers selbst weisen auf hohes alterthum zurück. das rad scheint bild der sonne, von welcher licht und feuer ausgehn, ich vermute daß ihm neun speichen beigelegt wurden, die fries. gesetze kennen noch ›thet niugenspetze fial‹, jene neun eichenen spindeln, durch deren drehung in der nabe das feuer gerieben wurde, bedeuten die aus der nabe hervorgehenden neun speichen, und die heilige neunzahl wird auch in dem neunerlei holz, in den neun und einundachtzig drehenden männern angetroffen. man darf nicht zweifeln, das in feuer gesetzte rad bildete den kern und mittelpunct der heiligen, reinigenden opferflamme. Unsere weisthümer (2, 615. 616. 693. 697) geben noch kunde von einer merkwürdigen sitte: an dem großen jahrgerichtstag wird ein wagenrad, das sechs wochen und drei tage in wasser (oder mistpfuhl) gesteckt hatte, in ein vor den gerichtsmännern entzündetes feuer gelegt, und das gastmal währt bis die nabe, die man weder drehen noch stochern darf, ganz zu asche verzehrt ist. ich halte das für den überrest eines heidnischen opfermals und beziehe das rad auf die erzeugung des feuers, von welcher freilich nichts mehr gemeldet wird. jedenfalls ergibt sich daraus die verwendung des wagenrads bei feierlichen flammen.
 
Wenn die meisten der angeführten berichte das notfeuer auf den ausbruch einer viehseuche einschränken, so enthalten doch einige darunter ausdrücklich, daß es zu wiederkehrenden jahrstagen, namentlich auf Johannis hervorgebracht, und das vieh durch die flammen getrieben wurde, um es im voraus gegen künftige krankheiten zu sichern. Nicolaus Gryse (Rostock 1593 LIIIa) meldet geradezu als einen brauch des Johannistags: ›jegen den avend warmede men sik bi s. Johannis lod und nodfüre, dat men ut dem holte sagede, solkes für stickede men nicht an in gades, sondern in s. Johannis namen, löp und rönde durch dat für, dref dat vehe dardorch, und is tusent frouden vul gewesen, wen man de nacht mit groten sünden, schanden unde schaden heft to gebracht.‹
 
Solch jährliche wiederkehr bestätigt uns aber der lemnische cultus, vorzüglich der celtische[Fußnote]. in den großen volksversammlungen der jahresfeste wurde das notfeuer entzündet. den celtischen völkern fallen diese in den eingang mais und novembers; der hehrste tag ist der maitag, ich finde meist den ersten mai, aber auch den zweiten und dritten dafür bestimmt. dieser tag heißt irisch und galisch la bealtine oder beiltine, andere schreiben beltein, entstellt belton, beltim, beltam. lá ist tag, teine, tine feuer und beal, beil wird für den namen eines gottes genommen, der nicht unmittelbar mit dem asiatischen Belus[Fußnote] zusammenfällt, sondern ein den Celten eigenthümliches höheres lichtwesen bezeichnet. 510 den irischen Beul, Beil, galischen Beal nennt der welsche dialect Beli, seinen altceltischen namen Belenus, Belinus überliefern Ausonius, Tertullian und mehrfache inschriften (Forcellini s. v.). Den heutigen brauch selbst schildert uns Armstrong s. v. bealtainn folgendermaßen: in some parts of the Highlands the young folks of a hamlet meet in the moors on the first of may. they cut a table in the green sod, of a round figure, by cutting a trench in the ground of such circumference as to hold the whole company. they then kindle a fire and dress a repast of eggs and milk in the consistence of a custard. they knead a cake of oatmeal, which is toasted at the embers against a stone. After the custard is eaten up, they divide the cake in so many portions, as similar as possible to one another in size and shape, as there are persons in the company. they daub one of these portions with charcoal until it is perfectly black. they then put all the bits of the cake into a bonnet, and every one, blind fold, draws out a portion. the bonnetholder is entitled to the last bit. whoever draws the black bit is the devoted person, who is to be sacrificed to Baal, whose favour they mean to implore in rendering the year productive. the devoted person is compelled to leap three times over the flames. Hier läßt sich die gottesdienstliche beziehung gar nicht verkennen, man sieht an dem dreimaligen laufen durch die flamme, daß es hauptsächlich auf einen menschen abgesehn war, der den gott versöhnen und gnädig machen sollte, daß aber später viehopfer an dessen stelle traten und endlich von der leiblichen darbringung nur ein springen über das feuer für menschen und vieh übrig blieb. der heiligen reibung wird hier nicht gedacht, doch wie sie zu jenem die seuche abwehrenden notfeuer gefordert war, muß sie ursprünglich bei dem großen jahrsfest noch viel mehr im schwang gewesen sein.
 
Frühste erwähnung des beiltine hat man bei dem irischen erzbischof von Cashel Cormac († 908) gefunden. es wurden zwei feuer nebeneinander gemacht, zwischen welchen unverletzt hindurchzugehn menschen und vieh heilsam ist. daher sagt man eine große gefahr zu bezeichnen: ›itir dha theinne beil‹ (zwischen zwei feuern)[Fußnote]. daß priester dem opfer streng vorstanden versichert Usher (trias thaumat. p. 125) ausdrücklich, indem er sich auf Evinus bezieht: lege etiam severissima cavebatur, ut omnes ignes per universas regiones ista nocte exstinguerentur, et nulli liceat ignem reaccendere nisi prius Temoriae (Tighmora, aus Ossian bekannt) a magis rogus sacrificiorum exstrueretur, et quicunque hanc legem in aliquo transgrederetur non alia mulcta quam capitis supplicio commissi delicti poenam luebat[Fußnote].
 
Leo (malb. gl. 1, 35) hat sinnreich einen unterschied zwischen Beal, Bael dem gott des krieges, und Sighe oder Sithich, dem gott 511 des friedens, vorgeschlagen, ja Bellovesus und Sigovesus bei Livius 5, 34 aus diesem gegensatz als diener (vesus = galisch uis, uais, minister) des Beal und Sighe dargestellt, und Sighe zu dem stillen, friedlichen volk der elbe gehalten, welche sighe heißen (oben s. 367): dem Beal sei maifeuer (bealtine) gebracht worden, dem Sighe novemberfeuer, samhtheine (friedensfeuer). Auch in Wales zündete man feuer an beiden tagen, den 1 mai und 1 nov., beide hießen coelcerth[Fußnote].
 
Noch zaudere ich in alle folgerungen einzugehn, gewis aber muß Beal für ein göttliches wesen gehalten werden, dessen verehrung wahrscheinlich über die celtischen völker hinaus sich erstreckte. s. 188 habe ich ihm den deutschen Phol verglichen, und es gewinnt für unsere untersuchung vorzüglichen werth, daß in rheinischen gegenden ein Pfultag, Pulletag genannt ist, der gerade auf den zweiten mai fällt[Fußnote]. bekanntlich war auch unsern vorfahren der beginn des maimonats hohe festzeit, die vielfach begangen wurde, auf die man noch heute die versamlung der hexen, d. h. vor alters der weisen frauen und feen ansetzt. An diesem tag loderten, wer möchte es leugnen? heidnische opfer, Pholtag berührt sich mit Bealteine[Fußnote] und Baldag ist dazu die sächsische form für Paltar (s. 189).
 
Wurden seit der bekehrung die deutschen maifeuer auf ostern und Johannis verlegt, um sie christlichem cultus näher zubringen? oder ist, da auch sonnenwende tief im heidenthum wurzelte, bloß osternzeit stellvertreterin für das alte maifeuer? denn julzeit oder weihnachten könnte schon den deutschen Heiden für den celtischen november gegolten haben.
 
Wie man diese zeit auch ermittele, die nachfolgenden untersuchungen sollen darthun, daß sowol dem notfeuer als dem celtischen bealtine andere feuer fast in ganz Europa zur seite stehn.
 
Nicht unwichtig ist es wahrzunehmen, daß sie im nördlichen Deutschland auf ostern, im südlichen auf Johannis stattfinden. dort bezeichnen sie des frühjahrs eintritt, hier die mitte des sommers (sonnenwende); es lauft wieder auf den alten unterschied zwischen sächsischem und fränkischem volk hinaus. Ganz Niedersachsen, Westphalen und Niederhessen, Geldern, Holland, Friesland, Jütland, Seeland kennt osterfeuer; am Rhein, in Franken, Thüringen, Schwaben, Baiern, Östreich, Schlesien gelten Johannisfeuer. doch mögen einige gegenden beiden huldigen, z. b. Dänemark und Kärnten.
 
Osterfeuer. in allen städten, flecken und dörfern des landes wird gegen abend des ersten (zuweilen dritten) ostertags auf bergen und hügeln ein großes feuer aus stroh, wasen und holz unter 512 zulauf und frohlocken des volks, nicht allein der jugend, sondern auch vieler erwachsenen jährlich angezündet. an der Weser, zumal im Schaumburgischen pflegt man ein theerfaß auf einer strohumwundnen tanne zu befestigen, und es in der nacht zu entzünden. knechte, mägde und wer dazu kommt tanzen jubelnd und singend um die flamme, hüte werden geschwenkt, tücher in das feuer geworfen. alle gebirge im umkreis leuchten, und es ist ein erhebender, kaum mit etwas anderm zu vergleichender anblick, von einem der höheren puncte viele meilen ringsum das land zu überschauen und nach allen seiten hin auf einmal eine große menge solcher feuerbrände, stärker oder schwächer, gen himmel lodern zu sehn. an einigen orten zog man mit weißen stäben feierlich auf den berg, stimmte wechselsweise sich an den händen fassend christliche osterlieder an, und schlug beim halleluja die stäbe zusammen. von den bränden trug man gern mit nach haus[Fußnote].
 
Sicher entgehen uns noch manche genauere umstände über die art und weise der osterfeuer in verschiedenen gegenden. merkwürdig ist, daß zu Bräunrode am Harz, eh in der abenddämmerung des ersten ostertags die feuer angezündet werden, alt und jung aus diesem dorf und aus Greifenhagen in die zunächst gelegnen waldungen zieht und daselbst die eichhörnchen aufsucht. diese pflegen sie durch werfen mit steinen und knütteln so lange zu verfolgen, bis die thiere endlich ermattet, lebendig oder todt in ihre hände fallen. das soll schon althergebracht sein[Fußnote].
 
Für diese ignes paschales kenne ich kein zeugnis über das 16 jh. hinauf: sie müssen aber weit älter sein, schon des gegensatzes zu den Johannisfeuern halber, welche in den norden Deutschlands nicht eindringen konnten, weil man hier an den osterfeuern festhielt. da nun die Johannisfeuer, wie sich hernach zeigen wird, mit der christlichen kirche eher zusammenhängen als die osterfeuer, ist es nicht ungereimt, diese noch auf den cultus der heidnischen Ostara (s. 241) zu beziehen, welche mehr sächsische und anglische, als eine im übrigen Deutschland verehrte gottheit gewesen zu sein scheint. ihren namen und ihre feuer, die vielleicht in maianfang fielen, verlegte man, nach bekehrung der Sachsen, auf das christliche fest[Fußnote]. Aus der osterkerze, die an demselben 513 tag in der kirche entzündet wurde, lassen sich die gebirgsfeuer des volks schwerlich ableiten: zwar Bonifacius ep. 87 (Würdtw.) nennt sie ignis paschalis[Fußnote], und solcher osterlichter geschieht noch im 16 jh. meldung[Fußnote]. Im Hildesheimischen wird noch jetzt gründonnerstags die lampe und auf ostertag an dem mit einem stahl geschlagnen osterfeuer entzündet. zu diesem feuer bringen die leute eichene kreuze oder hölzer mit querstöcken getragen, brennen sie an und heben sie durchs ganze jahr auf. dieses feuer unterscheidet aber das volk von dem wilden feuer, das durch holzreiben entzündet wird. Einer feuer und scheiterweihe auf osterabend gedenkt Jäger (Ulm s. 521).
 
Fast überall hat in dem letzten jahrhundert mattheit der regierungen dem volk die osterfeuer genommen[Fußnote][Fußnote].
 
Johannisfeuer[Fußnote]. in unsrer alten sprache wird die festlichste jahrszeit, wo die sonne ihren gipfel erlangt hat und nun wieder herabsinken muß, sunewende = sunnewende (solstitium) genannt, gewöhnlich in der pluralform, weil dieser hohe stand der sonne mehrere tage anhält: ›ze einen sunewenden‹ Nib. 32, 4; ›zen næhsten sunewenden‹ Nib. 1424, 4. Wigal. 1717; ›vor disen sunewenden‹ Nib. 678, 3. 694, 3; ›ze sunewenden‹. Trist. 5987 (die rechte lesart erhellt aus Grootes varianten); ›an sunewenden âbent‹ Nib. 1754, 1; ›nâch sunewenden‹ Iw. 2941[Fußnote]. Da hiermit Johannistag (24 juni) ›sant Johans sunewenden tac‹ Ls. 2, 708 zusammentrift, heißen jene feuer in oberdeutschen urk. des 14. 15 jh. sunwentfeuer, sunbentfewr[Fußnote], und noch jetzt unter dem östreich. und bair. volk sunäwetsfoir, sunwentsfeuer. H. Sachs 1, 423d: ›auch schürn 514 die bubn sunwentfeuer‹. In dieser zeit hielt das alterthum große volksversamlungen: ›die nativitatis s. Johannis baptistae in conventu populi maximo‹ (a. 860) Pertz 2, 386; im j. 801 feierte Carl der große das fest zu Eporedia (Ivrea) Pertz 1, 190. 223; Ludwig der fromme hielt 824 und 831 reichsversamlungen auf diesen tag. Die beschreibungen der Johannis stimmen zu denen der osterfeuer; einiges abweichende wird sich ergeben. zu Gernsheim (im Mainzischen) wird das entzündete feuer von dem pfarrer gesegnet, und solange es brennt, gesungen und gebetet; erlischt aber die flamme, so springen die kinder über die glimmenden kohlen: ehmals thaten es auch die erwachsnen. wie aus neunerlei blumen ein kranz gewunden wurde beschreibt abergl. 848. Reiske a. a. o. p. 77sagt: ›das feuer wird unter freiem himmel angemacht, vom jungen und gemeinen volke darüber gesprungen, allerhand kraut darein geworfen: gleich ihm möge alles ihr unglück in feuer und rauch aufgehn. An etlichen orten steckt man nachts aus den kammern laternen an und bekleidet sie mit klaprosen oder klatschen, damit ein heller glanz entstehe‹. Zu Nürnberg betteln die buben holzscheiter zusammen, fahren sie an den bleicherweiher beim spittelthor, zünden sie an, und wenn das holz brennt, springen sie darüber. man erhält dadurch gesundheit aufs ganze jahr (vgl. abergl. 918). sie laden auch vorübergehende zum sprunge ein, die einige kreuzer für die erlaubnis geben. Auch im Fuldischen betteln die knaben holz und geschenke, das holz verbrennen sie abends. beim einsammeln wird gesungen: ›da kommen wir her gegangen mit spießen und mit stangen und wollen die eier langen. feuerrothe blümelein, an der erde springt der wein, gebt ihr uns der eier ein zum Johannisfeuer, der haber ist gar theuer. haberje, haberju! fri fre frid! gebt uns doch ein schiet! (scheit)‹. j. v. u. f. Deutschl. 1790. 1, 313. ähnliche reime theilt Schm. 3, 262 aus Franken und Baiern mit. Im östreich. Donauländchen zündet man Johannisabend feuer auf der anhöhe, bursche und dirnen springen über die flammen unter jubel und gesang der zuschauenden (Reil s. 41). Am Johannisabende wurde allenthalben lustig über die sonnenwendefeuer gesprungen, und dabei muste meth sein, erinnert sich Denis aus seiner jugend (lesefr. 1, 130). Zu Ebingen in Schwaben kochte man erbsen am entzündeten feuer, welche aufbewahrt und bei quetschungen und wunden heilsam erachtet wurden (Schmid schwäb. id. 167); vgl. das kochen beim notfeuer (s. 507). Greg. Strigenitius (geb. 1548 † 1603) in einer auf Johannis gehaltnen predigt, die Ecc. fr. or. I, 425 anführt, bemerkt, das volk (in Meißen oder Thüringen) tanze und singe um die Johannisfeuer: einer habe ein pferdehaupt in die flamme geworfen, und dadurch die hexen zwingen wollen, von dem feuer für sich zu holen. Seb. Frank im weltbuch 51«: ›an s. Johanstag machen sie ein simet[?]feuer, tragen auch diesen tag sundere krenz auf, weiß nicht aus was aberglauben, von beifuß und eisenkraut gemacht, und hat schier ein jeder ein blau kraut, rittersporn genant, in der hand: 515 welches dadurch in das feuer sihet, dem thut dis ganz jahr kein aug weh; wer vom feur heim zu haus weg wil gehn, der wirft dis sein kraut in das feur, sprechende, ›es geh hinweg und werd verbrennt mit disem kraut al mein unglück‹‹[Fußnote]. gerade so sollten an demselben Johannistag die fluten des wassers alles unheil mit sich fort schwemmen (s. 489). In frühern zeiten nahm aber auch die feine welt an diesen freudenfeuern theil, fürsten und könige. des Petr. Herp ann. francof. erzählen ad a. 1489 (Senkenb. sel. 2, 22:) ›in vigilia s. Joh. bapt. rogus ingens fuit factus ante domum consulum in foro (francofurtensi), fueruntque multa vexilla depicta posita in struem lignorum et vexillum regis in supremo positum, et circa ligna rami virentes positi, fuitque magna chorea dominorum, rege inspiciente‹. Zu Augsburg zündete 1497, in kaiser Maximilians gegenwart, die schöne Susanna Neithard das Johannisfeuer mit einer fackel, und machte dann zuerst den reigen um die flamme an Philipps hand[Fußnote]. In einer Münchner urk. von 1401 wird berechnet: ›umb gras und knechten, die dy pänk ab dem haws auf den margt trugen an der sunbentnacht, da herzog Stephan und sein gemachel und das frawel auf dem margt tanzten mit den purgerinen bei dem sunbentfwr‹[Fußnote]. im j. 1578 ließ der herzog von Liegnitz Johannisabends ein freudenfeuer auf dem Gredisberg halten, wie herr Gotsch auf dem Kynast, wobei jener selbst mit seinem hof zugegen war (Schweinichen 2, 347).
 
Ausführlicher ist die beschreibung des Johannisfeuers im jahr 1823 zu Konz, einem lothringischen, aber deutschen dorf an der Mosel, unweit Sierk und Thionville. jedwedes haus liefert ein gebund stroh auf den gipfel des Strombergs, wo sich gegen abend männer und bursche versammeln: frauen und mädchen sind beim Burbacher brunnen aufgestellt. nun wird ein mächtiges rad dergestalt mit stroh bewunden, daß gar kein holz mehr zu sehen ist, und durch die mitte eine starke, zu beiden seiten drei fuß vorstehende stange gesteckt, welche die lenker des rads erfassen; aus dem übrigen stroh bindet man eine menge kleiner fackeln. auf ein vom maire zu Sierk (der nach altem brauch dafür einen korb 516 kirschen empfängt) gegebnes zeichen erfolgt mit einer fackel die anzündung des rads, das nun schnell in bewegung gesetzt wird. jubelgeschrei erhebt sich, alle schwingen fackeln in die luft, ein theil der männer bleibt oben, ein theil folgt dem rollenden bergab zur Mosel geleiteten feuerrad. oft erlischt es vorher; gelangt es brennend in die flut, so weissagt man daraus gesegnete weinernte, und die Konzer haben das recht von den umliegenden weinbergen ein fuder weißen weins zu erheben. während das rad vor den frauen und mädchen vorüber lauft, brechen sie in freudengeschrei aus, die männer auf dem berg antworten; auch die einwohner benachbarter dörfer haben sich am ufer des flusses eingefunden, und mischen ihre stimmen in den allgemeinen jubel[Fußnote].
 
Ebenso sollen jährlich zu Trier die metzger ein feuerrad vom gipfel des Paulsbergs in die Mosel hinabgelassen haben[Fußnote][Fußnote]
 
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Die sitte der Johannisfeuer und räder in Frankreich bezeugen schon schriftsteller des 12 und 13 jh., Joh. Beleth, ein Pariser theolog, der um 1162 eine summa de divinis officiis schrieb, und Wilh. Durantis, geb. unweit Beziers in Languedoc um 1237, gest. 1296, der bekannte verf. des rationale divinor. offic.[Fußnote]. in jener summa (gedr. zu Dillingen 1572) cap. 137. fol. 256 und daraus entlehnt im rationale lib. 7 cap. 14 heißt es: ›feruntur quoque (in festo Johannis bapt.) brandae seu faces ardentes, et fiunt ignes, qui significant sanctum Johannem, qui fuit lumen et lucerna ardens praecedens et praecursor verae lucis . . .; rota in quibusdam locis volvitur, ad significandum, quod sicut sol ad altiora sui circuli pervenit, nec altius potest progredi, sed tunc sol descendit in circulo, sic et fama Johannis, qui putabatur Christus, descendit, secundum quod ipse testimonium perhibet dicens: me oportet minui, illum autem crescere‹. Weit älter ist das freilich unbestimmte zeugnis des Eligius: ›nullus in festivitate s. Johannis vel quibuslibet sanctorum solemnitatibus solstitia (?) aut vallationes vel saltationes aut casaulas aut cantica diabolica exerceat‹[Fußnote]
 
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517 In großen städten, Paris, Metz und vielen andern, wurde der scheiterhaufen noch im 15. 16. 17 jh. auf öffentlichem platz vor dem rathhaus errichtet, mit laub, blumen geschmückt, und von dem maire selbst angezündet[Fußnote]. Viele südliche gegenden haben die gewohnheit heute beibehalten. Zu Aix, zu Marseille, werden auf Johannistag alle straßen und plätze gereinigt, das landvolk trägt frühmorgens blumen in die stadt, jedermann kauft sich davon, alle häuser sind mit kräutern geschmückt, denen heilsame kraft, wenn sie vor sonnenaufgang gebrochen wurden, beigelegt wird: ›aco soun dherbas de san Jean‹. einige dieser kräuter wirft man in die flamme, und die jungen leute springen darüber, vorbeigehende werden mit zundern und versteckten schlangenfeuern geneckt, oder mit wasser aus den fenstern besprützt und beschüttet. in den dörfern reitet man auf eseln und mäulern, angebrannte tannenzweige in der hand tragend[Fußnote].
 
An vielen orten schleppt man von den ausgeglühten bränden und kohlen mit nach haus: es sollen heilsame, ja zauberhafte wirkungen davon abhängen (franz. abergl. 27. 30. 34).
 
In Poitou springen sie dreimal um das feuer, einen nußzweig in der hand (mém. des antiq. 8, 451). hausväter streifen mit einem büschel wollkraut (bouillon blanc) und einem nußbaumlaubast durch die flamme, beide werden nachher über die thüre des viehstalls befestigt; während die jugend tanzt und singt, legen sich greise von der kohle in ihre holzschuhe als schutzmittel gegen unzählige übel (das. 4, 110).
 
Im département des hautes pyrénées wird am 1 mai von jeder gemeinde der höchste und schlankste baum ausgesucht, auf bergen eine fichte oder tanne, in ebenen eine pappel; nachdem alle äste abgehauen sind, schlägt man eine anzahl fußlanger keile hinein und bewahrt ihn bis zum 23 juni auf. unterdessen spaltet er sich rautenförmig wo die keile eingeschlagen sind, und wird nun auf einen berg oder hügel gewälzt und getragen. alsdann ertheilt ihm der priester den segen, man rammelt ihn in die erde und setzt ihn in flammen (das. 5, 387).
 
Der Johannisfeuer in England gedenkt Strutt[Fußnote]: sie währten bis zu mitternacht (nach midsummer eve), oft bis zu hankrat, die jugend tanzte um die flamme bekränzt mit motherwort (mutterkraut) und vervaine (verbena), veilchen in den händen. In Dänemark sagt man sanct Hans aftens blus, aber auch gadeild (gassenfeuer), 518 weil sie auf öffentlicher straße, plätzen und hügeln entzündet werden. man wähnte, daß in dieser nacht alle giftkräuter aus der erde hervorkämen, und mied den aufenthalt im gras; doch heilsame kräuter (chamemaelum und bardanum) wurden in den häusern aufgestellt. einige versetzen diese straßenfeuer auf Walburgisabend[Fußnote]. Auch Norwegen kennt den brauch: s. Hans aften brändes der baal ved alle griner (angehegten landwegen), hvilket skal fordrive ondt fra kreaturerne. Sommerfelds Saltdalen p. 121. merkwürdig aber sind die von Hallager s. 13 angeführten benennungen brandskat (für das auf den feldern verbrannte holz) und brising (für das gezündete feuer); letzteres erinnert an das leuchtende halsband der Freyja (s. 254. 255) und könnte von der flamme auf den schmuck, wie von dem schmuck auf die flamme übertragen sein.
 
Italien kannte ohne zweifel in mehrern gegenden Johannisfeuer; zu Orvieto nahm man sie von dem verbot andrer feuer aus[Fußnote]. die italienischen schiffer entzünden auf den schiffen im meer Johannisfeuer. Fel. Fabri evagat. 1, 170. Für Spanien mag eine stelle aus dem romance de Guarinos (silva p. 113) vielleicht zeugen:
 
vanse dias, vienen dias, venido era el de sant Juan,
donde Christianos y Moros hazen gran solenidad:
los Christianos echan juncia, y los Moros arrayhan,
los Judios echan eneas, por la fiesta mas honrar.
 
hier ist des feuers geschwiegen[Fußnote], aber gesagt, daß die Christen binsen, die Mohren myrten, die Juden schilf streuen; und das werfen von blumen und kraut in die flamme scheint der feierlichkeit wesentlich, vgl. beifuß, eisenkraut, rittersporn (s. 514), wollkraut und nußlaub (s. 517). daher die samlung solcher Johanniskräuter in Deutschland (abergl. 157. 189. 190) und der s. Hans urter in Dänemark (abergl. 126) wie in Frankreich (abergl. 4). Nach Casp. Zeumer de igne in festo s. Johannis accendi solito, Jenae 1699, wurde an diesem tag das kraut άλιδμα (?) sorgsam gesucht und über den thüren aufgehängt.
 
519 In Griechenland entzünden abends vor Johannis die weiber ein feuer und rufen darüber springend aus: ich lasse meine sünden. In Serbien hält man dafür, das fest sei so hehr, daß die sonne dreimal vor ehrfurcht still stehe[Fußnote]. den vorabend binden die hirten birkenrinde zu fackeln und umschreiten mit den brennenden zuerst schafhürden und ochsenzäune, dann steigen sie auf die berge und lassen sie verbrennen (Vuk s. v. Ivan dan.). Auch andere slavische länder kennen ähnliches. in Sartoris reise durch Kärnten 3, 349. 350 findet sich das rollen des Johannisfeuerrads genau beschrieben. Johannistag oder sonnenwende selbst heißt den Slovenen kres, den Croaten kresz, d. i. feuerschlag, von kresati (ignem elicere) poln. krzesać, und wie der irische mai minabealtine (feuermonat) der sloven. juni kresnik. bei dem kres geschahen nächtliche freudensprünge, einer anzündung durch reiben finde ich nicht gedacht. Polen und Böhmen nennen das Johannisfeuer sobotka, d. i. kleiner sonnabend im gegensatz zu dem großen sobota (ostersonnabend); in Böhmen führte man die kühe darüber um sie gegen hexerei zu schützen; die Russen kupalo, was man von einem erntegott Kupalo erklärt: jünglinge und mädchen blumenbekränzt und mit heiligem kraut umgürtet versammelten sich am 24 juni, zündeten feuer an, sprangen und führten die heerde darüber, wobei sie lieder zu des gottes preise sangen. sie glaubten dadurch ihr vieh vor den leschien (waldgeistern) zu schützen. zuweilen soll unter tanz und gesang ein weißer hahn im feuer verbrannt worden sein. noch jetzt hat die heilige, deren fest der griech. ritus an diesem tage begeht, den beinamen kupalnitza, und selbst brennende holzhaufen werden so genannt, nach Karamsin die auf Johannistag ausgestreute blume[Fußnote]. Auch zu den Litthauern wird der brand gedrungen sein, ich treffe bei ihnen kupóles als benennung des Johanniskrauts. Tettau und Temme berichten p. 277, daß in Preußen und Litthauen am Johannisabend auf allen höhen, soweit das auge reicht, feuer flammen. am folgenden morgen treibt man das vieh über die brandstellen auf die weide, das hilft gegen viehsterben, zauberei und milchbenehmung, aber auch gegen hagelschlag und gewitter. die bursche, welche es angezündet haben, gehen von haus zu haus und sammeln milch ein. auch steckt man an jenem abende große kletten und beifuß (d. i. kupóles) über das thor oder die hecke, wodurch das vieh zu gehen pflegt.
 
Wir übersehen jetzt, daß diese feuer seit undenklicher zeit durch fast ganz Europa reichen. bei ihnen könnte es noch viel zweifelhafter scheinen, als bei der wasserlustration (s. 486. 490), 520 ob sie heidnischen oder christlichen ursprungs waren. die kirche hatte sie schon sehr frühe sich angeeignet, und, wie Beleth und Durantis darthun, auf Johannes gedeutet; einigen theil nahm die geistlichkeit an der feier, obschon diese nie ganz in ihre hände übergieng, sondern wesentlich von der weltlichen obrigkeit und dem volke selbst geleitet wurde[Fußnote].
 
Paciaudi[Fußnote] müht sich zu zeigen, daß die Johannisfeuer nichts mit weit älteren heidnischen feuern zu schaffen haben und aus dem geist des christlichen gottesdienstes hervor gegangen seien.
 
V Mos. 18, 10 und II paralip. 28. 4 wird des heidnischen gebrauchs erwähnt, söhne und töchter durch ein feuer gehn zu lassen. Theodoret, bischof zu Cyrus († 458) bemerkt, in beziehung darauf, zu IV Reg. 16, 3: ει̃δον γὰρ έν τισι πόλεσιν άπαξ του̃ έτους εν ται̃ς πλατείαις απτομένας πυρὰς kaì ταύτας τινὰς υπεραλλομένους καὶ πηδω̃ντας ου μόνον παι̃δας αλλὰ καὶ άνδρας. τὰ δέ γεs βρέφη παρὰ τω̃ν μητέρων παραφερόμενα διὰ τη̃ς φλογός. εδόκει δὲ του̃το αποτροπιασμὸς ει̃ναι καὶ κάθαρσις[Fußnote]. er sagt nur ›alljährlich‹, ohne angabe des tags, der uns zeigen würde, ob die sitte von Rom aus nach Syrien verpflanzt war. am 21 april, dem tage seiner stiftung, feierte Rom die palilien, ein uraltes hirtenfest, zu ehren der Pales, einer mütterlichen gottheit, die an Ceres und Vesta erinnert[Fußnote]. diese zeit fällt nicht mit der sonnenwende, wol aber mit der des osterfeuers zusammen; der ritus selbst, das springen über die flamme, das treiben des viehs durch die glut ist ganz wie bei dem Johannisfeuer und notfeuer. aus Ovids schilderung im vierten buch der fasti führe ich nur einige zeilen an:
 
727.    certe ego transilui positas ter in ordine flammas. 
781. moxque per ardentes stipulae crepitantis acervos
    trajicias celeri strenua membra pede. 
795. pars quoque, quum saxis pastores saxa feribant,
    scintillam subito prosiluisse ferunt;
prima quidem periit; stipulis excepta secunda est,
    hoc argumentum flamma palilis habet. 
805. per flammas saluisse pecus, saluisse colonos;
    quod fit natali nunc quoque, Roma, tuo[Fußnote]. 
 
die flamme war von den hirten aus stein geschlagen, und in strohhalmen aufgefangen worden; indem sie durch dieses feuer sprangen, glaubten sie sich zu sühnen, zu reinigen, und ihre heerde vor allem übel zu bewahren. Daß kinder von den müttern in die glut gelegt worden seien, wird hier nicht erzählt; man weiß, daß Ceres den säugling Demophoon oder Triptolem, um ihm unsterblichkeit anzueignen, wie Thetis den Achilles, ins feuer legte[Fußnote]. Dieser 521 feuercultus scheint in Canaan, Syrien, Griechenland und Rom eigenthümlich verbreitet, ohne daß man befugt wäre, ihn irgendwo für entlehnt und übertragen zu halten. Es ist daher schwer zu bestimmen, aus welcher quelle später die Christen schöpften, um ihn auf ihr oster und Johannisfest anzuwenden, oder bei noch andern veranlassungen. schon der canon 65 des concils vom j. 680 enthält ein verbot dieser abergläubischen feuer zur zeit der neumonde: τὰς εν ται̃ς νουμηνίαις υπὸ τινω̃ν πρὸ τω̃ν οικείων εργαστηρίων ὴ οίκων αναπτομένας πυρκαιὰς, ὰς καὶ υπεράλλεσθαί τινες, κατὰ τὸ έθος αρχαι̃ον, επιχειρου̃σιν, απὸ παρόντος καταργηθη̃ναι προστάττομεν. damals wurde untersagt was man hernach wenigstens am Johannistag duldete, und auf gewisse weise mit kirchlichen einrichtungen verband.
 
Wäre nun auch das beinahe allgemein in Europa verbreitete Johannisfeuer, gleich dem Johannisbad, zunächst von der kirche ausgegangen, und hätte sie es in Italien unmittelbar von den römischen palilien her überkommen; so folgt noch nicht, daß unsere osterfeuer im nördlichen Deutschland eine bloße modification der Johannisfeuer sind. diese dürfen geradezu aus feuern des einheimischen heidenthums hergeleitet werden, dafür spricht die verschiedenheit des festtags, vielleicht auch ihre rohere form, bei ihnen herschte noch bis in die jüngste zeit größerer ernst und allgemeinere theilnahme, die Johannisfeuer waren zierlicher, anmutiger, endlich aber bloß auf kinder und gemeines volk eingeschränkt, während früher fürsten und adel sie besuchten. dem osterfeuer ist berg und hügel wesentlich, das sonnwendfeuer wurde häufig auf märkten und in straßen angezündet. des springens durch das feuer, der blumen und kränze, finde ich bei jenem kaum gedacht; der feuerreibung nur einigemal beim Johannisbrand, niemals bei dem österlichen, und doch ist gerade dies kennzeichen echtheidnisch und, wie für das notfeuer in Norddeutschland, für das dortige osterfeuer sicher anzunehmen. es mangeln uns nur von dem letzten alle nachrichten. die celtischen belfeuer, und falls die geäußerte mutmaßung stich hält, die pholtage stehen fast in der mitte zwischen ostern und Johannis, doch wenn jene spät eintreten ihnen näher. auch ist allen dreien, und wol allen öffentlichen feuern des alterthums das rad gemein, wie allen alten osterfeuern das anreiben.
 
Ich darf nicht unerwähnt lassen, daß verschiedentlich zu der dem sommer entgegen stehenden winterzeit, auf weihnachten und in den fasten, wie auf ostern und Johannis, feuer angezündet wurden. dem julfeier entspricht das galische samhtheine (s. 511) des ersten novembers. In Frankreich ist noch heute die souche de noel (d. i. dies natalis, provenz. natal) oder das trefué üblich (franz. abergl. 1. 28) vgl. das trefoir Brands pop. antiq. 1, 468. in Marseille zündete man den calendeau oder caligneau, einen großen eichenen klotz, mit wein und öl sprengend; dem hausvater gebührte die flamme anzustecken (Millin 3, 336). in Dauphine hieß er chalendal, 522 der weihnachtsabend entzündet und mit wein begossen wurde, er galt für heilig und man muste ihn ruhig ausbrennen lassen (Champollion-Figeac p. 124). weihnachtszeit hieß chalendes, provenz. calendas (Raynouard 1, 292), weil neujahr auf den 25 dec. begann. Für Deutschland weise ich gleiche sitte bereits aus dem 12 jh. nach. in einer urk. von 1184 (Kindl. münst. beitr. II urk. 34) heißt es von dem pfarrer zu Ahlen im Münsterland: et arborem in nativitate domini ad festivum ignem suum adducendam esse dicebat. des gehauenen weihnachtsblockes gedenken die weisthümer (2, 264. 302). vom engl. yuleclog s. abergl. 1109, der scandinavische julblok ist bekannt; die Letten nennen weihnachtsabend blukku wakkars, klotzabend, vom umhertragen und verbrennen des klotzes (blukkis). Seb. Frank (weltbuch 51a) gibt folgende fastnachtsgebräuche aus Frankenland an: ›an andern orten ziehen sie ein feurinen pflug, mit einem meisterlichen darauf gemachten feuer angezündet, biß er zu trümmern felt (vgl. oben s. 218). item, sie flechten ein wagenrad voller strow, tragen es auf einen hohen, gehen berg, haben darauf, so sie vor kelte mögen bleiben, den ganzen tag ein guten mut, mit vilerlei kurzweil, singen, springen, danzen, geradigkeit, und anderer abenteur. Umb die vesperzeit zinden sie das rad an und lassen es mit vollem lauf in das thal laufen, das gleich an zu sehen ist, als ob die sunn von dem himmel lief.‹ dieses scheibentreiben auf fasten erwähnt Schm. 1, 544; der tag heißt funkentag, im Rheingau hallfeuer, in Frankreich: la fête des brandons[Fußnote]. Vermutlich kommen auch bei der weinlese hin und wieder solche freudenfeuer vor. Im Voigtland sieht man Walpurgisabends (was also ganz zum bealteine stimmt) auf den meisten bergen feuer, und kinder mit brennenden besen (Jul. Schmidt Reichenf. 118). Endlich entzünden die Serben ein scheit frisches eichenholzes, badnjak, zu weihnachten und begießen es mit wein. der an solchem feuer gebackne und ausgetheilte kuchen (Vuks Montenegro 105) gemahnt an den galischen brauch (s.510). den Slaven hieß die wintersonnenwende koleda, poln. kolęda, russ. koljada, was dem lat. calendae und jenem franz. chalendes entspricht[Fußnote], spiele und tänze wurden gehalten, gebrannter feuer geschieht keine meldung. auch in Niederdeutschland hatte sich kaland als ein ausdruck für fest und schmaus verbreitet, kalandgilden, kalandbrüder werden genannt, doch ohne einschränkung auf die weihnachtszeit, und keine feuer kommen dabei in betracht[Fußnote].
 
Wäre im mittelalter eine vermischung der beiden Johannes, des täufers und des evangelisten, vorgegangen, so möchte ich die eigentlich nur letzteren betreffende sitte der Johannesminne (oben s. 49) mit dem Johannisfeuer in berührung setzen. Es ist dabei allerdings von keinem feuer die rede, aber dem altnord. minnetrinken 523 waren feuer wesentlich; die Sueven bei ihrer bierkufe (s. 45) brannten auch wol feuer? in der saga Hâkonar gôđa cap. 16 wird gesagt: ›eldar scyldo vera â midjo gôlfi î hofino, oc þar katlar yfir, oc scyldi full of eld bera‹, und sollte man die becher rings um das feuer tragen. Sehr merkwürdig scheint mir das in einem theile Schwedens und Norwegens fortübliche ›dricka eldborgs skål‹ (schwed. abergl. 122. 123). zwei große lichter werden zur lichtmesse aufgestellt, jedes glied des hauses sitzt der reihe nach zwischen ihnen nieder und thut aus hölzernem becher einen trunk. nach dem trinken wird die schale rückwärts über das haupt geworfen, stellt sie sich niederfallend um, so stirbt der werfende; steht sie recht auf, so bleibt er am leben[Fußnote]. Frühmorgens hat schon die frau feuer in den backofen gemacht und versammelt nun in einem halbkreis vor dem ofenloch ihr gesinde; alle biegen die knie, essen einen bissen kuchen und trinken eldborgsskål, was von kuchen und getränke übrig ist wird in die flamme geworfen. Unverkennbare spur heidnischer feuerverehrung, auf das christliche fest der kerzenweihe, welches die meiste ähnlichkeit damit gewährte, verlegt.
 
Das nhd. ofen, mhd. oven, ahd. ovan, altn. ôn entspricht dem goth. aúhns, altschwed. omn, ofn, ogn, neuschwed. ugn, dän. on; alle bedeuten fornax, d. h. das im behälter eingeschloßne feuer (vgl. focus, fuoco, feu), ursprünglich aber war es des feuers name selbst, slav. ogan, ogen, böhm. ohen, litth. ugnis, lett. ugguns, lat. ignis, sanskr. agni, der gott des feuers. Wie nun das schwed. volk vor dem ugnshol niederkniet, so ist in deutschen märchen und sagen der zug, vor dem ofen zu knien, und ihn anzubeten, erhalten; unglückliche, verfolgte wenden sich zum ofen und klagen ihr leid, enthüllen ihm ein geheimnis, das sie der welt nicht anvertrauen[Fußnote]. was sonst abgeschmackt scheinen würde, erklärt sich: es ist die vom uralten feuercultus übrig gebliebne, unverstandne form und formel. Auf ähnliche weise wird der mütterlichen erde oder einem stein, einer pflanze, einer eiche oder dem rohr (Morolt 1438) geklagt und gebeichtet. diese personification des ofens hängt zusammen mit vorstellungen des mittelalters von dem orcus und der hölle, als orten des feuers. vgl. Erebi 524 fornax (Walthar. 867) und was oben s. 212 über Fornax gesagt wurde.
 
Das leuchtende element gestattete ein fest in die nacht zu verlängern, feuer waren von jeher ausdruck von freudenbezeugung. wenn der cultus in freudenfeuer übergieng, ignes jocunditatis, feux de joie, engl. bonfires; konnten diese auch, ohne bezug auf göttliche verehrung, bei andern frohen anlässen, namentlich dem einzug des königs oder siegers vorkommen. so ließ man dem könig einen fackelwagen folgen, hernach den wagen anzünden, wie beim Johannesfest pflug und räder (RA. 265). ›faculis et faustis acclamationibus, ut prioribus regibus assueverant, obviam ei (non) procedebant.‹ Lamb. schafn. ad a. 1077. Von dem, was wir jetzt illumination, d. h. erleuchtung der straßen und baumgänge, nennen, gibt es wahrscheinlich ältere beispiele, als die ich anführen kann. ›von kleinen kerzen manec schoup geleit ûf ölboume loup‹ Parz. 82, 25. Detmar (ed. Grautoff 1, 301) beim einzug kaiser Carls (IV) in Lübeck: ›des nachtes weren die luchten bernde ut allen husen unde was so licht in der nacht als in dem dage‹. Auch die kirche geleitete mit fackelzügen: ›cui (abbati) intranti per noctis tenebras adhibent faces et lampadas‹. Chapeaville 2, 5 32 (12 jh.) ›Hirimannus dux susceptus est ab archiepiscopo manuque deducitur ad ecclesiam accensis luminaribus, cunctisque sonantibus campanis‹. Dietm. merseb. 2, 18. ›taceo coronas tam luminoso fulgore a luminaribus pendentes‹. vita Joann. gorziens. (vor 984) b. Mabillon act. Ben. sec. 5. p. 395[Fußnote].
 
 
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