„Uns vergißt du wohl, guter Magen,“ sagten die Zähne. „Wenn wir nicht das Essen kauen, kannst du gar nichts damit anfangen.“
„Wer sieht, wo das Essen steht?“ fragten die Augen.
„Wer hört, wenn zu Tisch gerufen wird?“ fragten die Ohren.
„Wer nimmt das Essen und tut es in den Mund?“ riefen die Hände.
„Wer trägt euch allesamt zum Tisch und setzt euch dorthin?“ fragten höhnisch die Beine.
Da entstand ein ungeheurer Spektakel in dem Jungen; unbegreiflicherweise wachte er dennoch nicht auf. Das war ärgerlich für ihn, aber gut für die Geschichte. Als es wieder ein bißchen stiller geworden war, sagte das Herz: „Ihr schwatzt alle, soweit euer Verstand reicht. Ich bin der Vornehmste in dem ganzen Jungen. Wenn ich aufhöre zu schlagen, dann ist alles vorbei. Es gibt Leute, die keine Augen haben, und Leute, die keine Beine haben, Leute, die keine Hände haben, Leute, die keine Ohren haben, und Leute, die keine Zähne haben. Es gibt Leute, deren Magen keinen roten Heller wert ist. Aber Leute, die kein Herz haben, sind schlechthin geliefert.“
„Ah!“ höhnten die Beine. „Du bist ja auch immer so voll von edlen Gefühlen und dergleichen.“
„Durchaus nicht,“ erwiderte das Herz. „Das ist Unsinn. Ich bin ein einfaches Pumpwerk, nicht mehr und nicht weniger. Wollt ihr zuhören, so werd’ ich euch alles erklären.“
„Erzähle!“ sagten die Beine. „Aber sei nur nicht zu weitschweifig.“
„Beeile dich, ehe wir uns heben!“ sagten die Augenlider.
Da lachten alle, und dann fing das Herz an zu erzählen: „So ein kleiner Junge, wie der, zu dem wir gehören —“
„Halt mal ein wenig,“ riefen die Beine. „Uns gefällt deine Ausdrucksweise nicht. Du mußt lieber sagen, daß der Junge zu uns gehört. Was wäre[S. 259] er ohne uns? Wenn wir verabredeten, unsrer Wege zu gehen, jeder nach einer andern Seite hin, was würde dann aus dem Jungen?“