Aber die kleine Eiche wollte nichts von den fremden Bäumen wissen.
„Das ist ja unheimlich, wie ihr in die Höhe schießt!“ rief sie der nächsten Buche ganz beleidigt[S. 205] zu. „Ihr reicht mir ja schon fast bis an den Leib. Wollt ihr nicht gefälligst daran denken, daß ich viel älter bin und außerdem von alteingesessener Familie!“
Die Buche lachte mit ihren winzigen grünen Blättern, aber sie sagte nichts.
„Soll ich meine Zweige ein bißchen beiseite[S. 206]nehmen, damit die Sonne euch besser bescheinen kann?“ fragte die alte Eiche höflich.
„Vielen Dank!“ antworteten die Buchen. „Wir wachsen so wunderschön hier im Schatten.“
Und der ganze Sommer verging und wieder einer und noch mehrere. Die Buchen fuhren fort zu wachsen und wuchsen endlich der kleinen Eiche ganz über den Kopf.
„Weg mit euren Blättern!“ schrie die Eiche. „Ihr nehmt mir das Sonnenlicht fort, und das vertrage ich nicht. Ich brauche viel Sonnenschein. Weg mit den Blättern! Sonst gehe ich zugrunde.“
Doch die Buchen lachten nur und wuchsen weiter. Zuletzt schlossen sie sich ganz über dem Kopfe der kleinen Eiche, und da starb sie ab.
„Das war nicht schön von euch!“ riefen die großen Eichen und schüttelten vor Zorn ihre Zweige.
Aber die alte Eiche nahm ihre Pflegekinder in Schutz.
„Das ist die gerechte Strafe,“ sagte sie. „Das hat sie nun für ihr Prahlen. Ich sage das, obwohl es mein eigen Fleisch und Blut war. Aber jetzt müßt ihr euch auch gut aufführen, ihr kleines Buchenvolk, denn sonst habt ihr einen Klaps von mir weg.“