Überwältigt schloß sie die Augen, aber im Innern, da drängte und arbeitete es weiter. Endlich merkte sie auf einmal, daß sie frei war, und als sie die Augen aufmachte, schwebte sie auf steifen, glänzenden Flügeln durch die Luft als anmutige Libelle.
Doch unten auf dem Seerosenblatt lag ihre häßliche, graue Larvenhülle.
„Hurra!“ rief die neugebackene Libelle. „Nun ist mein schönster Traum doch in Erfüllung gegangen!“
Und im Fluge durchschwirrte sie die Luft, als ginge die Fahrt bis ans Ende der Welt.
„Die Närrin hat doch ihren Willen bekommen!“ dachte die Seerose. „Nun wollen wir sehen, ob sie zufriedener geworden ist.“
Zwei Tage darauf kam die Libelle angeflogen und setzte sich auf die Seerosenblüte.
„I, guten Tag!“ rief die Seerose. „Sieht man dich endlich einmal? Ich dachte wirklich, du wärest zu vornehm geworden, deine alten Freunde zu begrüßen.“
„Guten Tag,“ sagte die Libelle. „Wohin soll ich die Eier legen?“
„Ach, die wirst du schon unterbringen!“ antwortete die Blüte. „Setz’ dich ein Weilchen zu mir und erzähle mir, ob du jetzt zufriedener bist als damals, als du als häßliche kleine Larve an meinem Stengel auf und nieder krochst!“