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Libelle und Seerose.-3

时间:2024-02-22来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: Libelle und Seerose
Aber die Seerose lag ruhig auf dem Wasser und dachte nach über den Lauf der Welt:
 
„Ich kann diese Tiere nicht verstehen. Vom Morgen bis zum Abend tummeln sie sich umher, jagen und fressen einander und können nicht in Frieden leben. Wir Blumen sind doch vernünftiger. Ruhig und friedlich wachsen wir, die eine neben der anderen, trinken Sonnenschein und Regen und nehmen alles hin, wie es kommt. Und ich bin die Glücklichste von allen; denn während die anderen Blumen auf dem festen Lande bei großer Dürre verwelken, schwimme ich unangefochten hier auf dem Wasser. Die Blumen haben es am besten; aber das können die dummen Tiere wohl nicht verstehen.“
 
Als die Sonne am Abend unterging, saß die Libellenlarve stumm und steif auf dem Stengel; die Beine hatte sie dicht angezogen. Sie hatte so[S. 100] viele Tierchen gefressen und war so dick, daß ihr zumute war, als ob sie platzen sollte. Und doch war sie nicht vergnügt. Sie dachte darüber nach, was die Seerose gesagt hatte, und die ganze Nacht ließen die unruhigen Gedanken sie nicht schlafen. Vor lauter Nachdenken tat ihr der Kopf weh, denn das war ungewohnte Arbeit. Auch im Rücken und Magen hatte sie Schmerzen. Ihr war, als werde sie in Stücke zerrissen und sollte sterben.
 
Als der Morgen graute, konnte sie es nicht länger aushalten.
 
„Ich weiß gar nicht, wie mir ist,“ stöhnte sie verzweifelt. „Das zwickt und zwackt mich; und ich weiß nicht, was mit mir werden soll. Vielleicht hat die Seerose recht, und ich bleibe ewig, ewig eine arme, kümmerliche Larve. Aber ist der Gedanke nicht furchtbar hart? Ich möchte doch so gern eine Libelle werden und im Sonnenschein umherfliegen. Au, mein Rücken, mein Rücken! Ich glaube, das ist der Tod.“
 
Sie hatte das Gefühl, daß ihr Rücken platzte, und schrie vor Schmerzen laut auf. In diesem Augenblick ging ein Brausen durch das Schilf am Ufer des Baches.
 
„Das ist der Morgenwind,“ dachte die Larve. „Die Sonne möchte ich wenigstens noch einmal sehen, ehe ich sterbe.“
 
Und mit großer Mühe kroch sie auf eines der[S. 101] Seerosenblätter, streckte die Beine aus und machte sich auf den Tod gefaßt.
 
Aber als die Sonne rot und rund im Osten aufging, da platzte der Rücken der Larve auf einmal. In ihrem Innern kribbelte und krabbelte es, und ihr war so eng und bange zumut — o, sie litt unsägliche Qualen. 
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