Der Sand stob und wehte, als bekäme er es bezahlt; denn er fühlte, daß die Erde recht hatte, und das ärgerte ihn.
„Ist denn von euch niemand interessant?“ fragte[S. 153] er mürrisch und sah sich zwischen den Seinen um. „Ist von euch wirklich niemand interessant?“
„Darf ich...“ begann das Sandrohr.
Die Erde lachte laut auf, und der Sand blickte mißtrauisch auf die Pflanze, deren Wipfel sich ganz leise hin und her wiegten, und die recht grau und langweilig aussah.
„Das wird gewiß eine schöne Geschichte werden,“ höhnte die Erde.
„Hast du wirklich etwas zu erzählen, liebes Sandrohr,“ mahnte der Sand, „dann erzähle! Aber vergiß nicht, wie sie uns auslachen, wenn wir nicht interessant sind.“
„Die Geschichte ist sehr traurig,“ sagte das Sandrohr. „Aber wenn ihr sie hören wollt, so stehe ich zu Diensten.“
„Darf ich fragen, was für Personen darin auftreten?“ forschte die Erde.
„Nur eine Person.“
„Und wer ist das?“
„Das bin ich.“
„Hahaha!“ lachte die Erde. Und alle Blumen und Bäume im Garten vergaßen ihren Durst und lachten mit.
„Erzähle!“ sagte der Sand zornig. „Aber ist die Geschichte nicht gut, so fege ich über dich hin und begrabe dich.“
„Das wäre keine Strafe für mich,“ entgegnete das Sandrohr. „Im Gegenteil. Ich fühle mich sogar am allerwohlsten, wenn du über mich hinwehst. Aber nun hört zu!“
Der Sand lag ganz still da mit seinen feinen Runzeln und Falten, und auch die Erde lauschte.[S. 154] Die Spinne blieb auf ihren langen zottigen Beinen stehen, die Fliegenmaden krochen unter dem toten Goldbutt hervor, die Möwe stand auf einem Stein dicht am Ufer, und der Wind und das Sandhaargras hörten auf zu flüstern. Sie waren alle so gespannt darauf, ob das Sandrohr etwas zu erzählen wüßte, das die prahlerische Erde zum Schweigen bringen könnte.