„Mir scheint, es hilft uns nichts, wir müssen uns mit den Kindern abfinden,“ sagte der Geheimrat halb lachend, halb ärgerlich, „na, vielleicht wird ihnen die Sache bald langweilig!“
Diese Hoffnung sollte sich auch erfüllen, den Kindern Seite 89wurde das Zusehen wirklich langweilig. Sie hatten gedacht, es würde ganz geschwind gehen, und die goldenen Schätze würden aus der Erde gehoben werden wie die Kartoffeln im Herbst, statt dessen mahnte der Geheimrat immer zur Vorsicht, und nur langsam wurde ein Stein nach dem andern abgetragen. So kam es, daß die Kinder gar nicht dabei waren, als am nächsten Tage gegen Abend endlich das Grab geöffnet wurde. Es fanden sich wirklich allerlei Urnen und Bronzegeräte darin, ein Schwert, Armringe und dergleichen. Die Sachen wurden in das Wirtshaus gebracht und dort aufgestellt. Kaspar auf dem Berge hatte heilig und teuer gelobt, er wollte alles sorgsam behüten, während draußen im Walde die drei Herren das geöffnete Grab noch weiter untersuchten.
Ganz Oberheudorf war über das Hünengrab in Aufregung. Freilich waren die meisten etwas enttäuscht; sie hatten wie die Kinder erwartet, in dem Grab würden kostbare Schmucksachen liegen, Gold und Edelsteine; die paar unansehnlichen Dinge wollten ihnen gar nicht recht gefallen. Sie konnten nicht begreifen, warum die gelehrten Herren so froh darüber waren und taten, als hätten sie Wunder was für Kostbarkeiten gefunden.
„Wenn sie wenigstens ordentlich blank wären,“ sagte Annchen Amsee und deutete verächtlich auf einen Seite 90fast schwarzen Armring. Etliche Buben und Mädel standen nämlich wieder einmal vor den ausgegrabenen Sachen. Es war Sonnabend nachmittag, aber obgleich schulfrei war, waren die Kinder nicht in den Wald gelaufen, wo die Herren das Grab wieder zuschütten ließen, nur ein paar ganz neugierige Buben waren mitgerannt, den andern war es eben zu langweilig. Morgen wollten die drei Herren abreisen, und der Wirt sagte wichtig zu den Kindern: „Seht euch nur alles noch einmal gründlich an, die Sachen kommen nachher in ein Mu – se – um, ja, so hat der Herr Geheimrat gesagt!“
„Was ist denn das für ein Ding, Oheim?“ fragte Heine Peterle.
„Hm ja,“ Kaspar legte den Finger an die Nase, „das ist, nun das ist eben eine große Truhe.“
„Aber so schmutzig, wie alles ist,“ rief Waldbauers Mariandel, die ein kleines, sauberes Mädel war und himmelgern putzte und wischte. „Wir wollen es blank putzen,“ schrieen Annchen Amsee und Schulzens Röse begeistert, „gelt ja, wir dürfen?“ fragten sie den Wirt. „Der Herr Geheimrat wird sich sicher arg freuen.“