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Fünfzehn heitere Erzählungen:Das Hünengrab.-3

时间:2024-03-22来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: Fünfzehn heitere Erzählungen Das Hünengrab
„Nein,“ erwiderte der Lehrer, „das ist es auch nicht, und darum ist man auch noch im Zweifel, ob es wirklich ein Hünengrab ist. Vielleicht ist es nur ein großer Steinhaufen, der von Hirten zusammengetragen wurde. Es mögen auch die Überreste menschlicher Wohnungen sein, denn der Sage nach soll dort früher ein Dorf gestanden haben. Etwas Genaueres läßt sich darüber allerdings nicht ermitteln.“
 
Die Kinder lauschten gespannt den Erklärungen; jetzt fanden sie es sehr dumm, daß sie zuerst gedacht hatten, Hühner lägen unter den großen Steinen begraben. Schulzens Jakob tat wichtig und tuschelte seinen Nachbarn zu: „Wie konntet ihr nur so dumm sein und denken, Hühner liegen da!“
 
„Na, du hast es doch zuerst gesagt,“ rief Heine Peterle halblaut. Ein Weilchen gab es ein erregtes Tuscheln und Wispern, und der Lehrer ließ die Kinder gewähren; er lächelte über ihren Eifer und sah dabei Traumfriede an, der still und versonnen dasaß. Der Bube fühlte den Blick des Lehrers, er hob seine schönen Augen zu ihm auf und fragte leise, traurig: „Wird nun der Steinberg abgetragen werden?“
 
Der Lehrer nickte. „Ja, Friede, es geht an unsern Lieblingsplatz, er wird wohl etwas zerstört werden.“ Der Bube wurde rot. Daß der Lehrer gesagt hatte, Seite 82‚unsern Lieblingsplatz‘, das gab ihm eine heimliche Freude, aber dann wurde er wieder traurig, und während die andern Kinder nach Schluß der Schule laut und lustig auf die Dorfstraße eilten, ging er still seinen Weg. Die Buben und Mädel redeten daheim gewaltig klug von dem Hünengrab. Annchen Amsee meinte, vielleicht könnte ein Topf voll Gold darin gefunden werden. „Oder eine Krone und ein goldenes Schwert,“ rief Heine Peterle, und zuletzt redeten alle nur noch von den goldenen Schätzen des Hünengrabes.
 
Ganz ärgerlich aber war Muhme Lenelies. Sie schalt aufgebracht darüber, daß auf der schönen, friedlichen Waldwiese gegraben werden sollte. „Wirklich,“ brummte sie, „die Stadtleute müssen ihre Nase auch in alles stecken. Es ist jammerschade um unsern hübschen Platz.“ Sie ließ ihren Friede darum auch gleich am Nachmittag dahinlaufen; wer weiß, wie lange der Bub seinen Lieblingsplatz noch haben würde, mochte er ihn also noch genießen, soviel er konnte. So saß denn Traumfriede am Nachmittag wieder still auf einem der beiden Steinhügel dicht neben dem Stachelbeerbusch. Um ihn herum war ein Schwirren und Summen der Bienen und Käfer, bunte Schmetterlinge flogen über die blühende Waldwiese, und dicht neben ihm saßen auf einer Blumendolde vier Perlmutterfalter, ihre Flügel Seite 83glänzten und flimmerten märchenhaft im Sonnenlicht. Während der Knabe so still in der warmen Sommerschönheit saß, war es ihm, als löste sich plötzlich Stein um Stein von dem alten Grab und riesenhafte Männer traten aus dunklen Höhlen hervor. Sie klirrten mit Schild und Schwert, goldene Kronen funkelten auf ihren Häuptern, ihnen folgten schöne Jungfrauen in schimmernden Gewändern, und plötzlich verschwand der Seite 84Wald, ein hohes Schloß mit Türmen und Zinnen wuchs empor, auf der Brücke stand ein Torwächter und blies in sein Horn.
Traumfriede 
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