„Es ist doch wirklich toll, was alles auf der Welt passiert!“ brummte der Oberheudorfer Schulze an einem Sonntagnachmittag und schaute über seine Zeitung weg seine Frau an. „Nä, so was aber auch!“
„Was gibt's denn?“ fragte die Bäuerin und hielt im Nähen inne. Der Oberknecht, der gerade seinen Sonntagsstritzel verzehrt hatte, und Jakob, der noch mit vollen Backen kaute, sahen auch beide gespannt auf den Bauern; wenn der die Zeitung las, wußte er nachher immer etwas zu erzählen. Der Schulze knurrte, lachte und rief kopfschüttelnd: „Potzwetter nochmal, so dumm! Nur gut, daß sie noch Wagen und Pferd gefunden haben!“
„Was für einen Wagen? Was für ein Pferd?“ fragte die Bäuerin ein wenig ungeduldig.
Ihr Mann aber zog erst noch einmal kräftig an seiner Pfeife, blies Jakob eine dicke Rauchwolke ins Gesicht, rückte sich dann die Brille zurecht und las endlich langsam und feierlich vor: „Bei dem letzten Pferdemarkt Seite 44in N.....burg ist der Lederhändler Matthias Haberland auf eigenartige Weise bestohlen worden. Er stand dicht neben seinem Wagen mit einigen Bekannten zusammen und merkte nicht, daß sich ein Fremder auf den Wagen setzte und einfach davonfuhr. Bekannten des Händlers, denen der Dieb unterwegs begegnete, rief der zu: „Wir haben schon alles Leder verkauft.“ Pferd und Wagen fand man später auf der Landstraße, alles Leder aber war spurlos verschwunden.“
„Nä, so'n Döskopp,“ rief der Oberknecht lachend, „steht neben seinem Wagen und merkt nicht, daß der davongefahren wird!“ Er redete mit dem Bauern und der Bäuerin noch hin und her über die sonderbare Sache, während Jakob geschwind hinauslief. Draußen erzählte er seinen Kameraden auf der Dorfstraße sehr wichtig die Geschichte.
„So dumm,“ rief Heine Peterle, „den Dieb davonfahren zu lassen! Ich hätt's nicht getan.“
„Ich auch nicht, nä, bestimmt nicht,“ riefen drei, vier Stimmen, und alle Buben waren gleich miteinander einig, daß eben nur in der Stadt solche Dummheiten passieren könnten.