Die kleine Fliege wachte am frühen Morgen auf, als der erste Sonnenstrahl sie ins Auge piekste. Laut gähnend kam sie aus ihrem Versteck, das sich in einem Loch in einem Apfel befand und sah sich um.
»Hm. Was möchte ich denn heute unternehmen?«
Sie überlegte eine Weile, denn die Welt um sie herum bot erstaunlich viele Dinge zum entdecken und erleben. Viele Abenteuer warteten auf nur darauf, unternommen zu werden. Am Ende entschied sich die kleine Fliege dann für das, was sie eh jeden Tag machte.
»Ich fliege einfach mal los und schaue mir die Welt an.«
Sie begann, mit den Flügeln zu schlagen, hob ab und brauste über die große Blumenwiese hinweg. An der einen oder anderen Blüte machte sie halt, frühstückte frische Pollen und erfreute sich am Blütenstaub, der bei ihren Landungen in alle Richtungen davon flog.
Doch bei all dem Spaß, vergaß sie, dass überall auf Gefahren auf sie lauerten. Während ihres Fluges hatte sie ihre Augen überall und war begeistert über die Dinge die sie entdeckte, nur in die Richtung, in die sie flog, sah sie nur ab und zu. Irgendwann griff etwas nach ihr, hielt sie fest und ließ sie nicht weiter fliegen.
»Hilfe!«, rief die kleine Fliege panisch. »Was ist das hier? Was geht hier vor?«
Sie riss ihren Kopf hin und her und sah die klebrigen Fäden, an denen sie hängen geblieben war. Sie steckte in einem Spinnennetz fest.«
»Ich glaube, das wird nicht gut ausgehen.«
Schon näherte sich das achtbeinige Monster, das bis vor wenigen Sekunden lauernd auf einem Ast gesessen hatte. Aus dem Maul tropfte die Gier nach einem leckeren, reichhaltigen Frühstück.
»Du kommst mir gerade recht. Ich habe schon seit Tagen nichts mehr gefangen und habe besonders großen Hunger.«
Mit schnellen Schritten kam die Spinne wieder, fesselte die Fliege und schnitt sie vorsichtig aus dem Netz.
»Dich nehme ich jetzt mit nach Hause. Dort werde ich dich lecker würzen und dann in den Ofen stecken.«
Die kleine Fliege wusste, dass ihr letztes Stündlein geschlagen hatte. Trotzdem suchte sie weiter nach einem Ausweg.
»Wenn doch nur meine Oma in der Nähe wäre. Ihr würde bestimmt eine rettende Idee einfallen.«
Aber genau das war es. Die Fliege grinste. Die Oma hatte ihr immer Schlaflieder vorgesungen, bei denen jeder sofort einschlief. Vielleicht klappte das auch bei der Spinne.
Die kleine Fliege begann leise zu singen und versuchte dabei, das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken. Augenblicklich begann die Spinne laut zu gähnen.
»Was ist denn plötzlich mit mir los? Ich werde tagsüber normalerweise niemals müde.«
Die kleine Fliege jubelte wortlos, sang weiter und beobachtete die Spinne, wie sie immer langsamer wurde und schließlich ein ganze Stück vor ihrem Haus einschlief.
Die Fliege atmete erleichtert auf. Sie hatte es tatsächlich geschafft. Vorsichtig befreite sie sich aus dem Kokon und flog schnell davon.