Es war Abend geworden. Die Sonne hatte sich in ihr Bett verkrochen und der Mond hatte seinen Nachtdienst begonnen. Während die ersten Sterne zu funkeln begannen, machte sich Sofie fertig für ihr Bett. Sie zog den Pyjama an und hörte plötzlich ein Rufen.
»Huhu!«
Es schien von draußen zu kommen.
»Huhu!«, machte es ein zweites Mal. Stand da etwa jemand draußen auf dem Gehweg und rief nach jemandem?
Sofie sah durch ihr Fenster, konnte aber niemanden entdecken.
»Huhu!«
Ihr wurde es unheimlich. »Papa? Kannst du mal kommen? Hier ruft irgendwer die ganze Zeit. Das macht mir etwas Angst.«
Papa kam herein, sah ebenfalls aus dem Fenster und lauschte der unbekannten Stimme.
»Huhu!«
Er musste grinsen. »Da ist kein Unhold auf dem Gehweg. Da wartet auch niemand. Das ist ein Uhu. Das ist eine Eulenart, die ganz in der Nähe im Wald lebt. Was hältst du davon, wenn wir nochmal nach draußen gehen und versuchen, den Uhu zu finden?«
Na klar. Das gefiel Sofie. Sie liebte Nachtwanderungen. Also zog sie sich sofort wieder um und dann ging es nach draußen.
Mit zwei Taschenlampen bewaffnet ging es innerhalb weniger Minuten in den Wald. Immer wieder blieben die Beiden stehen und lauschten dem Ruf, um die Richtung besser finden zu können. Nach und nach kamen sie dem Uhu näher, denn seine Stimme wurde mit jedem Schritt lauter.
»Er muss hier ganz in der Nähe sein.«, flüsterte Papa. »Er muss hier irgendwo auf einem Ast oder einem Baumstumpf sitzen.«
Sie leuchteten alles ab, bis sie tatsächlich in knapp zwei Metern Höhe einen großen Vogel auf einem Ast sitzen sahen.
»Aber wie kann der denn rufen?«, wunderte sich Sofie. »Er scheint zu schlafen.«
Der Uhu, der tatsächlich gerade geschlafen hatte, wachte auf, sah sich müde um und entdeckte die zwei Menschen.
»Vielen Dank, dass ihr mich geweckt habt.«, grollte er sie sauer an. »Ich dachte eigentlich, dass ich wenigstens hier im Wald meine Ruhe habe, aber nein, ihr musstet mich stören. Dabei war mein Plan so gut durchdacht.«
Er nahm die Lautsprecherbox, die neben ihm stand, schaltete sie aus und das Rufen verstummte.
»Ja, ich weiß.«, sagte der Uhu. »Mein Ruf ist aufgezeichnet. Das mache ich jede Nacht, damit ich keinen Ärger mit meinen Kollegen in der Uhu Gewerkschaft bekomme. Im Gegensatz zu denen bin ich nachts nämlich immer besonders müde.«
Er packte seine Sachen ein, flog ein Stück weiter in den Wald hinein und schaltete dort seinen Lautsprecher wieder ein.
»Huhu!«
»Gute Nacht!«, rief Sofie dem Uhu nach. »Schlaf gut.«