Friedrich stand in seinem kleinen Schuhladen, der sich unter der Wurzel einer großen, alten Eiche befand. Du findest, dass das ein seltsamer Ort für einen Schuhladen ist? Das liegt wohl auch daran, dass auch der Schuhladen seltsam war. Es war ein Schuhladen für Tiere. Und gerade das war auch Friedrichs Problem.
»Wie konnte ich nur auf die Idee kommen, Schuhverkäufer zu werden?«, fragte sich Friedrich immer wieder. »Hätte ich doch bloß auf meine Eltern gehört und hätte etwas Richtiges gelernt.«
Er seufzte laut, denn Schuhe verkaufte er nur selten. Die meisten Tiere liefen, wie sie es gewohnt waren, barfuß durch den Wald.
»Ich hätte professioneller Nüssesammler werden können, wie sie es alle in meiner Familie sind. Dann hätte ich auch genug Futter für den Winter. Stattdessen sitze ich jetzt in meinem kleinen Schuhladen und verdiene keinen einzigen Cent und werde im Winter meine Verwandten anbetteln müssen. Was bin ich doch für ein dummes Eichhörnchen.«
Friedrich spielte bereits mit dem Gedanken, seinen Laden für immer zu schließen. Es war gerade noch genug Zeit, Nüsse und Eicheln für den Winter zu sammeln. Vielleicht würde er sparsam leben müssen, aber er hatte eine gute Chance, es bis zum Frühling zu schaffen.
In diesem Moment öffnete sich die Ladentür. Jemand kam herein. Friedrich drehte sich überrascht um. Das war noch nie passiert, dass jemand seinen Laden betrat.
»Wie? Was? Ein Kunde? Ein echter Kunde? Sie sind nicht nur zum Gucken gekommen? Sie haben sich auch nicht verlaufen?«
Der Fremde schüttelte den Kopf und lächelte.
»Warum sollte ich mich verlaufen haben? Es steht doch ganz groß SCHUHLADEN draußen über der Tür. Oder ist das nur ein Scherz? Ich möchte jedenfalls ein paar Schuhe kaufen. Ich will Morgen wandern und möchte dafür richtig ausgerüstet sein.«
Friedrich freute sich riesig und bat seinen ersten Kunden, sich im Laden umzusehen. Als dieser dann endlich komplett im Laden stand, war kein Platz mehr für weitere Kunden. Es handelte sich um einen Tausendfüßler.
»Ich hoffe, sie haben genug Schuhe für mich da. Mit einem einzelnen Paar komme ich nicht weit.«
Friedrich traute seinen Augen nicht. Mit einem Tausendfüßler hätte er nie gerechnet. Sofort holte er alle Schuhe, die er in seinem Lager finden konnte, hervor und begann mit der Anprobe.
So verkaufte das Eichhörnchen an diesem Tag gleich eintausend Schuhe auf einen Streich. Damit war seine Versorgung für den Winter gesichert.
»So ein toller Schuhladen.«, sagte der Tausendfüßler, als er sich verabschiedete. »Ich hatte schon Angst, wenn ich zu meiner Familie wandere, dass ich barfuß laufen muss und ganz viele Blasen bekomme. Aber jetzt kann mir nichts mehr passieren. Ich werde deinen Laden meinen ganzen Verwandten empfehlen. Dann kannst du tausende Schuhe verkaufen.«