„Diese Häftlinge zu fangen, überlasse ich ganz Ihnen und Ihren Männern."
„Aber weshalb warten Mister Tolliver, Mister Brady und Mister Spade im Flur?", will ich von Sherlock wissen.
Denn in seinen Plan hat er mich wie so oft noch nicht eingeweiht.
„Was haben die Direktoren des Hotels, des Gefängnisses und der Bank mit den drei Verbrechen zu tun?", wundere ich mich.
„Für mich ist es immer noch ein einziges Verbrechen, Watson", antwortet Holmes.
„Einer von den dreien ist der Kopf hinter dieser Straftat. Er hat alles von Anfang an geplant und die Tat von den sechs Sträflingen ausführen lassen."
Sherlock wendet sich an Lestrade: „Rufen Sie die Männer bitte herein, Inspektor."
Tolliver, Brady und Spade werden in das Büro geführt.
Alle drei Direktoren sehen sich unbehaglich um.
Murrend nehmen die Männer auf Stühlen Platz.
Gefängnisdirektor Brady schimpft mit seiner hohen Stimme besonders laut über die Behandlung: „Sie behandeln uns ja wie Verdächtige, Mister Holmes!"
„Wir haben zu arbeiten, Sir!“, beschwert sich Spade.
Und auch Tolliver habe im Hotel viel zu tun, beklagt sich dieser.
Sherlock entschuldigt sich für die Umstände.
Dabei nickt er Lestrade unauffällig zu.
Der Inspektor stellt sich mit verschränkten Armen vor die Bürotür.
Jede Flucht ist nun ausgeschlossen.
„Ich habe Sie herbestellt, meine Herren“, sagt Sherlock, „weil einer von Ihnen der Kopf der Diebesbande ist. Einer von Ihnen hat dieses Verbrechen geplant und von den sechs Häftlingen ausführen lassen. Glücklicherweise habe ich Ihre Fingerabdrücke sichern können. Aus dem Hotel von Mister Tolliver. Aus der Bank von Mister Spade. Und auch aus dem Gefängnis von Mister Brady.“
Die drei Direktoren springen auf und entrüsten sich lautstark.
Doch Sherlock bleibt gelassen.
„Eins verstehe ich nicht, Holmes", sage ich.
„Womit wollen Sie die Fingerabdrücke der drei Direktoren vergleichen? Schließlich arbeiten die Herren doch an den drei Tatorten. Und natürlich finden Sie dort ihre Fingerabdrücke."
Sherlock nickt zustimmend und erklärt:
„Vollkommen richtig, mein lieber Watson. Aber einer dieser Männer ist kein Direktor! Er hat sich nur als solcher verkleidet! Und es gibt nur einen Menschen in London, der zu einem derart genial geplanten Verbrechen fähig ist …"
Mit einem schnellen Schritt geht Sherlock zu Brady und reißt ihm mit einem Ruck den falschen Bart aus dem Gesicht.
Der Mann schreit auf.
Mit einer sehr viel tieferen Stimme, die mir außerdem ziemlich bekannt vorkommt.
„Habe ich recht – Professor Moriarty?", sagt Sherlock triumphierend.
Mir bleibt vor Schreck der Mund offen stehen, als ich Moriarty erkenne.
Sherlocks alter Feind aus Kindertagen!
Der Mann, der den schwarzen Hengst gestohlen hatte.
Damals konnte er fliehen.