Nun kommen sie von allen Seiten gewandert: die breitästigen Eichen, die schlanken Birken im weißen Hemdchen, knorrige Burschen vom Geschlecht der Baumriesen; und eine nackte Trauerweide tänzelt so lustig daher, daß die langen, fast bis auf die Füße hängenden Haarsträhne im Winde flattern. – Ei, sieh', wen haben wir hier? – Eine Prozession ehrbarer Herren in dunkelgrünen Röcken, die bis zur Erde reichen; und aus den stachligen Kapuzen schauen lustige Mönchsgesichter, und die Aeuglein blinzeln über die feisten Wangen hinweg nach den schlanken, grünen Nönnchen, die ihre Kiefernkleidchen gar züchtig geschürzt haben und sittsam kokett neben der Tannenprozession einhertrippeln. Voran schreitet ein baumlanger Tannenriese, stark wie Rabelais' Mönch Johann. »Halt da!« kommandiert er, »hübsch paarweise antreten!« und er bombardiert die letzten in der Reihe mit Tannenzapfen, damit sie ihn besser verständen – »und wem's nicht recht ist, hier im Wald, dem schlage ich die Knochen im Leibe entzwei!«
Da faßt ein Mönch je ein Nönnchen bei der Hand, und, die grünen Röcke ein wenig lüpfend, tänzeln sie im Menuettschritt über die Wiese hin zum lachenden, sonnigen Winter und beginnen artig zu psalmodieren, daß es in den Wald hineinschallt:
»Brave Mönche sind wir Tannen,
Brummeln unser Mönchsgebet –
Und wenn es zum Schlucken geht,
Laufen nimmer wir von dannen –
Eia, Hallelujah!
»Nönnchen sind wir, Nönnchen heiter,
Leben gottgefällig weiter,
Putzen unser grünes Kleid –
's Himmelreich ist auch nicht weit –
Eia, Hallelujah!
»Und so leben wir gar traulich,
Brüder, Schwestern, Hand in Hand –
– Unsre Kutten sind verwandt –
Unser Trachten ist beschaulich –
Eia, Halleluja!«
»Ei, so hört auf zu plärren,« dröhnt Bruder Johanns mächtige Stimme dazwischen –
»Kurze Worte dringen zum Himmel eh'r,
Lange Züge machen die Kanne leer –
Eia, Halleluja!«
Und mit tollem Jubel drehn sie sich mit im Elfenreigen, daß die grünen Kutten im Winde wehn.