Und es erschien bald, wie sie recht gethan hatten. Klas hatte das wilde und rohe Wesen, das bisher unter ihnen gegolten hatte, wohl nie geliebt noch selbst mitgemacht, aber er hatte es doch an den andern dulden müssen, wiewohl solche Gräuel von ihnen nie begangen waren, als der Hauptmann jetzt gegen die armen waffenlosen Menschen auf der Heideninsel befehlen wollte. Als er nun selbst Hauptmann geworden, führte er eine recht strenge christliche Zucht ein und stieß ohne Erbarmen alles von seinem Schiffe aus, was sich ihr nicht fügen wollte. Das war aber sein erstes Gesetz, daß ohne Gnade an dem Mastbaum baumeln mußte, wer einen unbewehrten Mann mit dem Eisen verletzte oder ein Weib vergewaltigte. Er fuhr aber noch immer gegen die Heiden, säuberte das Meer von ihren Raubschiffen und erlösete viele Christen aus der Gefangenschaft; auch hat er an vielen Orten, die sonst heidnisch waren, das heilige Kreuz als das Heil der Welt gepflanzt und durch seine Gerechtigkeit und Milde viele Heiden zum Christentum geführt. Und sein Name ist so gewachsen, daß die tapfersten Männer sich zu ihm gesellten und unter ihm auszogen und daß er im zweiten Jahre seiner Hauptmannschaft auf zwanzig Schiffen schon fünftausend Kämpfer hatte. Denn seine Redlichkeit und Gottesfurcht war groß und seine Tapferkeit gefürchtet und seine Stärke unüberwindlich; denn gegen den Hieb seiner Axt oder den Stoß seiner Stange hatte kein Schmied Schild und Panzer schmieden können.
Als nun das vierte Jahr seiner Seefahrt und das zweite Jahr seiner Hauptmannschaft war, hatte er eine Fahrt nach Island gemacht, war aber durch einen gewaltigen Nordwind zurückgetrieben und ward gegen die Ostküste einer großen Halbinsel verschlagen, welche Jütland heißet. Diese Halbinsel war zu jener Zeit halb heidnisch und halb christlich, und es hatte sich vor wenigen Monaten begeben, daß der Heidenkönig den Christenkönig geschlagen und erschlagen und alles Land überfahren hatte. Auch hatte er bald das Schloß des christlichen Königs und dessen Frau und Tochter, die darin waren, gewonnen. Die gefangene Königstochter war aber die schönste Prinzessin in allen Landen weit und breit. Diese wollte der Heidenkönig zwingen, daß sie sein Gemal werden und ihm das Königreich zubringen sollte, als habe er es mit gerechter Hand erworben. Und er dachte in seinem stolzen Sinn: sie wird thun und seyn wie andere Weiber und sich freuen, daß der Vornehmste bei ihr schlafen will und der König im Lande ihr Mann heißt. Aber sie that und war ganz anders, und weigerte sich standhaft, und da er nicht abließ und zuletzt hochmüthig dräuete, da schalt sie ihn einen wilden Wütherich und einen heidnischen Bluthund. Und er ergrimmte darüber so sehr, daß alle seine heißen Flammen plötzlich erkälteten, und er schwur, sie solle für die Schmach eines greulichen und quaalvollen Todes sterben. Und er ließ einen großen Scheiterhaufen aufthürmen auf offenem Felde unweit dem Schlosse, worin er die Prinzessin gefangen hatte; darauf sollte sie gleich einer gemeinen Missethäterin verbrannt werden.
Nun begab es sich durch Gottes Schickung, der dem Bösen nicht seinen Willen lassen wollte, daß Klas mit seinen meisten Schiffen aus Noth hier jenen Morgen grade landete, als die Hinrichtung der unglücklichen Prinzessin geschehen sollte. Die Menge Menschen, die um das Schloß und an dem Strande und auf dem Felde rings herum toseten und wimmelten, der Schimmer und das Geklirr von Wagen und der Schall von Trommeln und Pauken machten ihn aufmerksam, und er erkundigte sich bei einem der Umstehenden, der ein Christ war, nach der Ursache des Gewimmels und Getümmels der Menschen und der vielen Kriegsleute. Jener aber erzählte es ihm alles und wie die Prinzessin in einer halben Stunde werde herausgeführt und jämmerlich auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden, und wie sie nicht zu erretten sey vor der heidnischen Wuth, denn der Heidenkönig habe mehr als zehentausend Kriegsleute bei sich, die sie zum Feuertode geleiten sollen. Und der Mann fing an bitterlich zu weinen, als er den Jammer auserzählt hatte.