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Klas Avenstaken.-1

时间:2023-12-14来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: 故事
In dem Lande Westfalen unweit der Stadt Minden, wo es viele tüchtige Bauern hat, lebte vor langen Jahren ein Schulze in Dümmelshusen, der Peter Avenstaken hieß, ein Mann von Sitten und Art geduldig und sanftmüthig und deswegen bei Freunden und Nachbarn wohl berüchtigt und beliebt, sonst aber von großem und reisigem Leibe und von so gewaltiger Stärke, daß er weit und breit nur der starke Peter hieß, und daß die Leute ihm hundert Schritt aus dem Wege gingen, wann er böse ward; denn ward er böse, so ward er es sehr, und konnte überhaupt nichts Mittelmäßiges thun. Dieser Schulze in Dümmelshusen hatte ein Lieblingswort, das er oft gebrauchte und das in seiner Freundschaft und Verwandtschaft sehr alt war; denn ehrsame Bauerschaften pflegen auf gewisse Worte, Sinnsprüche und Sprichwörter eben so zu halten, als Edelleute, die Fahnen und Schild führen, und setzen auch einen Stolz in dem Alten. Dieses Wort hieß Grade durch, oder, wie sie in Westfalen sagen, Grad dör; und nach dem Worte, weil er es so oft im Munde führte, nannten manche Leute ihn auch Peter Grad dör, was er wohl aufzunehmen pflegte. Es war aber bei dem Worte noch ein Aberglaube, der sich Jahrhunderte lang in der Familie Avenstaken fortgepflanzt hatte; sie meinten nemlich, dasjenige von den Kindern, welches sich dieses Wort vor den andern herausnehme, werde das Tüchtigste und Glücklichste werden; und also horchten und merkten die Altern frühe darauf. Seinen Ursprung aber hatte das Sprichwort von einer alten Geschichte, die sich mit dem Stifter des Hauses begeben hat, der bei Minden seßhaft ward. Dieser war ein Schuhmachergesell Namens Klas, gebürtig aus dem Örtchen Corbach im Waldeckischen. Eines Tages, als er mit einem seiner Gesellen auf der Wanderschaft war und durch den Hochwald längs der Weser des Weges auf Minden ging, kam ein wüthender Wolf auf ihn los. Sein Gesell hielt den Anlauf nicht aus sondern entlief und kletterte auf einen Baum, Klas aber blieb festen Fußes und Auges stehen, nahm seinen Stock und wartete des Wolfes; und als dieser auf ihn zufuhr, stieß er ihm den Stock in den offenen Rachen und stieß so gewaltig, daß der Stock hinten wieder herausfuhr und der Wolf alle Viere von sich streckte. Sein Gesell fand sich nun wieder zu ihm, diesen aber prügelte er von sich weg als einen feigen und erbärmlichen Schächer, und ging mit ein paar Köhlern, welche das Abentheuer mit angesehen hatten, seines Weges weiter durch den Wald und übernachtete im nächsten Dorfe. Dem Wolf hatte er die Haut abgezogen und trug dies herrliche Siegeszeichen auf seinem Stock, daß er sie einem Kürschner in der nächsten Stadt verkaufte. Als Klas in der Dorfherberge angekommen war, erzählten die Köhler den Kampf mit dem Wolfe, und alle Bauren und Knechte und Dirnen liefen zusammen, daß sie den jungen Schuhmacher sahen, der den Wolf mit dem Stecken erschlagen hatte, wie König David den Goliath mit dem Steinchen. Und sie verwunderten sich sehr, denn der Jüngling sah so gewaltig nicht aus, wiewohl er stark war; und sie wollten alle den Stecken sehen und betasten, die Dirnen aber faßten ihn nur mit Grausen an. Es war sonst ein ganz gewöhnlicher Dornstock, den ein Becker in Corbach dem jungen Klas geschenkt hatte zu seiner Wanderschaft, und er war an der Spitze angebrannt, weil der Becker die Kohlen im Ofen zuweilen damit umgerührt hatte. Desto mehr lobten die Leute Klas und freuten sich über ihn wegen der herzhaften Antwort, die er dem Schulzen des Dorfes gab auf die Frage, wie er es denn mit dem Wolfe angefangen habe ihn umzubringen; da habe es der Stecken wohl nicht allein gethan sondern der Schusterpfriemen habe wohl mit beispringen müssen. Denn Klas sagte ihm ganz kurz: Herr Schulze, mit einem bischen Muth fängt man alles gescheidt an, und so ist auch dieser Ofenstecken grade durch den Wolf gegangen und hat nicht erst gefragt, ob seine Hinterthüre auch verschlossen war. Der Schulze wollte das übel nehmen, und brummte, aber die andern hießen ihn schweigen. Denn Klas hatte alle für sich gewonnen durch sein freies tüchtiges Wesen, und besonders nahmen die hübschen jungen Dirnen sich seiner an und trugen ihm Äpfel und Birnen und Nüsse und Kuchen um die Wette zu und forderten ihn von selbst auf zum Tanze, der später den Abend in der Schenke begann; und hätten sie sich nicht entsehen vor den Leuten, einige hätten ihn wohl mit Vergnügen geherzt und geküßt. Aber das geschah nicht, und Klas selbst war noch sehr blöd; denn dies war seine erste Wanderschaft und überhaupt das erste Mal, daß er in die Fremde ging. 
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