Der alte Geschichtenerzähler stellte seine Teetasse auf das kleine Beistelltischchen und stand aus seinem großen, gemütlichen Ohrensessel auf. Die letzten Stunden hatte ununterbrochen den großen und kleinen Menschen der Stadt Geschichten erzählt. Er ging zum Fenster, sah hinaus und riss die Augen auf. Dort draußen standen immer noch so viele Leute, dass man das Ende der Schlange nicht sehen konnte.
»Uff.«, seufzte der Geschichtenerzähler. Wie soll ich das denn alles noch schaffen? Ich bin müde und meine Stimme gleicht langsam einem schrecklichen Krächzen. Ich kann nicht mehr. Aber ich will auch niemanden enttäuschen.«
Er bat die schon im Haus wartenden Zuhörer, sich noch etwas zu gedulden und zog sich in die Küche zurück. Der Geschichtenerzähler setzte einen neuen Tee auf wanderte während der Wartezeit pausenlos auf und ab. Er brauchte eine zündende Idee.
Da fiel plötzlich sein Blick auf die alte Glühbirne an der Decke, die schon seit Jahren nicht mehr geleuchtet hatte. Sie war irgendwann durchgebrannt. Der Geschichtenerzähler hatte sie aber nie ausgetauscht. Doch heute schraubte er sie aus der Fassung, öffnete sie vorsichtig und sprach die nächste Geschichte in sie hinein. Dann verschloss er sie wieder.
Mit einem Grinsen betrat er wieder sein Erzählzimmer. Wortlos schritt er an seinen Zuhörern vorbei, nahm sich einen Hocker und drehte die spezielle Birne in die Lampe an der Decke. Dann drückte er auf den Schalter an der Wand.
Augenblicklich ertönte seine Stimme, die die gerade eingesprochene Geschichte wiedergab. Er hatte eine Lösung für sein Problem gefunden.
Am nächsten Tag besorgte sich der Geschichtenerzähler mehrere Kisten Glühbirnen, reihte sie alle vor sich auf und sprach eine einzelne Geschichte hinein. Nun musste er nicht mehr den ganzen Tag im Ohrensessel sitzen und reden. Stattdessen verkaufte er die Birnen, dass seine Gäste die Geschichten mit nach Hause nehmen konnten. Von nun an konnte er seine Stimme wieder schonen.