Papa war auf der Suche nach einem neuen Buch. In der Zeitung hatte er davon gelesen und war nun unterwegs in der Bücherei, um sich ein Exemplar auszuleihen. An seiner Hand hielt sich Marie, seine kleine Tochter, fest.
Und nun standen die beiden vor dem Tresen am Eingang und warteten darauf, dass sie Bibliothekarin ihnen helfen würde.
»Guten Tag.«, sagte die Dame auf der anderen Seite.
»Womit kann ich ihnen helfen?«
Papa beugte sich etwas vor, damit er nicht zu laut reden musste. Er wusste doch, dass man das in einer Bücherei nicht machen durfte.
»Ich suche das neue Buch von dem Albert …«
Er dachte nach und legte seine Stirn in Falten. Aber der Name wollte ihm einfach nicht mehr einfallen.
»Er stand heute in der Zeitung, wissen sie?«
Die Bibliothekarin lächelte.
»Ja, den Artikel habe ich auch gelesen. Sie meinen den Albert mit den Leseratten.«
Papas Gesichtsausdruck hellte sich auf.
»Leseratten ist ein guter Tipp. Das reicht mir schon.«
Er ging in den ersten Raum und zog seine Tochter hinter sich her.
»Papa.«, sagte Marie. »Ich weiß, wo wir hin müssen.«
Aber Papa wollte nicht hören. Er stöberte durch die einzelnen Regale und suchte. Fündig wurde er allerdings nicht. Also betrat er den nächsten Raum. Dort stand gerade eine Frau und las in einem Buch.
»Entschuldigen sie, aber können sie mir vielleicht helfen?«, fragte Papa höflich.
»Ich suche das neue Buch von Albert …«
Aber schon wieder wollte ihm der Name nicht einfallen. Den Tipp der Bibliothekarin hatte er aber auch schon wieder vergessen.
»Ach, sie meinen bestimmt den Albert mit den Leseratten. Von dem habe ich vorhin erst ein Exemplar in der Hand gehabt.«
Papa atmete auf.
»Leseratten. Richtig. Danach habe ich gesucht. Vielen Dank.«
Er drehte sich um und durchsuchte die nächsten Regale.
»Irgendwo müssen diese Leseratten doch stehen.«
Und wieder war es Marie, die nun an Papas Jacke zupfte.
»Papa, ich weiß wo wir hin müssen.«
Doch Papa ließ sich bei seiner Suche einfach nicht stören. Er wollte nicht glauben, dass seine Tochter, die noch nicht lesen konnte, das richtige Buch bereits gefunden hatte.
Nach einer Viertelstunde betraten sie den dritten Raum. Doch auch hier wurde Papa nicht fündig. Daher wandte er sich an einen älteren Herrn.
»Entschuldigen sie bitte. Aber ich habe ein Problem. Ich suche ein Buch und vergesse ständig den Titel. Es stand heute in der Zeitung und ist von diesem Albert …«
Der Herr lächelte.
»Sehr schönes Buch. Habe es gestern erst selbst gelesen. Sie meinen doch bestimmt den Albert mit den Leseratten.«
Papa atmete auf.
»Ja richtig. Die Leseratten. Ich wusste doch, dass es was mit Tieren zu tun hat. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass es eigentlich von einem Riesenkaninchen handelt. Vielleicht habe ich mich da verlesen.«
Marie verdrehte die Augen.
»Papa, wir sind hier falsch. Wir müssen in einen anderen Raum.«
Papa durchsuchte aber bereits wieder die Regale.
»Stör mich bitte nicht. Ich muss doch noch den Albert …«
In diesem Moment trat ein großer, dunkelhaariger Mann mit Brille von hinten an die beiden heran.
»… mit den Leseratten finden?«, beendete er Papas Satz.
Papa drehte sich verwirrt um.
»Richtig. Genau den suche ich. Der hat doch ein neues Buch geschrieben.
»Sehr erfreut.«, sagte der dunkelhaarige Mann hinter seiner Brille.
»Ich bin der Albert mit dem neuen Buch.«
Dann kramte er in seiner Hosentasche, holte ein kleines Plüschtier daraus hervor und drückte es Marie in die Hand.
»Und für dich, junge Dame, dafür dass du mich sofort gesehen hast, eine kleine Leseratte.«
Jetzt wurde es Papa klar. Die ganze Zeit hatte er nach einem Buch mit dem Titel ›die Leseratten‹ gesucht, dabei waren sie nur ein kleines Geschenk dazu.
»Haben sie denn noch ein Buch für mich?«, fragte er kleinlaut.
»Aber freilich.«, antwortete der Albert.
Er holte ein dickes Buch aus einer Umhängetasche, unterschrieb mit seinem Namen auf der ersten Seite und drückte es Papa in die Hand.
»Viel Spaß beim Lesen.«, wünschte er noch und verabschiedete sich.