Andere Völker：Nebelschwaden

In der Nacht war dichter Nebel aufgezogen. Man konnte kaum noch die Hand vor Augen sehen.

Sam stand bereits vor dem Haus und wartete auf Papa. Gemeinsam wollten sie beim Bäcker Brötchen kaufen.

»Bin schon da. Ich musste erst einen Knoten aus dem Schnürsenkel lösen. Ich habe mir gestern wohl meine Schuhe zu schnell ausgezogen.«

Sam sah sich unwohl um. »Bist du sicher, dass wir den Weg zur Bäckerei finden? Man kann gar nichts sehen. Vielleicht ist das auch gar kein Nebel. Vielleicht ist die Welt um uns herum einfach verschwunden. Es gibt dann nur noch uns, unser Haus und die eine Hälfte der Straße. Alles Andere ist weg und kommt nie wieder. Wenn wir in den Nebel hinein gehen, verschwinden wir bestimmt auch.«

Papa schüttelte den Kopf. »Du musst vor dem Nebel keine Angst haben. Er ist nicht gefährlich. Er besteht nur aus ganz kleinen Wassertropfen. Es schweben so viele von ihnen in der Luft, dass man nicht mehr sehen kann was sich hinter ihnen befindet.«

Sam legte die Stirn in Falten. Hä? Wie können die denn in der Luft schweben? Ich habe in der Schule etwas über Schwerkraft gelernt. Unsere Lehrerin hat erklärt, dass alles runterfällt.«

Papa nickte. »Das ist genau richtig. Aber die Nebeltröpfchen sind so winzig klein, dass sie eine Weile in der Luft bleiben.«

»Das würde ich gern mal sehen. Können wir uns die Tropfen anschauen?«

Papa dachte kurz nach. »Vielleicht. Ich hole mal eine Lupe.«

Nach ein paar Minuten bastelten sie zusammen an einem Vergrößerungsglas. Mit vier Händen hielten sie vier Lupen hintereinander und versuchten, gemeinsam hindurchzuschauen. Sam riss die Augen auf. Das, was er plötzlich sah, hätte er sich in seinen verrücktesten Träumen nicht ausdenken können.

»Papa, siehst du das auch?«

Papa nickte stumm, während ihm der Mund offen stand. Durch die vier Lupen sahen sie winzig kleine Wassertropfen mit Partyhüten auf den Köpfen. Sie tanzten wild durcheinander, tranken und feierten. Dabei sprangen sie immer wieder übereinander hinweg. So hielten sie sich gegenseitig in der Luft.

»So kann ich auch die Schwerkraft überlisten.« Sam stand auf, lief begeistert die Straße entlang und sprang immer wieder hoch. »Komm schon, Papa. Lass uns eine Party feiern.«