Samantha kämmt sich gerade ihre Haare, da hört sie schon Petrus rufen.
Alle Traumengel stellen sich im Flur vor dem Waschraum auf.
Hier verteilt Petrus nun die kleinen Beutel mit dem Traumpulver, das die Engel den Kindern auf die Augen blasen.
Als Petrus die lange Reihe der Engel abgeschritten ist und jedem seinen kleinen Beutel übergeben hat, steht er jetzt vor Samantha.
Ihr gibt er einen roten Beutel mit kleiner goldener Schrift.
„ Samantha “, sagt Petrus ernst, „ du weißt was der rote Beutel zu bedeuten hat.“
Samnatha nickt: „Da drin ist ein Traum, damit ein schlimmes Unheil verhindert wird. Ich muss mich sehr konzentrieren“
„ Sehr gut, sagt Petrus, „ du hast das Wichtigste verstanden. Ich hoffe, wir können das Schlimmste noch verhindern.“
Er streicht Samantha über den Kopf.“Viel Glück.“ ,sagt er zum Abschied.
Dann steigen die Engel, wie jeden Abend, in das Wolkenschiff, das sie zur Erde bringt.
Nach und nach steigen die Engel in den Dörfern und Städten aus, wo die Kinder wohnen, denen sie die Träume bringen sollen.
Samantha steigt als eine der letzten aus.
Sie muss in ein kleines Dorf in Bayern, wo Robi und seine kleine Schwester wohnt.
Robi ist 7 Jahre alt und hat eine sehr, sehr dumme Idee.
Er will morgen nach der Schule mit seinen Freunden in den Wald gehen und ein kleines Feuer machen.
Er weiß, dass es verboten ist. Trotzdem hat er ein eine Schachtel Streichhölzer in seinen Schulranzen gepackt.
Er will, dass seine Freunde Respekt vor ihm bekommen.
Dabei vergisst er leider, dass es seit Wochen schon nicht mehr geregnet hat und der Wald und die Wiesen sehr trocken sind.
Das kann sehr, sehr gefährlich werden.
Darum hat Samantha einen Traum mitgebracht, damit Robi versteht, wie gefährlich seine Idee für alle, Menschen und Tiere, werden kann.
Samanthas Freund Fridolin ist ein kleiner Drache, ein Feuerdrache.
Er muss sehr aufpassen, wenn er sich aufregt, dass er kein Feuer spuckt. Aber er weiß, dass es im Sommer zu gefährlich ist und deshalb, schaut er auch immer, wenn er Menschen sieht, ob sie im Wald mit Feuer spielen.
Wenn er so etwas sieht, springt er hinter einem Baum oder Felsen hervor und erschreckt alle.
Die Menschen haben dann solche Angst, dass sie wegrennen und gar nicht mehr an Feuer denken.
So hat Fridolin schon viele Waldbrände von unachtsamen Menschen verhindert.
Wenn er sie schön erschreckt, lacht er sich nachher halbtot. Er muss zugeben, es macht Spaß ein bisschen Leute zu erschrecken. Aber tun ihnen nicht.
Er will nur den Wald und alle Lebewesen darin, vor einem Waldbrand schützen.
Robi und seine kleine Schwester Lara sind eingeschlafen.
Schnell fliegt Samantha durch das offene Fenster des Kinderzimmers.
Vorsichtig öffnet sie den Beutel mit dem Traumpulver. Sie nimmt eine Handvoll heraus und pustet sie Robi auf die geschlossenen Augen.
Dann verlässt sie wieder leise sein Zimmer.
Robi geht nach der Schule mit seinen Freunden in den Wald, der auf ihrem Weg nach Hause liegt.
Damit sie nicht gesehen werden, gehen sie ein bisschen in den Wald hinein.
Robi holt die Streichhölzer aus seinem Schulranzen.
Seine Freunde Timmy und Ralf schieben ein paar trockene Blätter mit ihren Füssen zu einem kleinen Haufen zusammen.
Robi wirft ein brennendes Streichholz hinein. Sofort brennt der Haufen.
Gemeinsam treten sie ihn wieder aus.
„ Geht doch prima“, meint einer seiner Freunde.
Schnell haben sie einen etwas größeren Haufen zusammen geschoben.
Robi warnt alle gut aufzupassen, damit kein Waldbrand entsteht.
„Ist doch klar“, kommt zur Antwort.
Schnell wird das Feuer größer.
Die Freunde stehen johlend um das Feuer.
„Ok, austreten“ kommandiert Robi.
Alle treten so schnell sie können, die Funken aus.
Es dauert ziemlich lange, weil der Wind das Feuer immer wieder anbläst.
„Puh, geschafft“,
„Aber irgendwie riecht es immer noch nach Feuer“, sagt Ralf
Er dreht sich um.
Das erste Feuer, das sie gemacht haben, hat sich durch einen Windst0ß wieder entzündet und hat einen kleinen Busch mit angezündet.
Die Freunde stehen wie angewurzelt da.
„Los, wir müssen löschen. Zieht eure Jacken aus“.
Wie wild versuchen sie das Feuer auszutreten und auszuschlagen. Wenn sie es an einer Seite geschafft haben, fängt es an einer anderen wieder an zu brennen
„Robi, Robi“, hören sie auf einmal eine Mädchenstimme.“Hilf mir“!
Es ist Lara Robis, kleine Schwester. Sie ist ihrem Bruder nachgegangen und ist jetzt durch das Feuer überrascht worden.
Auch Fridolin riecht das Feuer und hört die Hilferufe.
Er sitzt oben in einem großen, alten Baum, weil er hier am besten sehen kann.
„Diese Menschen „, schimpft er vor sich hin.
Aber sofort flieg er los
„Zuerst muss ich schauen, wer da um Hilfe ruft.“
So fliegt er einige Runden über dem Feuer, bis er endlich Lara entdeckt.
Schnell fliegt er zu ihr.
Für Drachen ist Feuer kein Problem weil sie eine andere Haut haben und an Feuer gewöhnt sind.
Bei Menschen ist das ganz anders.
Die kleine Lara hustet und ihr Augen tränen, vom Rauch und weil sie auch große Angst hat
Sie kann Friedolin kaum erkennen.
Es ist auch besser so, denn ein Drache als Retter kann man nicht so richtig glauben.
Fridolin setzt Lara auf seinen Rücken und fliegt mit ihr aus dem Feuer.
Währenddessen versuchen Robi und seine Freunde durch die Flammen zu Lara zu kommen.
Sie kämpfen mit aller Kraft gegen das Feuer an.
„Robi , ich bin hier“, hören sie plötzlich Laras Stimme hinter sich.
Fridolin hat sie von seinem Rücken auf den Boden gesetzt und ist schnell wieder weggeflogen.
Er will nicht, dass die Menschen ihn sehen. Er möchte in Ruhe im Wald leben und ab und zu Menschen erschrecken.
Lara erzählt ihrem Bruder von Fridolin, aber der hört zum Glück gar nicht richtig zu. So glücklich ist er, dass seiner Schwester nichts passiert ist.
„Robi schau da“, ruft einer seiner Freunde und zeigt mit seinem Finger nach oben.
Eine riesige schwarze Wolke Kommt auf sie zu.
Die hat wahrscheinlich Petrus geschickt.
Sofort fängt es an heftig zu regnen. Es schüttet wie aus Eimern.
Im Nu ist das Feuer erloschen.
Die Kinder sind nass, aber glücklich.
„Lara, Lara, wo bist du?
Lara ist aufgewacht und hört ihren Bruder im Schlaf ihren Namen rufen.
Sie steht auf und geht in sein Zimmer.
Er wälzt sich im Bett herum. Alles ist zerwühlt.
Sie schüttelt ihn.
„Robi, bist du krank?“
Endlich wacht er auf.
Er sieht seine Schwester und ist überglücklich, dass ihr nichts passiert ist.
Endlich hat er sich beruhigt und erzählt Lara von seinem schrecklichen Traum.
„Jetzt ist alles wieder gut.Lass uns wieder schlafen“, sagt Lara und geht in ihr Zimmer zurück.
Robi zieht sein zerwühltes Bett wieder zurecht.
Aber bevor er sich schlafen legt, nimmt er die Streichhölzer aus seinem Schulranzen und legt sie in die Küchenschublade zurück.
Dann geht er ins Bett zurück und fällt in einen tiefen Schlaf, ganz entspannt und glücklich.
Autor: A. Klemm