Mario war ein liebenswertes Glückskäferchen mit großen, gutmütigen Kulleraugen. Ein Marienkäfer mit Leib und Seele eben. Er liebte es, im Sonnenlicht über die saftigen wohlriechenden Wiesen zu tapsen, die Halme kitzelten so schön an seinen Fühlern, die dann immer in Schwingung kamen. Mario brauchte das, denn erst wenn seine Fühler, die kleinen feinen Antennen, auf "Volle Kraft voraus" waren, hatte er die quietschbuntesten Einfälle.
Einmal setzte er sich zur Zierde in eine gerade vom Konditor fertig kreierte Erdbeertorte. Er hatte gesehen, dass die Menschen Dekorationen liebten. Doch als er da so stolz beim Posing stand, hörte er eine entsetzte Kundin rufen "Iiiieh, ein Käfer, und so was auf meinem bestellten Gebäck! Ich bin empört!" Sie zeigte mit ihren spitzen billigringbehängten Fingern auf den beleidigten Mario. Ohne mit der Wimper zu zucken hüpfte dieser von der Torte und trollte sich. Die Menschen waren einfach undankbar. Bei seinen tierischen Verwandten hatte er so etwas noch nicht erlebt. Weil er so ein nettes kleines Kerlchen war, und seine Hauptaufgabe es war, allen Lebewesen Glück zu bringen, hatte er viele Freunde im Kabawabaland. Sein bester Freund war Twilli, die verrückte Heuschrecke, die die Augen vorbildlich verdrehen konnte, so dass Passanten spitze Schreie ausstießen, wenn sie ihm zu lange und zu tief in die Äuglein geschaut hatten. Nach einem ausgiebigen Sonnenbad putzte Mario seine wackeren Beinchen und machte sich auf den Weg zu Twilli, der jetzt sicher bei seiner Morgengymnastik war. Der selbsternannte Trullikabulliweg führte an einem geheimnisvollen großen Glassplitter vorbei, den der eitle Mario immer für einen kritischen Selbstüberprüfungsblick nutzte. Mit Morgentau rieb er sich über Flügel und Köpfchen und strahlte dem Spiegel entgegen, weil seine Flügel und Punkte wie frisch lackiert leuchteten. Stolze 6 Stück an der Zahl waren es schon. Doch - oh Schreck- was war passiert? Da fehlte doch tatsächlich ein Punkt auf seinem sonst so prunkvollen Rücken! Mario erstarrte, tastete, suchte. Nichts. Ein Klagelied jammernd, kam er schließlich völlig erschöpft bei seinem Freund Twilli an. Der streichelte sorgenvoll über Marios Köpfchen und sah ihm in die traurigen Augen. "Uns fällt da schon was ein!", sagte er aufmunternd. Twilli ließ sich einfach durch nichts entmutigen. Seit neuestem machte er Lagaluga, so eine Art Yoga für Tiere. Und wenn ihm einmal gar nichts einfiel, dann sprang er seinen düsteren Gedanken einfach davon. Um seine Huchsprungtechnik - wie er es nannte, denn er erschreckte sich gerne selber mit Fratzen, zu trainieren, hatte er sich aus ineinander verwobenen Ästen und Blättern ein Springseil gebastelt. "Komm' schon, Mario!", hüpf' ein bisschen mit mir!", sagte er zu ihm. Am Anfang sprang Mario noch wie ein Mehlsack, doch als Twilli ihn so richtig tüchtig kitzelte, da musste auch er lachen, und er hüpfte und sprang, was das Zeug hielt. Sie fassten einander an den Händen und wirbelten keck durch die Luft. "Was ist das denn?", rief Twilli plötzlich. "Ein Stein? Nein. Guck' mal, lieber Mario- da ist ja Dein schwarzer Käferchenpunkt!" "Hurra !", schrie Mario freudestrahlend und umarmte seinen Freund herzlich, er wirbelte ihn so lange umher, bis er seine Beine entknoten musste. Schnell nahm er den Punkt und klebte ihn mit etwas Zauberspucke auf die leere Stelle. "Jetzt bin ich wieder ein ganzer Käfer!", sprach er. Glücklich und zufrieden machten sich die beiden auf zum See der Wünsche, der sich vor ihnen ausbreitete. Das Wasser glänzte sonnenverwöhnt und hatte einen fast transparenten Schimmer. Immer wieder bewunderte Mario sein Spiegelbild darin. Twilli lachte. Und beide freuten sich - ganz besonders über ihre tolle Freundschaft.