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德语故事:Probefahrt

时间:2009-12-09来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: 故事 德语 er der die und
Die Bahn macht mobil. Alles vollautomatisch. Angelockt von dieser Werbung war Erwin zum Bahnhof gegangen, um sich genau zu informieren. Am Bahnhofseingang wurden Postkarten für eine Verlosung verteilt. Die Gewinner sollten an einer kostenlosen Probefahrt teilnehmen. Es handelte sich um einen vollautomatisierten Zug, versprachen die Postkarten. Das hörte sich spannend an, auch ein bisschen unheimlich, aber Erwin war neugierig und so warf er seine Verlosungskarte in die Sammeltonne.
Eine Woche später fand er einen roten Briefumschlag in seiner Post. Er hatte bei der Verlosung der Bahn die Teilnahme an einer Probefahrt gewonnen und sollte sich zwei Wochen später um acht Uhr auf Bahnsteig zehn am Bahnhof einfinden.
In den folgenden zwei Wochen war er kribbelig wie ein kleines Kind, das auf seinen Geburtstag wartet, und dann endlich kam das Wochenende, an dem die Probefahrt stattfinden sollte. Erwin stand in aller Herrgottsfrühe auf, damit er ja nicht zu spät zum Bahnhof kam. Und dann war er nicht einmal der Erste. Da standen mindestens zwanzig Andere, die vor ihm gekommen waren.
Zehn Minuten vor acht sagte eine Lautsprecherstimme: "Der Zug zur Probefahrt fährt jetzt auf Gleis zehn ein. Bitte treten Sie zurück. Die Türen öffnen und schließen vollautomatisch. Die Bahn wünscht Ihnen eine vergnügliche Reise."
Ein roter Zug fuhr langsam ein, kam zum Stillstand, die Türen schoben sich fast lautlos auf, die Wartenden von Bahnsteig zehn stiegen ein und da erlebten sie ihre erste Überraschung. An jeder Tür stand ein Roboter, der die Fahrkarten kontrollierte. So war gewährleistet, dass die Probefahrer alle einen Sitzplatz hatten. Ein durch blinde Passagiere überfüllter Zug sollte hier nicht abfahren.
Erwin sah sich im Inneren des Wagens um. Es war ein Großraumwagen. Darüber war er erfreut. Er mochte das Gefühl, viel Raum um sich herum zu haben. Die Sitzpolsterung war rot-beige und wirkte angenehm frisch. Er nahm auf einem Sitz am Fenster Platz. Kaum hatte er sich gesetzt, begann der Sitz zu sprechen. "Herzlich willkommen auf Platz elf B. Wenn Sie die Rückenlehne verstellen möchten, drücken Sie bitte die grüne Taste auf der rechten Sitzlehne."
Erwin probierte die Sitzverstellung aus. Inzwischen hatten sich andere Reisende gesetzt und es herrschte ein reges Sitz-Geschnattere im Wagen. "Das wird man wohl noch ändern müssen", dachte Erwin. "Sprechende Sitze mögen ja gut gemeint sein, nur wenn dreißig Sitze gleichzeitig sprechen, dann wird's laut, zu laut und immer wieder den einen Satz zu hören, wird wohl auf die Dauer auch nerven."
"Wir beginnen jetzt unsere Probefahrt", hörte Erwin aus dem Lautsprecher im Inneren des Wagens. Dann erschien ein Roboter und verteilte Kopfhörer, die in die Armlehnen gesteckt werden konnten. "Damit empfangen Sie unser Radioprogramm", sagte er und fragte "wann möchten Sie im Bordrestaurant essen?" Erwin überlegte kurz und schlug dann genau zwölf Uhr vor. Der Roboter tippte etwas in die Tastatur auf seinem linken Handrücken ein, wartete einen Moment. Dann leuchtete ein Display oberhalb dieser Tastatur auf und er sagte zu Erwin: "Sie sitzen an Tisch drei. Bitte seien sie pünktlich. Auf Wiedersehen."
Erwin wollte etwas erwidern, da war der Roboter schon mit dem nächsten Reisenden beschäftigt. Kurz darauf kam ein zweiter Roboter und verteilte Imbisse und Getränke. Er zeigte den Reisenden auch, wie sie einen kleinen Tisch, der in der Armlehne integriert war, ausklappen konnten. Erwin hatte sich ein Vollkornbrot mit Käse, einen Becher Tee und einen Erdbeeryoghurt ausgesucht und genoss dieses zweite Frühstück. Besonders gefallen hatte ihm der Satz "Das ist alles umsonst", mit dem der Roboter serviert hatte.
Eine Weile schaute sich Erwin die vorbeiziehende Landschaft an, dann nahm er den Krimi, den er sich eingesteckt hatte und begann zu lesen. Gegen elf fielen ihm die Augen zu, kurz vor zwölf wurde er aber wieder wach. Ein Vibrieren des Sitzes hatte ihn geweckt und so erschien er pünktlich im Restaurantwagen, wo ihn ein Roboter zu seinem Platz führte und bemerkte: "Auch hier ist alles umsonst". Zu seiner Überraschung bekam er keine übliche Speisekarte, sondern eine Art elektronisches Bilderbuch. Hierin waren die angebotenen Speisen abgebildet, und auch die Getränke. Erwin musste antippen, was er haben wollte und schließlich bestätigen, dass seine Bestellung abgeschlossen war. Sofort darauf kam der Roboter, legte passendes Besteck auf und servierte den Wein, den Erwin ausgesucht hatte. Dann brachte er die dampfenden Nudeln mit Steinpilzen. Sie waren ein Gedicht! Erwin kam sich vor wie im Schlaraffenland.
Nach dem Essen begab er sich wieder zu seinem Platz und lehnte sich genüsslich zurück, schloss die Augen, hörte dem leisen Fahrgeräusch des Zuges zu. Nach einer Weile fühlte er sich erfrischt und richtete sich wieder auf. Gerade durchfuhren sie einen Bahnhof. "Wir halten ja gar nicht", durchzuckte es ihn. "Haben wir überhaupt schon einmal angehalten? Es sind ja noch so viele Sitzplätze frei. Wir müssten doch auf jeden Fall noch weitere Reisende mitnehmen."
Nun begann Erwin, nervös aus dem Fenster zu starren. Er wartete auf den nächsten Bahnhof. Den durchfuhr der Zug zwanzig Minuten später. Er schaute angestrengt nach draußen. Da standen Menschen auf dem Bahnsteig, die erstaunte Gesichter machten. Sie hielten rote Fahrkarten in den Händen, schienen einsteigen zu wollen. Erwin beschlich das Gefühl, dass hier etwas nicht stimmte.
Er sah sich im Zug um. Ob andere Reisende dasselbe Gefühl hatten wie er? Eine Frau sah verträumt aus dem Fenster. Sie wirkte vollkommen ausgeglichen. Zahlreiche Reisende waren damit beschäftigt zu lesen, einer schlief und schnarchte leise, die Kopfhörer in den Ohren. Außer ihm schien niemand beunruhigt zu sein. Ob er jemanden ansprechen sollte? Aber er wollte sich auch nicht blamieren und ausgelacht werden. Vielleicht sollte er erst einmal die Lage sondieren. Er stand auf und ging in Fahrtrichtung durch das Abteil. Die Tür zum Gang, der zum nächsten Wagen führte, öffnete sich automatisch.
Dort stand ein Roboter. "Gute Reise", sagte er "gute Reise, gute Reise, gute Reise ..."
Erwin sah ihn irritiert an. Da entdeckte er in Höhe der rechten Schulter ein Display, das fast ganz rot aussah. Darunter stand Ladezustand.
"Bei dem Roboter scheinen die Akkus leer zu sein", dachte Erwin und ging weiter durch den nächsten Wagen. Wieder kam er in einen Gang. Wieder stand hier ein Roboter. "Alles umsonst", sagte der, "alles umsonst, alles umsonst, alles umsonst..." Auch hier zeigte der Ladezustand rot. Erwin bekam ein mulmiges Gefühl in der Magengegend.
Er ging durch den nächsten Wagen. Seiner Erinnerung nach musste das der Wagen sein, vor dem die Lok war. Er hatte sich nicht getäuscht. Vor der Tür zur Kabine des Lokführers stand ein weiterer Roboter. Dessen Ladezustand leuchtete aber grün.
"Wo wollen Sie hin, mein Herr?" fragte er.
"Zum Lokführer" erwiderte Erwin.
"Wer schickt Sie?"
"An dem komme ich nicht so leicht vorbei", dachte Erwin. "Hoffentlich kann ich ihn überlisten."
Dann antwortet er: "Die Bahn."
"Worum handelt es sich?"
" Es handelt sich um eine Geheimsache."
"Das reicht nicht. Für eine Geheimsache brauche ich einen Passiercode" bekam er da zu hören. "Haben Sie einen Passiercode?"
"Ja", sagte Erwin spontan.
"Wie lautet der Passiercode?"
Erwin zögerte. Der Roboter wiederholte seine Frage. "Wie lautet der Passiercode?"
Erwin wusste, er musste nun etwas sagen.
"Die Bahn macht mobil."
"Das ist der richtige Passiercode", sagte der Roboter zu Erwins Überraschung und trat zur Seite. Dann drückte er einen Knopf auf seiner Uniform und die Tür zum Lokführer öffnete sich. Erwin schlüpfte schnell hinein. Lautlos schloss sich die Tür hinter ihm.
Er räusperte sich, berührte den Lockführer an der Schulter und sagte: "Entschuldigen Sie".
"Bitte einsteigen, bitte einsteigen, bitte einsteigen ...", war die Antwort.
Erwin erstarrte. Auch der Lokführer war ein Roboter.
Panik ergriff ihn. Irgendetwas musste er tun, aber er wusste nicht, was. Eine Weile stand er regungslos da und sah nach draußen, wo die Lok die Schienen aufzufressen schien. Dann hatte er eine Idee. Er musste anrufen bei der Bahn. Es musste einen Aufsichts-Mitarbeiter geben. Er sah sich um. Nirgendwo war ein Telefon zu entdecken. Aber er hatte ja ein Handy. Er tastete danach in seiner Hemdentasche. Da war es. Er stellte es an, gab seine PIN-Nummer ein. Dann erschien auf dem Display Netzsuche. Erwin wartete. Es blieb dabei, sein Handy fand kein Netz. Er konnte nicht telefonieren.
Er trat an das Steuerpult heran und sah, dass es nicht beschriftet war. Verzweiflung schnürte ihm den Hals zu. Er sah sich noch einmal in der Kabine um. Nein, eine Notbremse war nicht zu sehen. Dann sah er wieder auf das Steuerpult. Da war eine rote Taste. Zögernd näherte er sich dieser Taste mit dem ausgestreckten Zeigefinder seiner rechten Hand. Dann, schnell, drückte er die Taste, aber nichts geschah. Er hörte lediglich ein leises Zischen. Woher mochte das kommen? An beiden Seiten der Kabine sah er etwa zehn Quadratzentimeter große durchlöcherte Felder. Daher kam das Zischen. Er ging näher ran an eines dieser Lochfelder. Es strömte warme Luft heraus. "Dann habe ich mit der roten Taste wohl die Heizung angeworfen", dachte Erwin.
Er beugte sich erneut über das Steuerpult. Im selben Moment merkte er, dass der Zug wieder einen Bahnhof passierte. Auch hier sah er Menschen, die rote Fahrscheine in den Händen hielten und erstaunte Gesichter machten. Er wollte ihnen ein Zeichen geben, da war der Zug aber schon wieder aus dem Bahnhof herausgefahren. Erwin wandte sich wieder dem Steuerpult zu. Er suchte eine Hilfe-Taste, wie er sie von seinem PC kannte, fand aber keine. "Eigentlich logisch", dachte er. "Es ist ja kaum anzunehmen, dass ein Roboter lesen und reagieren kann, wie es ein Mensch täte."
Da war ein Joystick. Erwin griff danach, bewegte ihn nach links und - der Zug wurde langsamer. "Es funktioniert, es funktioniert", frohlockte Erwin innerlich. "Ich habe herausgefunden, wie ich den Zug anhalten kann." Er starrte angestrengt nach draußen. Er wollte sein Bremsmanöver rechtzeitig vor der Einfahrt in den nächsten Bahnhof beginnen.
Schließlich sah er ein Schild Bf Zufall-Spitze 1000 m. "Merkwürdige Ortsbezeichnung", dachte Erwin und bewegte den Joystick weiter nach links. Der Zug machte eine Kurve, dann fuhr er in einen kleinen Bahnhof ein. Erwin riss den Joystick nach links und der Zug hielt mit einem quietschenden Geräusch an einem Bahnsteig an. Der war menschenleer, wie der ganze Bahnhof. "Gespenstisch. Weshalb ist hier niemand zu sehen? Ist der Bahnhof geräumt worden? Droht hier irgendeine Gefahr?" Erwin schlug das Herz bis in den Hals. Angst überkam ihn.
Die Tür der Lokführerkabine öffnete sich. Davor stand der Roboter und sagte: "Sie können jetzt den Zug verlassen. Ich bringe Sie zum Ausstieg."
Erwin folgte ihm. Mit einem Ruck öffnete sich die Tür und der Roboter ging zur Seite. Erwin stieg aus, trat auf den geriffelten Bahnsteigrand, hielt einen Moment inne, lief dann los. Seine Schritte auf dem grauen Steinboden hallten. Er sah hinter sich. Keiner der Mitreisenden folgte ihm. Die anderen Zugtüren hatten sich nicht geöffnet. Erwin spürte Druck auf seinen Magen. "Ganz ruhig, nur keine Panik", versuchte er sich zu beruhigen.
Er kam an eine Rolltreppe nach unten, die sich ruckartig mit einem metallisch klingenden Geräusch in Bewegung setzte. Erwin sprang die Stufen hinunter. Das ging schneller. Er kam in die Bahnhofshalle. Sie war unbeleuchtet. Die Geschäfte waren geschlossen. Auch hier war kein Mensch zu sehen. Von weitem erkannte Erwin bereits, dass der Bahnhofsvorplatz unbelebt war.
Er lief auf die Schwingtüren zu, streckte den Arm nach einem Türgriff aus. Die Türen nach draußen ließen sich öffnen, stellte er erleichtert fest. Erwin trat aus dem Bahnhof, blieb stehen, atmete durch. Nun sah er die rotweißen Absperrbänder um den Platz herum. Dahinter stand eine Menschenmenge. Stimmengemurmel war zu hören.
Erwin lief über den Platz, kroch unter dem rotweißen Band durch und kam neben einem Polizisten hoch. Noch bevor er sich wieder ganz aufgerichtet hatte, fragte er: "Was ist denn hier los?"
"Es sind ein paar Roboter vom Versuchsgelände der Bahn außer Kontrolle geraten", gab der Uniformierte zur Antwort. "Außer Kontrolle geraten, außer Kontrolle geraten, außer Kontrolle ..."
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