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Siebentes Kapitel. Robinson als Bäcker und Schiffbauer.-1

时间:2020-12-29来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: Siebentes Kapitel
Robinson macht sich einen Mörser und ein Sieb. – Ernte. – Brotbacken. – Vergebliche Anstrengungen wegen der Schaluppe. – Robinson baut ein Boot; vereitelte Hoffnungen. – Rückblicke auf das dreijährige Inselleben. – Trauriger Zustand der Kleider. – Robinson wird Schneider.
 
Von allen bekannten Handwerken war mir bis zu dieser Zeit meines Lebens keines so wildfremd geblieben, wie das eines Steinmetzen, und doch mußte ich darauf sinnen, mir einen Mörser oder ein andres geeignetes Werkzeug zu schaffen, um das Getreide in Mehl zu verwandeln. Lange Zeit suchte ich vergebens nach einem Steinblock, der sich mörserartig aushöhlen ließe; dann entschloß ich mich endlich, einen harten Holzblock aus meinem Forst zu holen.
Mit unsäglicher Anstrengung fällte ich einen dicken Baumstamm, hieb am unteren Ende ein amboßähnliches Stück ab, rundete es ringsum mit meiner Axt und höhlte es durch Feuer aus, wie es die wilden Eingebornen Brasiliens mit ihren kleinen Seefahrzeugen (Kanoes) thun. Als Stampfe diente mir eine wuchtige Keule aus demselben harten Holze.
Aber auch für ein Sieb mußte gesorgt werden, um das durch Stampfen gewonnene Mehl durchzuschütten und es von der Kleie zu sichten. Hier war guter Rat teuer, denn ich hatte weder Kanevas noch Bastgeflechte. Aber unter den Matrosensachen, die ich vom Wrack gerettet hatte, befanden sich etliche Halstücher von Kattun und Musselin; aus diesen verfertigte ich drei kleine Siebe, die ich auch ziemlich brauchbar fand.
Die Zeit der Ernte nahte heran. Mit meinen Körben schritt ich hinaus aufs Feld und überschaute den Früchtereichtum des Bodens. Dann schnitt ich die Ähren, sammelte sie in Garbenbüscheln in die Körbe und trug die segenschwere Last nach Hause. Hier ließ ich alles so stehen, wie ich es eingeheimst hatte, bis ich Zeit und Mittel finden konnte, das Getreide auszukörnen; denn ich hatte weder eine Tenne noch einen Dreschflegel.
Im ganzen brachte ich 20 Scheffel Gerste und ebensoviel Reis in mein Kornmagazin, weshalb es sich als notwendig herausstellte, das letztere besser einzurichten. Aus Erfahrung wußte ich jetzt, daß ich jährlich zweimal säen und ernten könne; die Entscheidung darüber, was in Zukunft für mich und meinen Hausstand am zweckmäßigsten sein würde, wollte ich von der Größe meines diesmaligen Verbrauchs abhängig sein lassen.
Zunächst nahm ich meine Ähren, rieb sie aus, stampfte die Körner in meinem Mörser und siebte sie durch die Matrosenhalstücher. Zum Brotbacken braucht man aber bekanntlich einen Ofen, und die Not macht erfinderisch. Ich baute mir große irdene Gefäße zusammen, die wohl breit, aber nicht zu tief waren; dann härtete ich diese mehr pfannenartigen Gefäße im Feuer. Wollte ich nun Brot backen, so zündete ich ein tüchtiges Feuer auf meinem Herde an, den ich mit rotgebrannten Steinen eigner Fabrik gepflastert hatte. Sobald das Holz hierauf zu glühender Kohle ausgebrannt war, breitete ich dieselbe derart auf dem Boden aus, daß die Steine gehörig durchhitzt wurden. Dann zog ich die Kohlen zurück, fegte die Asche weg, legte meine Brote oder vielmehr flachen Kuchen an deren Stelle, bedeckte dieselben mit den beiden irdenen Gefäßen und häufte ringsumher glühende Kohlen und Asche, um die Hitze noch zu verstärken. So bereitete ich meine Brote ebenso gut, als wären sie im besten Ofen der Welt gebacken worden; ja, ich versuchte mich sogar im Backen verschiedener Arten von Kuchen und Reispuddings, die in meinen einförmigen Speisezettel eine angenehme Abwechselung brachten.
Bei all dieser mich sehr in Anspruch nehmenden Arbeit beschäftigten sich doch meine Gedanken wiederholt mit jenem Küstenlande, welches ich auf meiner letzten Entdeckungsreise deutlich als dunklen Streifen am Horizont wahrgenommen hatte. Im Glauben, daß jenes Land zum amerikanischen Festlande gehöre, flogen meine Wünsche über die weite Meeresfläche und regten mit aller Gewalt in mir die Sehnsucht an, dorthin zu gelangen.
Indes empfand ich die Wahrheit des alten Spruches: »Das Wasser hat keine Balken.« Ich wünschte mir lebhaft meinen treuen Xury und das Boot mit den lateinischen Segeln zurück, mit dem ich eine so weite und gefahrvolle Reise längs der afrikanischen Küste zurückgelegt hatte; ohne Bedenken hätte ich mich dann von neuem dem unsicheren Elemente anvertraut.
Da fiel mir eines Tages die Schaluppe unsres Schiffes ein, welche weit auf die Küste geworfen worden war. Flugs machte ich mich auf, um zu untersuchen, in welcher Verfassung sie sich befände. Ich traf sie auch noch an der nämlichen Stelle, wo sie zuerst gelegen hatte, aber in umgekehrter Lage, denn die Gewalt der Fluten und der Stürme hatte sie auf eine sehr hohe Sandbank geworfen und aufs Trockene gesetzt. Es kam zunächst darauf an, die Schaluppe wieder umzukehren und flott zu machen. Nach vielen vergeblichen Mühen und Anstrengungen kam ich auf den Einfall, den Sand unter dem Boote wegzugraben, um es von selbst herabgleiten zu lassen und den Abrutsch durch untergeschobene Walzen und Stützen zu lenken. Aber auch hierdurch gelang es mir nicht, die Schaluppe vorwärts zu schieben und ins Wasser gelangen zu lassen, deshalb gab ich nach einer fruchtlosen Arbeit während drei bis vier Wochen die ganze Sache auf.
So sehr auch meine Hoffnungen vereitelt waren, so wurden doch meine Begierde und mein Mut nur verstärkt, und ich faßte den Entschluß, selbst ein Kanoe aus einem Baumstamm zu bauen. Ich hielt dies nicht nur für möglich, sondern sogar für leicht, zumal ich über viel mehr Hilfsmittel verfügte als die Neger oder Indianer. Freilich hätte ich auch überlegen sollen, daß ich Vereinsamter mit ganz andern Schwierigkeiten zu kämpfen haben würde als die Indianer, die einander beistehen. Was half es mir am Ende, falls ich auch das schönste Kanoe von ganz Amerika zustande brächte, wenn ich es nicht ins Meer zu schaffen vermöchte?
Man sollte denken, daß die Erfahrungen, die ich vordem mit der aufs Trockene gelegten Schaluppe gemacht hatte, mir hinsichtlich der Möglichkeit, das Boot in das Wasser zu bringen, einen handgreiflichen Wink gegeben hätten: nichts von alledem! Meine unstäten Gedanken verschmolzen sich schon so sehr mit der Meerfahrt, daß ich die Sache möglichst ungeschickt anfing. Aber stets beschwichtigte ich alle Befürchtungen mit der thörichten Tröstung: »Laß nur gut sein, Robinson! Erst das Boot fertig, das übrige wird sich finden!«
Kurz, mein Eigensinn siegte über den Verstand. Ich fand auch einen prächtigen Baum, der mir für meinen Zweck ganz wie geschaffen schien. Zwanzig Tage brachte ich dazu, den Riesen zu fällen, und vierzehn Tage mußte ich darauf verwenden, Äste und Krone abzuhauen. Dann kostete es fast einen ganzen Monat Zeit, dem Stamme jene bauchförmige äußere Gestalt des Bootes zu geben, damit er auf dem Wasser schwimmen könne, ohne sich zur Seite zu neigen. Weiterhin brauchte ich noch drei Monate, um das Innere auszuhöhlen, und zwar bediente ich mich dazu nicht des Feuers nach Art der Indianer, sondern nur des Beiles und des Meißels.
Als ich mit meiner Arbeit zu Ende war, empfand ich eine wahrhafte Freude an meiner Schöpfung, denn ich hatte in der That noch nie einen so großen, aus einem einzigen Baumstamm gehauenen Ruderkahn gesehen, groß genug, um mehr als zwanzig Mann zu fassen, und demzufolge auch mich samt meinen Habseligkeiten zu tragen. Das Boot hatte unzählige Axt- und Hammerschläge, manchen Schweißtropfen gekostet, und wäre es mir gelungen, dasselbe flott zu machen, wer weiß, ob ich nicht die unüberlegteste Reise gewagt hätte, wie sie nur je ein wagehalsiger Abenteurer unternehmen konnte. 
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