»Mein lieber Herr Eugen«, sagte sie, »Sie wissen genausogut wie ich, daß der Vater Goriot keinen Sou mehr hat. Wenn man einem Menschen, der schon die Augen verdreht, frische Laken gibt, so sind sie verloren, und wir brauchen ja auch eins für das Leichentuch. Sie schulden mir schon hundertvierundvierzig Francs, rechnen Sie vierzig Francs für die Laken und Kleinigkeiten, auch für die Kerze, die Sylvia Ihnen gehen wird, so macht das alles mindestens zweihundert Francs, die kann eine arme Witwe wie ich nicht gut verlieren. Sie müssen doch gerecht sein, Herr Eugen, zum Henker, ich habe schon genug in den fünf Tagen eingebüßt, seitdem das Unglück sich bei mir einquartiert hat. Zehn Taler hätte ich gegeben, wenn der Alte pünktlich ausgezogen wäre. So was paßt meinen Pensionären nicht. Ich würde ihn gern gegen ein kleines Entgelt ins Hospital schaffen lassen. Versetzen Sie sich doch einmal in meine Lage. Mein Etablissement, das kommt zuerst, das ist für mich das Leben.«
Eugen begab sich eilig wieder nach oben.
»Bianchon, wo ist das Geld für die Uhr?«
»Es liegt auf dem Tisch; es bleiben uns noch dreihundertsechzig und einige Francs. Ich habe mit dem Geld, das ich erhielt, alles, was wir schuldig waren, bezahlt. Der Pfandschein liegt unter dem Geld.«
»Hier, Madame«, sagte Rastignac, nachdem er mit Grauen im Herzen die Treppe wieder herabgestiegen war, »machen Sie die Rechnung fertig, Herr Goriot wird nicht mehr lange bei Ihnen bleiben, und ich . . .«
»Ja, er wird mit den Füßen voraus das Haus verlassen, der arme Alte«, sagte sie, indem sie halb froh, halb melancholisch die zweihundert Francs nachzählte.
»Sylvia, gib Laken heraus und hilf den Herren da oben.«
»Sie vergessen doch Sylvia nicht«, sagte Madame Vauquer Eugen ins Ohr, »schon zwei Nächte hat sie gewacht.«
Sobald Eugen ihr den Rücken gewandt hatte, lief die Alte zur Köchin.