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Vater Goriot 高老头-54

时间:2018-10-08来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: 高老头
Weißt Du, wie wir es gemacht haben, um Deinem Gebot zu gehorchen? Wir haben unser glorreiches Geld genommen und sind damit spazierengegangen. Als wir die Hauptstraße erreicht hatten, sind wir bis Ruffec gelaufen, wo wir ganz einfach das Geld Herrn Grimbert, der das Büro der Messageries Royales hat, gegeben haben. Wir fühlten uns leicht wie zwei Schwalben, als wir zurückkehrten. ›Ist es das Glück, das uns so leicht macht?‹ fragte Agathe. Wir haben uns tausend Dinge gesagt, die ich Dir nicht wiederholen werde, Herr Pariser, es war darin zu viel von Ihnen die Rede. Ach, mein lieber Bruder, wir haben dich wirklich lieb, um es kurz zu sagen.
 
Ob wir schweigen werden? Nach der Ansicht unserer Tante sind zwei Possentreiber wie wir zu allem fähig – also auch zum Schweigen. Die Mutter hat mit der Tante eine geheimnisvolle Reise nach Angoulême unternommen; beide haben über die hohen politischen Ziele dieser Reise nichts verlauten lassen. Vorher gab es lange Konferenzen, von denen wir ebenso wie der Herr Baron ausgeschlossen waren. Große Pläne beschäftigten die Gemüter im Staate Rastignac. Die blumengeschmückte Mousselinrobe, die die Infantinnen für Ihre Majestät die Königin sticken, geht in strengster Heimlichkeit der Vollendung entgegen. Es fehlen nur noch zwei Breiten. Es ist beschlossen worden, nach Verteuil zu keine Mauer zu errichten, sondern nur eine Hecke zu ziehen. Das bringt zwar eine Einbuße an Obst für die kleinen Leute mit sich, aber die Fremden erhalten dadurch eine schönere Aussicht. Wenn der Thronfolger Bedarf an Taschentüchern hat, so sei ihm kundgetan, daß die Königinwitwe de Marcillac bei der Durchsuchung ihrer Schatzkisten und Koffer, gemeinhin ›Pompeji‹ und ›Herkulanum‹ genannt, ein Stück sehr schönen holländischen Batistes entdeckt hat. Die Prinzessinnen Agathe und Laura stellen ihren Zwirn, ihre Nadeln und ihre leider immer etwas geröteten Hände zur Verfügung.
 
Die beiden jungen Prinzen Don Henri und Don Gabriel haben die unheilvolle Gewohnheit bewahrt, sich mit Traubenmus vollzupfropfen, ihre Schwestern zu ärgern, nicht zu lernen, Vogelnester auszunehmen, zu lärmen und den Gesetzen des Staates zuwider Weidenzweige zu Spazierstöcken abzuschneiden. Der päpstliche Nuntius, vulgo der Herr Pfarrer, bedroht sie mit der Exkommunikation, falls sie weiter den heiligen Kanon der Grammatik verachten, um sich den Kanonen aus Holunder zu widmen.
 
Lebe wohl, lieber Bruder! Niemals hat ein Brief soviel Wünsche für Dein Glück und soviel Genugtuung über die Erfüllung seiner Bitten enthalten. Du hast uns gewiß viel zu erzählen, wenn Du wieder nach hier kommst! Du mußt mir alles sagen, ich bin die Älteste. Die Tante hat uns zu verstehen gegeben, daß Du Erfolge in der Gesellschaft hättest.
 
Man spricht von einer Dame, und der Rest ist Schweigen. Für uns, versteht sich!
 
Wenn es Dir lieber ist, lassen wir die Taschentücher, und wir machen Dir Hemden aus dem Stoff. Schreib mir bald hierüber. Wenn Du bald gut genähte Hemden brauchst, so müssen wir uns sofort an die Arbeit machen. Wenn es in Paris Fassons gibt, die wir nicht kennen, so mußt Du ein Modell schicken, besonders für die Manschetten. Adieu! Ich küsse Dich auf die Stirn, auf die linke Schläfe, auf die Stelle, die mir ausschließlich gehört. Ich lasse die andere Seite für Agathe frei, die mir versprochen hat, nicht zu lesen, was ich geschrieben habe. Aber damit ich ganz sicher bin, bleibe ich in ihrer Nähe, während sie schreibt.
 
In Liebe Deine Schwester
 
Laura de Rastignac.« 
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