Gut für Klima, Tiere und Menschen: Der Buchenwald im Nationalpark Kellerwald-Edersee ist ein ganz besonderer Wald.
Wer in Hessen lebt, hat meistens schon vom Nationalpark Kellerwald-Edersee gehört. Er liegt in Nordhessen und ist der einzige hessische Nationalpark. Im Jahr 2020 war besonders viel von ihm die Rede, denn er wurde erweitert: Ein weiteres Gebiet am Edersee wurde unter Schutz gestellt.
Warum ist der Kellerwald ein Weltnaturerbe?
Im Nationalpark Kellerwald-Edersee findet sich ein einzigartiger Buchenwald. Er ist einer der letzten natürlichen Wälder in Deutschland, die aus Buchen bestehen. Er ist deshalb ein gutes Beispiel dafür, wie die Urwälder in Deutschland früher einmal ausgesehen haben.
Deshalb wurde der Nationalpark Kellerwald-Edersee im Jahr 2011 zum Weltnaturerbe erklärt. Er gehört zu einer Reihe mit Waldgebieten mit dem Namen „Alte Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas“.
Neben dem Nationalpark-Kellerwald Edersee gehören auch Buchenwälder in anderen Ländern Europas zu diesem Weltnaturerbe. Unter anderem in Italien, der Ukraine und Rumänien. Eine Übersicht über alle Gebiete findet ihr hier.
Was ist ein Weltnaturerbe?
Ein Weltnaturerbe ist ein besonderes Gebiet in der Natur, das für die Zukunft erhalten werden soll. Das kann verschiedene Gründe haben: Zum Beispiel, wenn das Gebiet zeigt, wie sich das Leben auf der Erde entwickelt hat. Oder wenn dort viele Tiere und Pflanzen zuhause sind, die es nirgendwo sonst auf der Welt gibt. Wenn die Gebiete verschwinden würden, wären auch diese Arten in Gefahr.
Deshalb erstellt eine Organisation der Vereinten Nationen, die UNESCO, eine Liste mit wichtigen Naturorten. Ein solches Weltnaturerbe muss von dem Staat, in dem es sich befindet, geschützt werden. Wälder beispielweise dürfen nicht abgeholzt oder vom Menschen verändert werden.
Wie sieht es aus im Nationalpark Kellerwald-Edersee?
Aus der Luft betrachtet wirkt der Kellerwald wie ein Meer aus Buchen. Keine Straße und keine Stadt teilen die zahlreichen Baumkronen.
Der Waldlanschaft ist eine Mischung aus Hügeln, Felsen, Schluchten und flachem Land. An steilen Hängen wachsen die Bäume in seltsamen Formen und bilden knorrige Baumgestalten. Manche der alten Bäume sind so krumm, dass man sich wie im Märchenwald fühlt.
Im Nationalpark gibt es außerdem viele Gewässer. Der Edersee liegt mitten in dem Gebiet, genauso wie zahlreiche Quellen und Bäche.
Diese verschiedenen Lebensräume bieten Platz für viele seltene Arten. Vögel wie der Schwarzstorch und der Rotmilan brüten im Nationalpark. Weitere besondere Tiere und Pflanzen sind der Veilchenblaue Wurzelhalsschnellkäfer und die Pfingstnelke. Diese Blume gibt es schon seit tausenden Jahren, sie ist jedoch vom Aussterben bedroht, genau wie der Schwarzstorch.
Was kennzeichnet den Buchenwald?
Ein Buchenwald besteht in Deutschland meistens aus Rotbuchen. Diese Bäume heißen so, weil ihr Holz eine leicht rötliche Farbe hat.
Sie wachsen nur in Europa. In Deutschland sind sie der häufigste Laubbaum und die einzige Buchenart, die von Natur aus bei uns wächst. Ohne den Menschen wäre der größte Teil des Landes mit Buchenwäldern bedeckt. Deutschland ist also ein Buchenland.
Buchen können sich gut an ihre Umwelt anpassen. Sie brauchen nur wenig Licht und können auf flachem Grund, aber auch an steilen Hängen wachsen. Man findet sie sowohl in trockenen als auch in feuchten Gebieten, an der Küste, auf flachem Land sowie im Gebirge.
Buchen können in der Natur zwischen 250 und 400 Jahre alt werden. Heute werden sie jedoch oft schon nach ungefähr 120 Jahren gefällt, damit wir Menschen ihr Holz nutzen können.
Wieso sind Buchenwälder wichtig für die Natur?
Heute gibt es nur noch wenige alte und natürliche Buchenwälder. Dabei haben sie eine große Bedeutung für die Natur. Sie sind Lebensraum für zahlreiche verschiedene Tiere, Pflanzen und Pilze. Auf einer einzigen Buche können zum Beispiel bis zu 500 verschiedene Insektenarten leben. Man schätzt, dass in einem Buchenwald insgesamt bis zu 10.000 verschiedene Arten vorkommen.
Auch alte und abgestorbene Bäume findet man in einem natürlich gewachsenen Buchenwald, sogenanntes Totholz. Das ist ganz normal und sogar wichtig. Unter anderem dient das Totholz vielen Insekten und Pilzen als Lebensraum.
Doch nicht nur kleine Lebewesen fühlen sich in Buchenwäldern wohl. Dort gibt es oft viele natürliche Höhlen, in denen zum Beispiel Fledermäuse oder Vögel wohnen. Auch größere Tiere wie Wildkatzen oder Hirsche sind im Buchenwald zuhause.
Im Verlauf des Jahres verändert sich der Buchenwald. Im Sommer tragen Buchen große Baumkronen mit vielen Blättern. Weil sie bis zu 35 Meter groß werden können, werfen Buchen viel Schatten. In Buchenwäldern ist es im Sommer deshalb eher dunkel.
Im Herbst färben sich die Blätter der Buche dann gelb, orange oder braun und fallen zu Boden. Dort dienen sie kleinen Lebewesen wie Würmen und Schnecken als Nahrung. Die Nährstoffe in den Blättern finden so ihren Weg zurück in den Boden. Die Buchen und andere Bäume und Pflanzen können die Nährstoffe dann über ihre Wurzeln wieder aufnehmen.
Welche Bedeutung haben Buchenwälder für die Menschen?
Auch der Mensch braucht die Buchenwälder. Die Bäume nehmen zum Beispiel das Treibhausgas CO2 (Kohlenstoffdioxid) aus der Luft auf und wandeln ihn in Sauerstoff um, den wir atmen. Das ist wichtig für eine gesunde Luft und im Kampf gegen den Klimawandel.
Doch durch den Klimawandel sind die Buchenwälder auch bedroht. Zwar können sie sich besser daran anpassen als zum Beispiel Fichten und andere Nadelbäume. Wärmere Temperaturen und trockenere Böden machen aber auch den Buchen auf Dauer zu schaffen.