Hurra, der Sommer beginnt - Montag um exakt 13.28 Uhr. Es ist der längste Tag des Jahres, die Sonne steht auf der Nordhalbkugel im Zenit, dann müsste es auch am heißesten sein. Die Chance auf hitzefrei kommt aber meist erst im Juli oder August. Wieso bloß? Und was haben Wärmflaschen damit zu tun?
Zur Sommersonnenwende bleibt es länger hell als an jedem anderen Tag des Jahres. Denn am 21. Juni erreicht die Sonne ihren höchsten Stand und versorgt die Nordhalbkugel mit der maximalen Strahlungsenergie. Jetzt könnte es so schön sein, so sonnig, so heiß. Trotz der größten Wärmezufuhr ist diese Zeit nicht die wärmste des Jahres: Der Hochsommer mit seinen Hitzewellen folgt erst Wochen später, im Juli und August.
Wie kommt's zur Verzögerung? "Das Land und das Meer schlucken erst einmal die Wärmeenergie", erklärt Hans Schipper vom Institut für Meteorologie und Klimaforschung der Universität Karlsruhe. "Erst wenn sich alles aufgeheizt hat, kommen die höchsten Durchschnittstemperaturen des Jahres."
Der wichtigste Faktor ist dabei der kühlende Effekt des Atlantiks: Die gewaltigen Wassermassen haben sich im Winterhalbjahr stark abgekühlt und schlucken im Frühjahr erst einmal einen Großteil der Strahlungsenergie. Deshalb sind Mai und Juni im statistischen Mittel noch deutlich kühler als Juli und August. Erst in diesen Monaten hat sich das Meer ausreichend erwärmt, und die Sonne steht noch hoch genug, um die Atmosphäre weiter aufzuheizen.
Der Atlantik als gigantische Wärmflasche
"Die Tiefstwerte des Winterhalbjahres sind ebenfalls hinter die Wintersonnenwende verschoben", so der Klimaforscher. Auch in diesem Fall fällt die geringste Sonneneinstrahlung nicht mit den tiefsten Temperaturen zusammen: Erst im Januar kommt die durchschnittlich frostigste Periode des Jahres, obwohl die Sonne um den 22. Dezember am niedrigsten steht. Jetzt hat der Atlantik den gegenteiligen Effekt im Vergleich zum Sommerhalbjahr: Wie eine gigantische Wärmflasche versorgt er Europa mit der gespeicherten Sonnenwärme aus der warmen Zeit des Jahres.
"Der Großteil Europas wird von diesem sogenannten Seeklima bestimmt", sagt Schipper. Die großen Wassermassen des Atlantiks wirken hier wie ein Puffer und gleichen das Klima aus. Die Sommer sind dadurch weniger heiß und die Winter nur mäßig kalt. Je größer die Entfernung vom Meer, desto geringer fällt dieser Effekt aus.