Wer sich einen fies frostigen Ort vorstellt, denkt womöglich an Deutschland im Dezember. Der Inbegriff von Kälte aber sind die beiden Enden der Welt. Wo werden Rekorde gemessen? Bewohnen die Eisbären in der Arktis oder Pinguine in der Antarktis eine riesige Tiefkühltruhe?
Kalt, eisig, Nordpol. Deswegen wohnt wohl der Weihnachtsmann dort: Ihm gefällt es zu bibbern. Doch ist der Nordpol überhaupt der kälteste Ort der Welt? Was ist mit seinem ewigen Rivalen im ewigen Eis, dem Südpol?
"Der Südpol ist tatsächlich viel kälter als der Nordpol", sagt Bernhard Mühr vom Institut für Meteorologie und Klimaforschung in Karlsruhe. Am Nordpol herrschen minus 15 bis minus 20 Grad im Jahresmittel, am Südpol ist es sogar noch einmal etwa 20 Grad kälter. "Das liegt an der unterschiedlichen Höhenlage und dem Klimaumfeld am jeweiligen Ende der Welt", so Mühr.
Der Nordpol liegt auf Meereshöhe im eisbedeckten arktischen Ozean, der Südpol hingegen befindet sich rund 3000 Meter hoch auf dem Eispanzer über dem antarktischen Kontinent. Diese Höhenlage treibt die Temperaturen in der Südpolregion in die extremsten Werte auf unserem Planeten: Der Kälterekord liegt bei minus 89,2 Grad Celsius, gemessen 1983 bei der sowjetischen Südpol-Forschungsstation Wostok.
Noch ein weiterer Aspekt macht die Südpolregion zum Rekordhalter in Sachen Frost: "Die Gletscher liegen hier auf dem Festland der Antarktis, während das Eis am Nordpol auf dem Wasser schwimmt", sagt Mühr. Das vergleichsweise warme Wasser unter- und umspült also den äußersten Norden. Der Arktische Ozean wirkt dadurch wie eine gigantische Wärmflasche für den Nordpol.
Hier setzen sich außerdem gelegentlich mildere Luftmassen aus südlicheren Regionen durch. Im Sommer steigen die Werte dadurch sogar zeitweise über den Gefrierpunkt. Zudem liefert auch der in den hohen nördlichen Breiten des Atlantiks auslaufende Nordatlantikstrom noch Wärme. Die Eisscholle am Nordpol misst deshalb gerade einmal rund drei Meter.