Der Frosch hat keinen guten Leumund: Wir lästern über den Froschkönig, husten uns den Frosch aus dem Hals, fordern Angsthasen auf, keine Frösche zu sein. Außerdem sind Frösche grün, schleimig und schauen leicht debil. Eine Sache aber gibt es am Frosch, die ist wirklich toll: seine Zunge.
Lauernd hockt ein Frosch im seichten Wasser, man sieht ihn kaum, er könnte auch ein feuchter Stein sein, oder ein treibender Ast. Nur das Pumpen seines Maules schiebt sanfte Kreise über die Wasseroberfläche. Eine arglose Fliege lässt sich in seiner Nähe nieder - der Frosch bekommt große Augen, wartet einen Moment, zielt, springt ... und wie ein Pfeil zischt seine Zunge aus dem Maul, greift nach der Fliege und es ist um sie geschehen. Der Frosch schluckt sie in einem herunter und alles, was von der Fliege übrig bleibt, ist ein glibberig-grüner Rülpser.
Tausendmal gesehen - oder eben nicht. Für ein menschliches Auge ist die Zunge des Frosches kaum zu erkennen. Sie ist verflucht schnell. Zu schnell. Aber wie schnell ist so eine Froschzunge eigentlich?
Mit Hochgeschwindigkeits-Kameras untersuchte der US-amerikanische Biologe Curt Anderson von der Idaho State University den Frosch beim Fliegenfangen, sein Ergebnis: Die Zunge schafft fünf bis zehn Meter pro Sekunde, also etwa 36 Kilometer pro Stunde. 36 km/h? Das ist ja ... gar nicht so schnell. Doch darauf kommt es nicht so sehr an, denn es ist nicht die Geschwindigkeit der Zunge, sondern die enorme Beschleunigung, die der Beute des Frosches keine Chance lässt.
Schnellere Beschleunigung als ein Space Shuttle
Eine Froschzunge erreicht beim Packen einer Fliege etwa die 50-fache Erdbeschleunigung. Zum Vergleich: Eine Achterbahn schafft etwa 4,5-fache, ein Space Shuttle beim Start nur die 4-fache, - man kann also sagen, dass die Zunge des Frosches 10 Mal schneller beschleunigt als diese beiden Konkurrenten.
Außerdem hat der Frosch etwas, was Space Shuttle und Achterbahn nicht haben: eine Zunge, die er so weit herausstrecken kann, dass sie sechsmal so lang wird wie er selbst. Sie besteht sie aus einem hochelastischen Gewebe und damit der Frosch im Maul Platz für sie hat, kann er sie zusammendrücken wie eine Ziehharmonika. Frösche haben zudem den Vorteil, dass ihr Zungenmuskel an der Unterlippe anknüpft und nicht wie bei den meisten Säugetieren tiefer im Mundraum.